Demir Hotic: „Es gab gewisse Unstimmigkeiten“

Foto: Imago Images / Kicker, Liedel

Demir Hotic entschied sich 1989, dem Ruf von Reiner Geye zu folgen und zum 1. FC Kaiserslautern zu wechseln. Bei der Wandlung der Roten Teufel vom Abstiegskandidaten zum Deutschen Meister und Europapokal-Teilnehmer war der gebürtige Jugoslawe einer der Schlüsselspieler der Lautrer. Auch wenn es den heute 61-Jährigen nach seiner Zeit im FCK-Trikot noch einmal in die weite Welt zog, blieb er der Pfalz im Herzen immer treu.

„Die Herzlichkeit in der Pfalz hat mir immer gefallen“


Treffpunkt Betze: Herr Hotic, Sie kamen in sehr jungen Jahren nach Deutschland und wurden mit Ihrer Familie in Düsseldorf ansässig. Nach Stationen bei der Fortuna, Union Solingen, den Stuttgarter Kickers und dem VfB ging es 1989 für Sie zum FCK. Was begeisterte Sie so an der Pfalz, dass es Sie überhaupt hierher gezogen hat und dass Sie auch nach Ihrer aktiven Karriere zur Wahlheimat auserkoren haben?


Demir Hotic: Ich war erst im Sommer zuvor zum VfB Stuttgart gewechselt und es war eigentlich klar, dass ich dort Stammspieler werden sollte. Trainer Arie Haan hat dann aber mit Manfred Kastl selbst einen Stürmer geholt, dem er zunächst das Vertrauen schenkte. Ich habe mich dann zwar durchgesetzt und auch viele Spiele gemacht - unter anderem habe ich in der Vorrunde auf dem Betzenberg das Siegtor zum 2:1 für den VfB erzielt - aber ich wollte trotzdem wieder weg. Gerhard Meyer-Vorfelder (der damalige Präsident des VfB Stuttgart, Anm. d. Red.) hat mir das dann auch ermöglicht. Unter den vielen Anfragen die ich bekommen habe, war auch die vom FCK.


Ich bin dann zu einem Gespräch nach Kaiserslautern gefahren, weil man mich dort schon ein Jahr vorher haben wollte. Ich habe mich mit Reiner Geye und Gerhard Bold zusammengesetzt und noch am selben Abend per Handschlag mein Wort gegeben, dass ich nach Lautern komme. Im Rückspiel in Stuttgart habe ich dann übrigens wieder das Siegtor geschossen, dieses Mal allerdings das 1:0 für den FCK (lacht). Mittlerweile besteht zwischen den Fans des VfB und des FCK eine Fanfreundschaft, was mich natürlich sehr freut. Ich habe mich in Kaiserslautern immer pudelwohl gefühlt, weshalb ich auch nach meiner Karriere sehr gerne in der Region geblieben bin. Ich habe hier eine Menschlichkeit und eine Freundlichkeit gespürt, die insgesamt einfach sehr, sehr gut war. Die Herzlichkeit in der Pfalz hat mir immer gefallen.


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„Wir haben mit diesem Spiel viele Herzen erobert“


Treffpunkt Betze: In Ihre Zeit bei den Roten Teufeln fielen nicht nur der DFB-Pokalsieg 1990 und die Deutsche Meisterschaft 1991, sondern sie waren auch ein wichtiger Teil der Mannschaft, die im November 1991 den großen FC Barcelona an den Rand des vorzeitigen Ausscheidens aus der Champions League brachte. Wie haben Sie dieses Spiel und vor allem sein dramatisches Ende erlebt?


Demir Hotic: Das Spiel gegen Barcelona war natürlich etwas ganz Besonderes. Da haben Weltstars wie Pep Gardiola, Hristo Stoichkov oder auch Ronald Koeman gespielt. Wir haben in Barcelona vieles gut und richtig gemacht, mussten aber leider mit einer 0:2-Niederlage im Gepäck die Heimreise antreten. Aber im Rückspiel zu Hause haben wir gezeigt, was auf dem Betzenberg möglich ist. Wir waren voll da und haben leider kurz vor Schluss durch einen ganz kleinen Spieler, durch Bakero, der übrigens auch spanischer Nationalspieler war, ein Kopfballtor bekommen. Das war natürlich sehr bitter für uns alle und wir sind ausgeschieden. Aber wir haben mit diesem Spiel viele Herzen erobert.


Ich glaube, wir hätten in dem Jahr auch sehr weit kommen können, immerhin haben wir den späteren Champions-League-Sieger fast aus dem Wettbewerb geworfen. Das Spiel bleibt natürlich in Erinnerung und war auch sehr wichtig. Aber wenn man mit dem FCK Deutscher Meister, Deutscher Pokalsieger und Deutscher Supercupsieger wird, das alles als Leistungsträger miterleben darf und dazu noch viele Tore schießt, dann hat man generell nicht viel falsch gemacht. Wir hatten natürlich auch immer tolle Fans im Rücken. Die Fans damals waren sehr, sehr gut - heute ist das immer so ein bisschen schnelllebig. Da werden Spieler, Trainer und auch andere Leute teilweise ohne Anstand und ohne Respekt behandelt. Das tut manchmal schon weh, wenn man sieht, was da passiert.

„Manchmal wird es schwierig, wenn man die Wahrheit sagt“


Treffpunkt Betze: Nach Beendigung Ihrer aktiven Laufbahn sind Sie dem Fußball in verschiedenen Funktionen erhalten geblieben. Bis auf ein kurzes Engagement bei der U19 des 1. FC Kaiserslautern hat es Sie beruflich aber nicht mehr auf den Betzenberg gezogen. Warum fanden Sie und der FCK nicht mehr zusammen?


Demir Hotic: Ich habe nach meiner Karriere viele tolle Dinge gemacht, die mir Spaß gemacht haben. Ich war Co-Trainer beim türkischen Erstligisten Gençlerbirliği Ankara, ich war Trainer beim FK Željezničar Sarajevo, mit Wormatia Worms konnte ich den einen oder anderen Erfolg feiern, ich war sportlicher Leiter in Bad Kreuznach und in Neunkirchen, mit Turu Düsseldorf bin ich zweimal aufgestiegen, mit dem VfL Neustadt habe ich die Klasse gehalten. Jetzt baue ich in Ludwigshafen mit dem Polizeisportverein einen ganz, ganz tollen Verein wieder auf. Dass der FCK und ich nicht mehr zusammengekommen sind, liegt an anderen, nicht an mir. Manchmal wird es schwierig, wenn man die Wahrheit sagt und die Dinge benennt, die nicht stimmen.


Ich war A-Jugendtrainer und hätte auch länger bleiben können, aber da gab es gewisse Unstimmigkeiten. Ich bin damals mit den Jungs Meister und Pokalsieger geworden. Mein Ziel war natürlich, dass der eine oder andere meiner Spieler auch Profi wird, aber der Verein hat das anders gesehen und die A-Jugend als Spaßtruppe abgetan. Ich bin einfach der Meinung, dass man im Jugendbereich viel mehr Trainer einsetzen sollte, die professionell arbeiten und eine entsprechende Einstellung mitbringen. Das wird generell zu wenig gemacht, nicht nur beim FCK. Christian Wück, der gerade mit der U17 Weltmeister geworden ist, hat vor ein paar Tagen das Gleiche gesagt. Im Nachwuchsbereich müssen Trainer arbeiten, die den Jungs etwas beibringen können und die sie auch stärker machen.


Quelle: Treffpunkt Betze


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Quelle: Treffpunkt Betze


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Antworten 3

  • Hotic war und bleibt mit Wuttke zusammen mein Lieblingsspieler beim FCK. Demir hatte genau die richtige Einstellung, gepaart mit Talent, seinem Berif gegenüber. Und verdammt, was konnte er für ein mieser Drecksack auf dem Platz sein. Jeder Gegenspieler muß es abgrundtief gehasst haben gegen ihn zu kicken.

    Weil auch von Demir in dem Interview erwähnt, Großen Dank an Reiner Geye, der eine Mannschaft baute die uns bis 98 soviel Spaß bereitete und auch Titel bescherte. Leider war der Alkohol stärker als Geye, bei seinem Fußballsachverstand und Händchen für Spieler hätte er einer der größten Manager in Deutschland werden können.

    Danke 1 Gefällt mir 1
  • Edit sagt:

    Mir fiel noch was auf in dem Interview. Demir Hotic spricht davon den PSV Grün-Weiss Ludwigshafen hoch zu bringen.

    Ich dachte der wäre Trainer bei meinem alten Heimatverein Süd-West Ludwigshafen?!?

    Weiß da jemand der im Ludwigshafener Regionalsport tiefer drin ist bescheid?

  • apo696

    Bei Transfermarkt wird er bei Süd-West Ludwigshafen als Teamchef geführt. Bei PSV Grün-Weiß Ludwigshafen ist ein Nedim Özbek als Trainer eingetragen.

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