Euphoriebremse ausgebremst

Foto: Andreas Leiner

Der Betze war voll, die Stimmung überragend, das Ergebnis zuträglich. Das Tabellenmittelfeld ist wieder in greifbarer Nähe und das DFB-Pokal-Viertelfinale steht vor der Brust. Vor der Saison hätte sich wohl jeder Anhänger des 1. FC Kaiserslautern über eine solche Ausgangslage gefreut. Doch nach dem starken Saisonstart, dem rapiden Abfall, der Trainerentlassung und einer sieben Spiele andauernden Niederlagenserie fühlt sich die Situation nicht so gut an, wie sie könnte. Der FCK hat Schalke mit einer dominanten Vorstellung vom Berg gejagt und verdient gegen eine Mannschaft gewonnen, die zum Beginn dieser Saison mit ernsthaften Aufstiegsambitionen durch Deutschland gereist war.

Zwischen Betze-Depression und totaler Euphorie


Aber haben die Roten Teufel drei Punkte geholt, weil sich etwas grundlegend geändert hat oder weil das System von Dimitrios Grammozis endlich greift? Wohl kaum. Der Trainer, der nach dem Spiel gegen St. Pauli aufgrund kaum nachvollziehbarer Interviews und einer noch schwächeren Leistung auf dem Platz zu Recht in die Kritik geraten war und sich zudem mit Verleumdungen gegen seine Person auseinandersetzen musste, hatte noch in der Winterpause angekündigt, dass der FCK demnächst auf eine Viererkette umstellen werde. Zu Recht fragten sich viele Fans und Journalisten: Mit diesem Kader? Einem Kader, in dem es nach dem Ausfall von Hendrick Zuck und dem Rücktritt von Erik Durm keinen einzigen klassischen Linksverteidiger mehr gibt? Oder war all das nur eine Finte, die gegen den FC St. Pauli einfach nicht gezündet hat? Fest steht jedenfalls: Wenn Grammozis die Hertha am kommenden Mittwoch besiegt, schlägt die Betze-Depression wieder in totale Euphorie um. Und dann ist - zumindest bei Heimspielen auf dem Betzenberg - wieder alles möglich.

Mit neuen Kräften zu alter Leistung


Schon die Aufstellung vor dem Spiel hielt einige Überraschungen bereit. Frank Ronstadt für Jean Zimmer. „Der Kapitän gebenched“, wie man heutzutage zu sagen pflegt. Dazu eine körperlich groß gewachsene Doppelsechs mit Filip Kaloc und Julian Niehues. Diese war auch bitter nötig und musste - dem Plan geschuldet - oft in der Defensive aushelfen, da Tymoteusz Puchacz und Frank Ronstadt bei gegnerischem Ballbesitz stark ins Offensivpressing eingebunden waren und bei Abschlägen von Ralf Fährmann teilweise sogar auf Höhe des gegnerischen Strafraums attackierten. In der generellen Offensivbewegung änderte sich zunächst nichts. Bei Kontern wurden die Außen bedient, im Spielaufbau wurde Ache gesucht. Gelang es diesem, auf Marlon Ritter oder Richmond Tachie abzulegen, wurde es auch aus dem Spiel heraus gefährlich.


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Hervorzuheben ist die Leistung des linken Schienenspielers Puchacz, der wieder an den Pucha zu Beginn der Saison erinnerte. Extrem involviert und engagiert, überall auf dem Platz zu finden und bei Zweikämpfen mit der Osayamen-Osawe-Gedächtnislösung: Ball vorlegen und hoffen, dass man schneller ist als der Gegner. Das führte zwar zu dem einen oder anderen Ballverlust, aber am Ende auch zum 4:1, als er mit einem angetäuschten Sprint zwei Schalker Verteidiger auf sich zog und Aaron Opoku fast frei zum Abschluss kam.

Es lebe die Mannschaft


Die Mannschaft funktionierte gegen desolate Schalker wie ein Uhrwerk. Bis auf das obligatorische Gegentor (diese Mannschaft kann einfach nicht zu Null spielen) lief nahezu alles perfekt. Das Gegentor fiel übrigens wie so oft in dieser Saison nach einem langen Ball hinter die viel zu weit aufgerückte Dreierkette. Dazu gesellte sich eine Prise schlechtes Stellungsspiel und ein verlorenes Laufduell von Almamy Touré. Aber das war in diesem Spiel nicht so schlimm, weil einfach viele Spieler auf dem Platz wieder auf dem Niveau des Saisonbeginns spielten und die Neuzugänge sich wunderbar ergänzten. Das zweite Tor von Ragnar Ache dann wie zu seinen besten Zeiten, die übrigens erst vier Monate zurückliegen. Flanke in die Mitte von Tachie, eigentlich etwas zu hoch angesetzt, aber kein Problem für Sprungwunder Ache. Der war in diesem Spiel übrigens bei den Schalker Standards mit der Bewachung von Kopfballungeheuer Simon Terrode beauftragt. Und der ist zehn Zentimeter größer als Ache.


Übrigens: Noch bevor Ache den Ball in der Luft berührt, sieht man in fast jeder Kameraeinstellung Jean Zimmer jubeln. Das Vertrauen in Lauterns wandelnde Torgarantie ist also schon mal da. Diese Mannschaft hat nicht die Probleme und Zwistigkeiten, die ihr von außen in der letzten Woche angedichtet wurden. Jeder Jubel ein Gedicht. Auch ein Filip Stojilkovic, der erst seit einem Monat das Trikot der Roten Teufel trägt, schrie sich beim Jubel die Seele aus dem Leib, als würde er schon immer auf dem Betzenberg spielen.

Gedanken an die Zukunft


Doch das Fußballgeschäft, es ist ein schnell lebiges. Wird die Leistung gegen Hertha BSC Berlin im Pokalspiel nicht bestätigt oder der Sieg gegen Schalke in Elversberg nicht in einen Lauf umgesetzt, werden Abstiegsangst und Trainerentlassung wieder realistisch. Das Ungeheuer Betze muss Zähne zeigen, denn es hat noch immer die Chance, eine Saison mit sieben Niederlagen in Folge am Ende doch noch zu etwas ganz Besonderem zu machen.


#FCKS04: Die Spielernoten der Treffpunkt Betze-Redaktion:




Quelle: Treffpunkt Betze


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