Marlon Ritter: „Stehen zu Recht da, wo wir stehen“

Foto: Imago / Laci Perenyi

Marlon Ritter spielt seit 2020 beim 1. FC Kaiserslautern und passt zum FCK wie die Faust aufs Auge. Der unermüdliche Mittelfeldmotor verfügt nicht nur über viel fußballerische Kreativität, sondern geht mit seiner für den Gegner nicht immer angenehmen Art auch in typischer Betze-Manier voran und scheut keine Konflikte auf dem Spielfeld. Mit Treffpunkt Betze sprach der 29-Jährige über den bisherigen Saisonverlauf, die Auswirkungen von Trainerwechseln und seine „Dreckspatzigkeit“ auf dem Platz.


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„Ich bin ein sehr schlechter Fernsehzuschauer“


Treffpunkt Betze: Marlon, du bist trotz deiner Gelbsperre privat zum Auswärtsspiel nach Hannover gefahren. Warum war es dir so wichtig, trotzdem vor Ort und bei der Mannschaft zu sein?


Marlon Ritter: (lacht) Vor allem bin ich ein sehr schlechter Fernsehzuschauer. Wenn ich krank, verletzt oder wie jetzt gesperrt bin und mir das Spiel zu Hause anschaue, dann ist das für alle Beteiligten nie gut und schon allein deshalb war ich lieber im Stadion. Aber ich glaube auch, dass unsere Situation jetzt so ist, dass wir alle brauchen, auch die, die vielleicht nicht spielen können. Und als moralische Unterstützung kann man vielleicht auch vor Ort noch etwas bewirken.


Treffpunkt Betze: Lass uns für einen Moment gedanklich zum 9. Spieltag zurückgehen: Nach dem Sieg gegen Hannover standet ihr sogar für ein paar Stunden an der Tabellenspitze. Natürlich hatte niemand die Erwartung, dass dies fortgesetzt wird. Aber hättest du es damals für möglich gehalten, dass der FCK Monate später so tief im Abstiegskampf feststeckt?


Marlon Ritter: Zu diesem Zeitpunkt hat natürlich niemand von uns damit gerechnet, dass wir in der Tabelle so weit abrutschen würden. Es hat auch niemand damit gerechnet, dass wir ein ernstes Wort um den Aufstieg mitreden können, aber wir hatten eine sehr, sehr schlechte Phase, in der wir kein Spiel mehr gewonnen haben und so ist der Abstand nach unten von Woche zu Woche kleiner geworden. Jetzt stehen wir zu Recht da, wo wir stehen, denn die Tabelle lügt nicht. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass wir jetzt wieder auf dem Weg nach oben sind und uns aus der Misere befreien können.

„Ein Trainerwechsel bringt immer viel Unruhe mit sich“


Treffpunkt Betze: Worin siehst du rückblickend die Gründe für diesen Abschwung? Was sind - vielleicht immer noch - eure größten Schwierigkeiten und Probleme, die ihr als Mannschaft habt?


Marlon Ritter: Es klingt immer ein bisschen blöd und nach billigen Ausreden, aber so eine Serie hat auch immer etwas mit Spielglück zu tun. Wenn man den Saisonverlauf ein wenig rückblickend betrachtet, kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass wir viele Spiele gewonnen haben, in denen wir nicht wirklich besser waren als der Gegner und die wir nicht unbedingt hätten gewinnen müssen. Umgekehrt haben wir auch viele Spiele verloren, in denen wir nicht schlechter waren als der Gegner. Aber wenn man in einen negativen Flow gerät, in dem manchmal die einfachsten Dinge nicht mehr funktionieren, dann muss man sich auch erst wieder davon befreien.


Treffpunkt Betze: Bleiben wir bei den sportlichen Herausforderungen: Der FCK hat bzw. hatte. drei verschiedene Trainer, drei verschiedene Typen mit verschiedenen Ansätzen. Was ist dein Eindruck: Wie verändert das eine Mannschaft von innen? Und wie verändern solch zahlreiche Trainerwechsel einen Verein?


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Marlon Ritter: Ein Trainerwechsel bringt immer viel Unruhe mit sich. Es ist auch immer ein Zeichen dafür, dass die Mannschaft nicht richtig auf dem Feld funktioniert, wobei der Trainer oft am wenigsten Schuld hat. Wir Spieler stehen auf dem Platz und spielen die Spiele und es ist nicht schön, wenn in einer Saison zwei Trainer gehen müssen. Aber jetzt haben wir mit Friedhelm Funkel einen neuen Trainer, der schon einiges im Fußball erlebt hat und auch sicher bis zum Ende bleibt. Jeder Trainer hat seine eigene Herangehensweise, aber letztlich ist es egal, wer an der Linie steht, wir als Mannschaft sind in der Pflicht, die nötigen Punkte zu holen.

„Man weiß, dass man sich auf mich verlassen kann“


Treffpunkt Betze: Du selbst hast in 28 Pflichtspielen in dieser Saison fünf Tore und sechs Vorlagen erzielt. Manche sagen: Du bist in der Form deines Lebens. Hast du eine Erklärung dafür und wie bewertest du deine Rolle im Team?


Marlon Ritter: Das ist eine schwierige Frage. Ich kann jetzt nicht sagen, ob ich in der Form meines Lebens bin. Ich denke, dass ich auch in der vergangenen Saison einige gute Spiele gemacht habe, aber vielleicht nicht so viele Tore geschossen habe. Aber in der Mannschaft weiß man, dass man sich auf dem Platz auf mich verlassen kann, auch wenn ich abseits des Platzes eher ein lockerer Typ bin. Aber wenn es auf das Wochenende zugeht, bin ich immer fokussiert, versuche, mein Bestes zu geben, und ich glaube, das gelingt mir ganz gut.


Treffpunkt Betze: Du hast beim FCK schon auf einigen Positionen gespielt? Ist die Position des offensiven Mittelfeldspielers die, die dir am besten zusagt?


Marlon Ritter: Im Prinzip ist mir meine Position egal. Jede Position hat irgendwo ihre Vorteile. Auf der Sechs habe ich das Spiel mehr vor mir, kann das Spiel eher von hinten aufbauen. Auf der Zehn ist man eher derjenige, der den letzten oder vorletzten Pass spielt. Ich fühle mich im Zentrum einfach sehr wohl und habe da nicht wirklich eine Präferenz.

„Normalerweise bin ich ein ganz netter Kerl“


Treffpunkt Betze: Man könnte sagen, deine wichtigste Weiterentwicklung fand unter Marco Antwerpen statt, als du nach der Sommerpause vor der Aufstiegssaison auch körperlich wie ausgewechselt zurückgekommen bist. Seitdem spielst du auf einem anderen Level. Kannst du beschreiben, was damals bzw. vor dieser Vorbereitung passiert ist?


Marlon Ritter: Es war damals eine schwierige Saison für uns alle. Keiner, der damals auf dem Platz stand, ist auch nur annähernd an seine Leistungsgrenze gekommen. Und nachdem wir mit einem blauen Auge davongekommen sind, haben wir uns natürlich alle vorgenommen, so eine Saison nicht noch einmal spielen zu wollen. Dazu kam, dass ich in der Sommerpause Papa geworden bin, was auch noch mal einiges in mir freigesetzt hat. Wir hatten damals eine unheimlich gute Truppe zusammen, in der es einfach Spaß gemacht hat, Fußball zu spielen. Und dann ist es natürlich auch einfacher, Leistung zu bringen, wenn man sich gegenseitig so pushen kann.


Treffpunkt Betze: Es gibt aber noch einen zweiten Teil, der zu Marlon Ritter gehört: „Die haben keine Ideen, die kacken sich ein“, hast du in der Halbzeitpause des Pokalspiels im Kabinentrakt von Hertha BSC Berlin gerufen. Diese Szene ging viral. Du giltst als jemand, der provoziert, der polarisiert. Die Rheinische Post hat dein Verhalten auf dem Platz mal als “unmöglich” bezeichnet. Was hat es mit dieser "Dreckspatzigkeit" auf sich?


Marlon Ritter: Es geht immer darum, ein Spiel zu gewinnen. Man darf es im Spiel natürlich nicht übertreiben, aber wenn es auf den Platz geht, dann will ich einfach das Beste für meine Mannschaft und da gehört das auch ein bisschen dazu, alles zu versuchen. Und dass dann ab und zu so ein Spruch rauskommt, kann schon mal passieren. Aber nichts von dem, was ich mache, mache ich, um irgendwie viral zu gehen oder um Reaktionen von außen zu provozieren. Mir ist relativ egal, was die anderen denken. Wenn jemand hier nach Kaiserslautern kommt, soll er ruhig wissen, wo er ist und dass wir eine 'eklige' Mannschaft sind. Aber so bin ich eigentlich nur auf dem Platz. Normalerweise bin ich ein ganz netter Kerl, mit dem man viel Spaß haben kann (lacht).


Treffpunkt Betze: Jetzt hoffen wir natürlich alle, dass der FCK nicht absteigt. Ausgehend von diesem Szenario: Wo siehst du dich selbst in den kommenden drei Jahren? Mit oder ohne FCK?


Marlon Ritter: Das ist immer schwer zu sagen. Es geht ja nicht nur um mich und meine Wünsche. Auch der Verein könnte irgendwann eine andere Idee haben und vielleicht auf jüngere oder bessere Spieler setzen, deshalb kann ich dazu nicht viel sagen. Für mich kann ich nur sagen, dass ich mich mit meiner Familie hier sehr wohl fühle und im Moment keinen Grund sehe, nach Saudi-Arabien oder sonst wohin zu wechseln (lacht).


Quelle: Treffpunkt Betze


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