"Was vorher nie denkbar war, ist beim FCK möglich!"

Foto: Imago / Jan Hübner

Dienstag, 2. April 2024, kurz nach 18:00 Uhr. Das Fritz-Walter-Stadion hat seine Pforten geöffnet, wir finden uns auf einem Platz in der Westkurve in Block 8.1 ein. Da sind es noch fast drei Stunden bis zum Anpfiff. Nervosität macht sich breit. Dabei wird heute auf dem Betze gar nicht gespielt. In mir steigen Erinnerungen hoch. Knapp zwei Jahre zuvor saß ich schon einmal beim Public Viewing auf der Nordtribüne. Damals ging es gegen Dynamo Dresden um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Noch bei keinem anderen Spiel war ich schon am frühen Morgen so mit den Nerven am Ende. Kein anderes Spiel zog sich gefühlt derart in die Länge. Und nach keinem anderen Spiel brach ich nach Abpfiff in vergleichbare Freudentränen aus. Derartige Emotionen überkamen mich heute zwar nicht, schließlich ging es ja „nur“ um den Einzug in das DFB-Pokalfinale. Und doch: Es war das Gefühl, wieder einmal Teil von etwas Historischem zu sein. Inmitten des Herzens des FCK, dem Fritz-Walter-Stadion und seiner Westkurve. Dort, wo am Ende mehr Zuschauer anwesend sein sollten als im Saarbrücker Ludwigspark. So etwas gibt es eben nur in Kaiserslautern.


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Die Partie selbst war kein Leckerbissen. Aber das war auch nicht zu erwarten. Nicht wenige um mich herum hatten nach der ersten Halbzeit Zweifel, ob das wirklich gut gehen würde. Doch als Marlon Ritter in der 53. Minute zum Kopfball hochstieg und der Saarbrücker Torwart den Ball auf dem unsauberen Geläuf durch die Beine gleiten ließ, kannte der Jubel keine Grenzen. Almamy Touré machte eine Viertelstunde vor dem Ende den Deckel endgültig drauf. Und dann erklang er. Der Gesang, auf den ich so sehnsüchtig gewartet hatte.

Ein Traum wird Realität


Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“. Wie oft hatte ich das schon angestimmt. Aber so richtig mit Leben gefüllt haben es die Roten Teufel in meinem Fanleben noch nie. Okay, da war das Pokalfinale 2003 gegen die Bayern, aber da war ich noch so klein, dass ich mich nicht wirklich daran erinnern kann. Woran ich mich aber ganz genau erinnere: In dieser Saison begann ich, mich mit dem unheilbaren FCK-Virus zu identifizieren. Ein Pokalfinale eines nationalen Wettbewerbs, die Möglichkeit – scheint sie aufgrund des Gegners auch noch so unrealistisch – innerhalb von 90 Minuten einen echten Titel zu gewinnen, wurde allenfalls in meinen Fußballmanager-Spielen am PC Wirklichkeit. Fasziniert, aber auch mit einem Schuss Neid, hörte ich immer wieder die Geschichten von wilden Partynächten nach Pokalsiegen und Meisterschaften in den 1990er-Jahren. Ich war mir sicher: So etwas wird in deinem Leben nicht mehr passieren. Ich war schon dankbar, die Aufstiege 2010 und 2022 miterlebt und ausgiebig mitgefeiert zu haben. Das Herzblutfinale 2008, der Sieg gegen Bayern 2010 oder die gewonnene Relegation gegen Dresden. Auch das sind Erinnerungen, die für immer bleiben werden.


Jetzt also Pokalfinale. Berlin. Es ist wirklich Realität. Gegen Saarbrücken, das zuvor auf ihrer zugegeben sensationellen Pokalreise schon die Bayern, Gladbach oder Frankfurt ausgeschaltet haben, wurden trotz widriger Bedingungen einer der vielleicht wertvollsten Derbysiege eingefahren. Was für eine Genugtuung. Hatte man doch im Saarland im Vorfeld wieder einmal den Mund sehr voll genommen. „Ich sehe mich da schon. In Berlin. Im Pokalfinale“, hatte etwa Saarbrückens Kai Brünker geäußert, nachdem er in der Nachspielzeit des Viertelfinales das Siegtor gegen Borussia Mönchengladbach erzielt hatte.

Saarbrücken hilft auch die Wettbewerbsverzerrung nichts


Und schließlich war da noch das nicht enden wollende Rasentheater. Schon gegen Bayern und Gladbach war dieser nach sintflutartigen Regenfällen eigentlich unbespielbar. Und auch für das Halbfinale war wieder Starkregen gemeldet. Doch beim FCS entwickelte sich daraus scheinbar fast schon eine Art Stolz. Es wurde im wahrsten Sinne des Wortes alles getan, dass im Freibad Ludwigspark am Ende das Halbfinale ausgetragen werden konnte. Sogar das Ligaspiel drei Tage zuvor gegen Rot-Weiss Essen wurde abgesagt, um das Geläuf zu schonen. Eine Wettbewerbsverzerrung, die an Frechheit nicht zu überbieten ist. Und das für gleich mehrere Parteien. Schließlich hatte sich der FCK drei Tage zuvor im Abstiegskampf gegen Fortuna Düsseldorf verausgabt. Und auch Essen rechnet sich noch Chancen im Aufstiegskampf der 3. Liga aus. Der FCS konnte sich dagegen vor seinem vermutlich letzten Halt vor dem Endspiel in Berlin entspannt zurücklehnen. Am Ende half es alles nichts. Marlon Ritter, der Torschütze zum 1:0, brachte es auf den Punkt: „Anscheinend war der Platz für Saarbrücken doch nicht so gut, wie immer geschrieben wurde. Auf einem normalen Platz wäre der wahrscheinlich nicht reingegangen“. Da war es wieder. Das Gefühl eines Derbysieges. Auch wenn das angesichts der Bedeutung des Pokalspiels etwas in den Hintergrund zu rücken schien. Doch klar ist: Der Südwesten ist und bleibt eben für immer rot-weiß-rot. Punkt.


Der Rest war eine einzige Party. Und dennoch spürte ich in mir eine gewisse Zurückhaltung. Zu groß ist nach wie vor die Anspannung aufgrund der Tabellensituation in der 2. Bundesliga. Mehr als einmal hörte ich in diesen Tagen Sätze wie: „Vielleicht läuft es ja wie 1996: Erst Abstieg, dann Pokalsieg“. In Teufels Namen bitte nicht, denke ich mir immer wieder. So schön der Pokaltraum auch ist: Der Ligaverbleib muss über allem stehen. Die Gefahr, sich alles wieder einzureißen, was sich der Verein in den vergangen drei Jahren aufgebaut hat, wäre eklatant. Passend dazu ploppte mir auf Facebook eine Erinnerung auf: Fast exakt vor drei Jahren, am 3. April 2021, gewannen die Roten Teufel gegen den Halleschen FC. Die Lautrer bejubelten coronabedingt vor leeren Rängen einen überlebenswichtigen Dreier im Abstiegskampf der 3. Liga. Torschütze für Halle war damals übrigens noch ein gewisser Terrence Boyd.

Vom Abgrund ins Pokalfinale: In Kaiserslautern ist alles möglich


Ja, es ist erst drei Jahre her, da kämpfte unser geliebter FCK um nicht weniger als seine Existenz. Mit einer gerade erst überstandenen Insolvenz im Rücken und acht Punkten Rückstand auf das rettende Ufer. In Deutschland bestimmte noch Corona das Geschehen und nach einer 0:1-Niederlage in Magdeburg stand ich abends nach einem ausgedehnten Abendspaziergang mit Tränen in den Augen vor „meinem“ Stadion und hatte Angst, dass hier vielleicht nie wieder Profifußball vor Publikum gespielt werden würde. Doch dann passierte das, was den Fritz-Walter-Klub so einmalig macht, was quasi in seiner DNA verankert ist. Mannschaft, Trainerteam und Fans formierten sich zu einer Einheit. „Endspurt heißt Siege erzwingen“, diesen Spruch kreierten die Anhänger, die fortan bei Heimspielen unter Einhaltung der damals geltenden Corona-Regeln vor den Toren des Stadions ausharrten und mit ihrer Mannschaft litten. Mit dem Gefühl dieser Geschlossenheit schafften die Roten Teufel am Ende noch den schon für unmöglich gehaltenen Klassenerhalt in Liga Drei. Der Rest ist Geschichte.

Immer an Norbert Thines denken: Die David-Rolle liegt dem FCK


Heute, drei Jahre später, kämpfen die Männer in Rot wieder um den Klassenerhalt. Doch die Lage scheint bei Weitem nicht so aussichtslos. Friedhelm Funkel hat der Mannschaft neues Leben eingehaucht, der Finaleinzug sollte Rückenwind für die verbleibenden sieben Spiele geben. Der Mannschaft sei gesagt: Glaubt an euch, haltet zusammen, dann wird am Ende auch in diesem Jahr der Klassenerhalt gelingen.


Und wer weiß, was dann am 25. Mai in Berlin passiert. Jeder, der den FCK liebt, kennt schließlich den Satz des verstorbenen Präsidenten Norbert Thines: „Vom Verstand her weiß ich, wie schwierig es ist - aber ich weiß auch, was Pfälzer, wenn sie zusammenhalten, bewegen können. Was vorher nie denkbar war, ist beim FCK möglich!“. David gegen Goliath. Auch das ist, was den FCK wie vielleicht keine andere Mannschaft bekannt gemacht hat.


In diesem Sinne: Lautre is widder do und Lautre bleibt auch do! Für immer. Denn: Solang‘s in Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK!


Quelle: Treffpunkt Betze


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