Die Comebacker brauchen noch Verstärkung
- Gerrit
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Die ersten Minuten einer neuen Saison sind immer ein Stück weit eine Wundertüte. Insbesondere, wenn ein neuer Cheftrainer mit neuen Ideen an der Seitenlinie steht. Entsprechend groß war die Spannung, wie sich der 1. FC Kaiserslautern nach dem durchwachsenen, aber letztlich siegreichen Auftakt bei Aufsteiger Ulm bei der Heimpremiere gegen die SpVgg Fürth präsentieren würde. Welches Gesicht würde der FCK zeigen? Das „neue“, aktive, offensive? Oder - auch mit Blick auf die ebenfalls zum Auftakt siegreichen Fürther - das der Vorsaison?
Baustelle Defensive: Tomiak ist auf der Sechs verschenkt
In den ersten Minuten sah es gar nicht schlecht aus. Die neue Spielidee von Markus Anfang war zu erahnen, im 4-2-3-1-System sollte der Gegner früh unter Druck gesetzt und das Spiel spielerisch gestaltet werden. Doch nach etwa 20 Minuten wurde deutlich, woran es noch hapert: Die Männer in Rot ließen sich zunehmend in eine defensive Fünferkette zurückfallen und wurden passiver. Vor allem Boris Tomiak, der eigentlich die Sechserposition besetzen sollte, ließ sich immer wieder in die Abwehrkette zurückfallen und wirkte dadurch ein wenig „verschenkt“. In der Innenverteidigung machten Janis Heuer und Jan Elvedi einen ordentlichen, aber nicht fehlerfreien Job. So war das Gegentor nur eine Frage der Zeit, auch wenn es ärgerlicherweise per Elfmeter fiel.
Dieser hätte übrigens deutlich weniger Unmut beim rot-weißen Anhang hervorgerufen, wenn die DFL in der sechsten Saison seit Einführung des Videobeweises endlich einmal transparent im Stadion zeigen würde, was da eigentlich überprüft wird. Die Olympischen Spiele in Paris zeigen aktuell, wie es richtig geht. Berechtigt war der Strafstoß allemal. Und auch beim 0:2 sieben Minuten später schwamm die Betze-Defensive gewaltig und ließ den bärenstarken Schlussmann Julian Krahl im Stich. Alles in allem zeigt sich: Die Dauerbaustelle Abwehr ist nach wie vor nicht geschlossen. Die Lautrer täten gut daran, hier noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden.
Auch auf den Flügeln fehlt es an starken Alternativen
Doch ob es dazu kommt? Nach dem gescheiterten Transfer von Vladan Danilovic ruht die Suche nach einem Sechser vorerst. Stattdessen setzt der FCK neben dem vorhandenen Personal auf Nachwuchsprofi Leon Robinson und Neuzugang Jan Gyamerah. Ein Wagnis. Tomiak kann seine Robustheit in der Innenverteidigung besser ausspielen, in der Spieleröffnung fehlt ihm gerade angesichts der neuen Spielidee (noch) die nötige Qualität. Bemerkenswert ist auch, dass der FCK seit nunmehr drei Jahren um diese Schwachstelle weiß, aber bis auf Filip Kaloc keine nachhaltige Verstärkung an Land ziehen konnte.
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Auffallend gegen Fürth war zudem die wirkungslose rechte Seite. Jean Zimmer und Richmond Tachie vermochten es nicht, für gefährliche Momente zu sorgen und ließen ein ums andere Mal Fürther Umschaltsituationen zu. Tachie lief sich meist im Eins-gegen-Eins fest, Hereingaben entfachten keine Gefahr. Ohne den angeschlagenen Kenny Redondo fehlt es auch hier noch an nötiger Qualität und Tiefe im Lautrer Kader.
Eine Weiterentwicklung ist erkennbar
Die Heimpremiere brachte aber auch Positives zu Tage. Im Gegensatz zur Vorsaison zeigte die Startelf bereits im zweiten Saisonspiel zum zweiten Mal, dass sie mit Rückständen umgehen und ein Spiel auch in der zweiten Halbzeit noch drehen kann. Das schafft nicht nur Selbstvertrauen, sondern sorgt mit vier Punkten aus den ersten beiden Partien auch für einen mehr als ordentlichen Saisonstart. Die anfängliche Skepsis gegenüber Trainer Anfang hat sich bisher nicht bestätigt, das Konstrukt wirkt harmonisch. Gegen spielstarke Fürther behielten die Hausherren mit 54 Prozent Ballbesitz die Oberhand - beachtlich, wenn man bedenkt, dass hier in den vergangenen beiden Spielzeiten fast ausschließlich immer der Gegner die Nase vorn hatte.
Auch die bisher gezeigte taktische Flexibilität lässt hoffen. Anfang lässt seine Spieler an der langen Leine, lässt sie auf dem Feld mehr oder weniger selbst entscheiden, wie sie taktisch agieren wollen. Er greift aber auch ein, wenn es nötig ist: Mit der Einwechslung von Gymerah und Ache für Kaloc und Zimmer und der Umstellung auf ein 3-5-2 sorgte Anfang für die entscheidende Wende. Der Ausgleich durch Ache war folgerichtig und verdient, mit etwas mehr Spielzeit hätten die Roten Teufel die Partie vielleicht komplett auf ihre Seite ziehen können. Die Fans jedenfalls stehen wie gewohnt hinter ihrer Mannschaft, der wiederum Anfangs Idee vom Fußball zu gefallen scheint. Das macht Mut für die kommenden Aufgaben, auch wenn die Heimpremiere gegen Fürth noch keinen Anlass zu überbordender Euphorie geben sollte.
Quelle: Treffpunkt Betze