Boris Tomiak: „Ziel ist es, in der Bundesliga zu spielen“

Foto: Imago / Steinbrenner

Als Boris Tomiak vor vier Jahren zum 1. FC Kaiserslautern wechselte, war die Fußballwelt noch eine andere. Der FCK war gerade mit Ach und Krach der Regionalliga entkommen, Tomiak selbst war zarte 22 Jahre alt und hatte bis dahin nur in der Regionalliga West gekickt. Aus dem etwas unsicheren Jungprofi ist heute ein gereifter Mann, Familienvater, absoluter Führungsspieler und Publikumsliebling geworden. „Eigentlich hat sich mein ganzes Leben verändert“, erzählt der gebürtige Essener, den alle nur “Bobo“ nennen und der mittlerweile 112 Pflichtspiele für die Lautrer absolviert hat.


Wie viele kommen noch hinzu? In der Vergangenheit gab es dem Vernehmen nach immer wieder Angebote - auch aus der Bundesliga, doch der Defensivspezialist entschied sich immer wieder für den FCK. Tomiak fühlt sich wohl in der Pfalz und lässt durchblicken, dass ein Wechsel in dieser Transferperiode unwahrscheinlich ist.


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„Unser Ziel muss es sein, weniger Gegentore zu kassieren“


Treffpunkt Betze: Hallo Boris. Vor exakt einem Jahr haben wir uns an gleicher Stelle ebenfalls nach den ersten beiden Spielen unterhalten. Damals hattet ihr gerade das zweite Saisonspiel auf Schalke 0:3 verloren, du hattest die Gelb-Rote Karte gesehen. Ein Jahr später habt ihr nach zwei Partien bereits vier Punkte auf dem Konto. Wie bewertest du euren Saisonstart?


Boris Tomiak: Der Saisonstart ist auf jeden Fall sehr positiv zu bewerten. Wir haben eine gute Mannschaft mit einer guten Teamchemie zusammen, was man schon vor dem Rundenstart merken konnte und was sehr viel ausmacht. Wir haben alle einen Plan und viel Spaß. Wir sind in der Liga bisher ungeschlagen, im Pokal sind wir auch weiter. Da gibt es denke ich nicht viel zu meckern.


Treffpunkt Betze: Ihr seid zudem in beiden Spielen wieder einmal nach Rückständen zurückgekommen, auch in Ingolstadt war trotz Unterzahl nichts von einem Verwaltungsmodus zu spüren. Ist das eine neue, beziehungsweise wieder entdeckte Qualität unter Markus Anfang, die auch mit dem neuen Spielsystem zusammenhängt?


Boris Tomiak: Mit dem Spielsystem hat es nichts zu tun. Unser Ziel ist es ja nicht, immer wieder in Rückstand zu geraten und dann wieder zurückzukommen (lacht). Unser Ziel ist es, weniger Gegentore zu kassieren und öfter als letztes Jahr die Null zu halten. Bisher ist uns das zwar noch nicht gelungen, wir haben uns aber trotzdem schon um Einiges verbessert. Dennoch besteht am Saisonanfang noch viel Luft nach oben.

„Ich habe auf beiden Positionen viele gute Spiele gemacht“


Treffpunkt Betze: Du sprichst die Defensive schon an: Es ist euch bisher in keinem Pflichtspiel gelungen, zu Null zu spielen. Die Anfälligkeit der Abwehr war ja schon in der vergangenen Saison ein großes Thema: Woran müsst ihr deiner Meinung nach noch arbeiten, um noch stabiler zu werden?


Boris Tomiak: Es fängt schon vorne an. Wir müssen noch intensiver Angriffs- und Mittelfeldpressing spielen, vielleicht noch intensiver den Gegner anlaufen. Hinten müssen wir noch enger an die Gegenspieler ran. Und was auch dazu kommt: In Ingolstadt haben wir uns in der ersten Hälfte viele Chancen herausgespielt und das richtig gut gemacht. Diese Chancen müssen wir noch konsequenter versenken. Umso einfacher wird das Spiel auch defensiv gegen Ende der Partie.


Treffpunkt Betze: In den ersten beiden Ligaspielen bist du von der Innenverteidigung wieder einmal ins defensive Mittelfeld gerückt, hast dich während des Spiels häufig aber auch zurückfallen lassen. Es wirkte ein wenig so, als würde dich die Position im defensiven Mittelfeld deiner Stärken berauben, die du in der Innenverteidigung ausspielen kannst. Zumindest sehen die meisten Fans und Experten dich in der Innenverteidigung am stärksten. Wie nimmst du diese Diskussion rund um deine optimale Position wahr?


Boris Tomiak: Ich bin ja schon ein paar Jahre hier und lese mir nicht mehr so viele Dinge durch. Wenn du hier fünf gute Spiele machst, bist du gefühlt der beste Spieler und nach einem schlechten Spiel auf einer anderen Position wird schon alles hinterfragt (lacht). Ich habe in den letzten Jahren sowohl im Mittelfeld als auch in der Innenverteidigung oft gespielt, dabei auf beiden Positionen viele gute Spiele gemacht. Aber klar, es ist hier wie dort noch Luft nach oben. Ich weiß, was der Trainer von mir erwartet und der Rest ist mir egal. Da wo ich spiele, bin ich froh und dort versuche ich der Mannschaft so viel zu geben, wie ich kann und dort möchte ich Verantwortung übernehmen. Die Position ist dabei sicher auch spieltags- und gegnerabhängig. Meine Wünsche sind da zweitrangig.

„Seit ich in Lautern bin, hat sich mein ganzes Leben verändert“


Treffpunkt Betze: Blicken wir ein wenig zurück: Der FCK geht in diesem Jahr bereits in seine dritte Zweitliga-Spielzeit, du in dein viertes Jahr als Profi am Betze. Was hat sich in dieser Zeit alles verändert, verbessert und entwickelt?


Boris Tomiak: Seit ich in Lautern bin, hat sich eigentlich mein ganzes Leben verändert. Der FCK war vor vier Jahren meine erste Profistation, ich wurde direkt Stammspieler und wir sind in die 2. Bundesliga aufgestiegen. In der Zweiten Liga hatten wir auch direkt Erfolg, haben zwischenzeitlich sogar oben mitgespielt. Zudem haben wir vergangenes Jahr im DFB-Pokalfinale gestanden. Gefühlt habe ich in den vergangenen drei Jahren auch nahezu jedes Pflichtspiel absolviert, sofern ich fit und nicht gesperrt war. Auch privat ist viel Positives passiert, sodass die Zeit hier bisher sehr ereignisreich war. Was den Verein angeht, sieht man in jeder Trainingseinheit, was hier entstanden ist, wie viele Leute immer hierher kommen und welche Euphorie seit dem Aufstieg herrscht. Das ist Wahnsinn.


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Treffpunkt Betze: Markus Anfang hat vor der Saison einen neuen Kapitän und Mannschaftsrat bestimmen lassen. Viele hätten vielleicht erwartet, dass du als einer der dienstälteren FCK-Profis auch Teil des Gremiums wirst. War das für dich ein Thema oder spielt das bei der Übernahme von Verantwortung auf dem Platz keine Rolle?


Boris Tomiak: Für mich ändert es nichts, ob ich im Mannschaftsrat bin oder nicht. Jeder muss seinen Beitrag leisten und Verantwortung auf dem Platz übernehmen. Ob es Jean Zimmer ist oder meine Person, unser Wort hat in der Mannschaft Gewicht, auch wenn wir nicht Teil des Mannschaftsrates sind. Ich bringe mich genauso ein wie vorher und auch für das Team spielt das keine Rolle.

„Das wäre gelogen“


Treffpunkt Betze: Kommen wir zu einem Thema, das natürlich vor allem viele Fans bewegt: Du bist mittlerweile absoluter Leistungsträger im Verein, entsprechend kursiert auch dein Name immer wieder bei Bundesligisten oder ambitionierten Zweitligisten. Jetzt ist das Transferfenster nur noch zehn Tage geöffnet. Kannst du ausschließen, noch in diesem Sommer Kaiserslautern zu verlassen?


Boris Tomiak: Ich bin nicht der Typ, der definitive Aussagen macht, denn im Fußball und im Leben kann immer alles passieren. Deswegen kann man grundsätzlich nichts zu einhundert Prozent ausschließen, das wäre gelogen. Jeder hat auch seine privaten Ziele und Wünsche, ich auch. Ich habe die komplette Vorbereitung hier absolviert, habe einen laufenden Vertrag und fühle mich sehr wohl. Außerdem haben wir noch einige Ziele mit der Mannschaft.


Treffpunkt Betze: Und was sind deine persönlichen Wünsche und Ziele?


Boris Tomiak: Wir wollen als Mannschaft eine erfolgreiche Saison spielen. Wir haben auch eine sehr gute Mannschaft, von daher sollten wir auch hohe Ansprüche an uns selbst haben. Jeder der mit Fußball angefangen hat, will irgendwann so hoch es geht spielen. Auch mein Ziel ist es, irgendwann in der Bundesliga zu spielen. Den Anspruch habe ich an mich selbst. Natürlich wäre es schön, das mit dem FCK zu erleben.

„Zweikampfhärte wird entscheiden“


Treffpunkt Betze: Blicken wir zum Abschluss auf das kommende Wochenende. Am Samstag steht für den FCK ein Wiedersehen mit seinem ehemaligen Trainer Sascha Hildmann und Deinem Ex-Kollegen Dominik Schad an. Was erwartest Du gegen Münster, die auch wie Ulm den Durchmarsch geschafft haben und bis in die Haarspitzen motiviert sein dürften?


Boris Tomiak: Es ist ein Auswärtsspiel bei einem eingespielten Aufsteiger. Das kann man auf jeden Fall mit Ulm vergleichen. Sie werden 90 Minuten in die Zweikämpfe fliegen und um alles kämpfen, um uns Punkte zu klauen. Wir können viel von Taktik sprechen, aber zunächst mal müssen wir alle wieder unsere Mentalität und Zweikampfhärte auf den Platz bringen. Das wird entscheidend sein.


Quelle: Treffpunkt Betze


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Antworten 2

  • Vielen Dank für das sehr lesenswerte Interview mit "Bobo" - Auch wenn man im heutigen Business Profifussball niemals nie sagen sollte, hören/lesen sich die Zeilen definitiv nicht nach einem vorzeitigen Abschied von ihm an. Um ehrlich zu sein, finde ich es sogar sehr beachtenswert dass er selbst darauf verweist, wieviel positives ihm in seiner bisherigen Zeit beim FCK widerfahren ist und er noch weitere Aufgaben mit der aktuellen Mannschaft in Angriff nehmen will. Wenn es dabei "zufällig" zu einem Aufstieg in die Bundesliga kommen sollte, natürlich umso schöner. Genau solche Leistungsträger gilt es aus unserer Sicht zu halten, denn nur so kann sich so etwas wie Kontinuität entwickeln, die uns andere Standorte aktuell leider noch etwas voraushaben.

    Danke 1 Gefällt mir 1
  • Ich denke Boris könnte 1. Liga und das wird er auch irgendwann spielen, ich hoffe mal bei uns. Also auf geht's Jungs, lasst es uns gemeinsam angehen :schal: :arbeit:

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