Viele Verletzte, darunter einige Leistungsträger, eine Serie von fünf Spielen ohne Sieg und mit dem SC Paderborn ein Gegner, der in der Liga noch ungeschlagen ist. Schlimmer hätte es für den 1. FC Kaiserslautern vor dem neunten Spieltag kaum kommen können. Doch die Roten Teufel trotzten den Widrigkeiten mit Einsatz und Mentalität und fuhren den ersten Heimsieg der Saison ein. Auch wenn das Spiel kein Leckerbissen war und vor allem spielerisch noch viel Luft nach oben war, ließ die Mannschaft einige ihrer Stärken aufblitzen.
Die Gunst der Stunde genutzt
Aufgrund der vielen Ausfälle musste FCK-Trainer Markus Anfang sein System umstellen. Er wechselte von seinem gewohnten 4-4-3 auf eine Dreierkette, um vor allem das Zentrum zu stärken, wodurch Luca Sirch für Boris Tomiak in der Dreierkette und Afeez Aremu für den angeschlagenen Marlon Ritter im defensiven Mittelfeld ihr Startelfdebüt gaben. Zudem wurden die beiden Außenbahnen mit Jean Zimmer und dem ebenfalls erstmals in der Startelf stehenden Florian Kleinhansl besetzt. Damit vertraute Anfang aufgrund der Ausfälle vor allem im Defensivverbund Spielern, die zuletzt kaum eine Rolle gespielt hatten. Somit kamen an diesem neunten Spieltag alle Spieler mindestens einmal zum Einsatz.
Die Neuen zahlten das Vertrauen mit starken Leistungen zurück. Als Krönung erzielte Luca Sirch in seinem ersten Profispiel von Beginn an das vorentscheidende 2:0. Mit viel Einsatz und Kampfgeist hielt die Defensive mit den Paderbornern eine der besten Offensiven der Liga vom eigenen Tor fern. Auch wenn sich mit zunehmender Spieldauer die fehlende Spielpraxis und Fitness bemerkbar machte, zeigten Kleinhansl, Sirch und Aremu, dass sie mehr als nur ernsthafte Alternativen sind und Markus Anfang in den nächsten Wochen nicht auf sie verzichten kann. Sobald alle Spieler wieder zur Verfügung stehen, wird der Trainer die Qual der Wahl haben.
Eine intakte Mannschaft
Fußballerisch hatte der FCK jedenfalls deutlich Luft nach oben. Zu selten gelang es den Hausherren, mit Kombinationsfußball nach vorne zu spielen. Aufgrund der defensiven Kompaktheit litt das Offensivspiel erheblich. So war der verdiente Sieg nicht das Ergebnis spielerischer Überlegenheit - hier war Paderborn tatsächlich die bessere Mannschaft - sondern der Wille und die Entschlossenheit waren letztlich ausschlaggebend. Exemplarisch dafür war das Anlaufen der vorderen Dreierreihe mit Yokoto, Ache und dem unermüdlichen Hanslik, die immer wieder Wege zustellten und bereits in der Offensive die Verteidigung übernahmen. Ache belohnte sich für diesen Einsatz mit dem 1:0, als er den gegnerischen Torhüter zu einem Fehler zwang. Sicherlich kann man hier von Glück sprechen, dass der Ball durchrutschte, aber genau dieses Glück muss man sich erarbeiten.
Die in den letzten Wochen bemängelte fehlende Gier zeigt sich nicht nur in der Gier, Tore zu schießen, sondern auch in der Gier, Tore zu verhindern. Elvedi, Sirch und Heuer warfen sich mit allem, was sie hatten, in die Schüsse der Paderborner und versuchten mit unbändigem Willen, ein Gegentor zu verhindern.
Ein weiter so muss es geben
Auch das Mannschaftsgefüge scheint von Woche zu Woche mehr zusammenzuwachsen. Spieler, die lange Zeit außen vor waren, blieben ruhig, warteten auf ihre Chance und nutzten sie. Beim Tor von Sirch rannte die ganze Bank zum Jubeln auf den Platz, jeder gönnt dem jeweils anderen und stellt seine persönlichen Ansprüche hinten an. So wie Marlon Ritter, der noch nicht bei 100 Prozent war und deshalb zunächst auf der Bank Platz nehmen wollte, keinen falschen Ehrgeiz zeigte und nach seiner Einwechslung mit einer überragenden Leistung das Spiel entschied. Die Frage ist nur, ob es dem FCK gelingt, diese Mentalität und Einsatzbereitschaft auch in anderen Spielen als den Spitzenspielen auf den Platz zu bringen.
Dass nicht alles perfekt war und vieles zu Gunsten des FCK lief, weiß auch Markus Anfang, der das Spiel wie die Mannschaft richtig einzuordnen weiß. Dennoch kann der Sieg als Wendepunkt gewertet werden, der neben Selbstvertrauen auch wichtige Erkenntnisse gebracht hat. Im Kader stehen nun weitere ernstzunehmende Alternativen zur Verfügung, die den Konkurrenzkampf weiter anheizen werden, zumal die Pfälzer mit der Dreierkette deutlich besser zu funktionieren scheinen. Es bleibt abzuwarten, ob die Roten Teufel ihre Leistungen bestätigen können. Mit Fortuna Düsseldorf wartet das nächste Topspiel unter Flutlicht - und das kann der FCK bekanntlich.
Quelle: Treffpunkt Betze