Das Spitzenspiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Hannover 96 hielt was es im Vorfeld versprochen hatte: Rund 46.000 Zuschauer pilgerten am Samstagmittag auf Deutschlands schönsten Fußballberg und bewunderten bei kaltem, trockenem Wetter zwei Mannschaften, deren Kader nominell in weiten Teilen den Esprit der 1. Bundesliga versprühten. Auf dem frisch verlegten Rasen ließen beide ihrer Spielfreude freien Lauf und produzierten insgesamt gut 40 Torschüsse. Emotional wurde es auch bei der Rückkehr des Ex-Teufels Boris Tomiak, der sich mit seinen bekannt robusten Aktionen zum Dirigenten seines eigenen Pfeifkonzerts der FCK-Fans aufschwang. Am Ende fehlten nur die Tore.
Teuflisch gut
Dabei verlief die erste Viertelstunde vielversprechend für die Hausherren. Mit zahlreichen Positionswechseln wirbelten alle Feldspieler der Pfälzer die Abwehr der Niedersachsen durcheinander und generierten mehrere Einschussmöglichkeiten. Yokotas Versuch nach drei Minuten war eher eine Rückgabe, Gyamerah schoss über das Hannoveraner Tor, ehe Marlon Ritter Torhüter Ron-Robert Zieler die Handschuhe warm schoss.
Zum besten Mann auf dem Platz avancierte Jan Elvedi in einer Phase, in der es schien, als hätte man den Betzebuben den Stecker gezogen. Denn auch wenn seine Abwehrkollegen im weiteren Spielverlauf mit ihrem Stellungsspiel häufiger daneben lagen oder nicht richtig in die Zweikämpfe kamen, war Elvedi präsent und entschärfte die allermeisten Szenen. Und auch wenn Maxi Bauer nicht seinen besten Tag erwischt hatte, ließ er immer wieder durchblicken, was für eine Bereicherung er für die Lautrer Abwehr ist. Wer weiß, wie schnell der Ärger über die fehlende Kaufoption nicht nur bei Yokota, sondern auch bei der Augsburger Leihgabe hochkocht.
Die Fehlerteufel
Am heißesten gehandelt werden auf dem Transfermarkt seit Jahren diejenigen Spieler, die sich auf die Positionen des rechten oder linken Außenverteidigers spezialisiert haben. So konnte der FCK im Sommer Publikumsliebling Puchacz nicht halten und verstärkte sich auf beiden Außenbahnen mit neuem Personal. Gegen Hannover kamen Wekesser und Gyamerah zum Einsatz. Während Letzterer seine Sache solide machte, wirkte Wekesser vor allem in der Defensive wieder häufiger nicht sattelfest.
Auf der Gegenseite trieb Yokota der niedersächsischen Abwehr ein ums andere Mal die Schweißperlen auf die Stirn. Immer wieder beeindruckt er durch seine Dynamik, mit der er mit dem Ball am Fuß auf seine Gegenspieler zuläuft und sich im Eins-gegen-Eins durchsetzt, wie es nur wenige in der zweiten Liga können. Leider bleibt das brotlose Kunst, wenn der finale Pass nicht ankommt. Im Spiel gegen Hannover gelang Yokota leider kaum eines dieser Zuspiele, was mit ein Grund dafür war, dass Ache in der Luft hing.
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Julian Krahl hingegen brachte sich deutlich mehr ins Spiel ein, als ihm und Trainer Markus Anfang lieb sein konnte. Betrachtet man seine Paraden, liest sich das wie die Bilanz des Spielers des Spiels. Allein Jessic Ngankam und Marcel Halstenberg werden Alpträume von ihren vergebenen hundertprozentigen Chancen haben, weil "Kralle" immer wieder ein Körperteil zwischen Ball und Tor brachte. Auf der Linie gibt es in dieser Liga kaum einen Besseren, selbst in der Bundesliga nur wenige. Dass der FC Bayern und andere Spitzenmannschaften Krahl noch nicht auf dem Zettel haben, muss damit zusammenhängen, dass er abseits der Linie zum Teil noch großes Verbesserungspotenzial hat. Zu nennen sind hier seine immer wieder problematischen Abstöße oder beispielhaft auch sein misslungener Spielaufbau nach guter Parade nach der ersten Viertelstunde.
Der Teufel ist ein Eichhörnchen
Das 0:0 darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hannover dem Sieg näher war als der FCK. Das Abseitstor in der 36. Minute ist neben mehreren klaren Torchancen, von denen allein Ngankam einige vergab, ein deutliches Indiz dafür, dass die Lautrer auf der Rasierklinge tanzten. Hier gilt es, den Rhythmus des Gegners öfter zu stören und selbst wieder die Spielkontrolle zu übernehmen. Gegen Hertha BSC am Spieltag zuvor war es die erst auf dem Platz beschlossene und dann von außen bestätigte Umstellung auf eine Viererkette mit dem vorgezogenen Luca Sirch, die die Roten Teufel mehr ins Spiel und die Berliner aus dem Konzept brachte. Das fehlte den Pfälzern gegen 96. Und es ist auch kein Eingeständnis von Schwäche oder Fehler des Trainers, wenn er sich bereits in der Halbzeitpause dazu entschließt, einen Spieler auch ohne Verletzung auszuwechseln, um Impulse zu setzen. Hier ist noch Luft nach oben.
Freistöße sind wertvolle Standardsituationen, die aus guter Position oft zum Torerfolg führen können. Bei den Roten Teufeln sind sie Chefsache - Kapitän Marlon Ritter tritt sie fast immer. Zieht er den Ball mit der ihm eigenen Rotzigkeit und seiner exzellenten Schusstechnik direkt auf das gegnerische Tor, entstehen daraus regelmäßig Großchancen oder Traumtore wie in Berlin im Frühsommer 2024. Allerdings fehlen seinen Freistoßflanken oft der nötige Druck und die Präzision, damit die Abnehmer per Kopf oder Fuß daraus Torgefahr generieren können. Dass er es anders kann, liegt auf der Hand, denn mit dem Ball am Fuß gibt es wenig, was Ritter nicht kann. Auch hier könnte sich eine größere Variabilität im Kreis der Freistoßschützen auszahlen.
Zweitliga-Spitzenspiel am Freitagabend
Der 1. FC Kaiserslautern steht nach dem Heimspiel gegen die 96er über Nacht auf Platz zwei und kann nur noch vom HSV aus der Hansestadt verdrängt werden. Die Hamburger spielen am Sonntag gegen Kellerkind Regensburg und empfangen eine Woche später die Pfälzer zum nächsten Spitzenspiel am Freitag. Der FCK muss an die ersten 15 Minuten gegen Hannover anknüpfen, sich defensiv vor allem gegen die pfeilschnellen Außenspieler der Rothosen wappnen und die eigenen Offensivaktionen sauber zu Ende spielen. Wenn die Lautrer Protagonisten dann noch einen guten Tag erwischen, ist es nicht ausgeschlossen, dass das Team weiter auf der Erfolgswelle reitet und sich in der Spitzengruppe festsetzt.
Quelle: Treffpunkt Betze
Antworten 8
Ansgar
Wie bereits geschrieben, bin ich mit dieser Halbpositionen von Ritter und Yokota schon seit längerem nicht zufrieden. Mir gefällt unser Spiel einfach nicht. Trotz starker Tourausbeute, spielen wir einfach nicht wie eine Spitzenmannschaft, falls wir überhaupt eine sind. Diese Vielzahl an Fehlpässen wie gestern u.a. von Krahl oder Heuer kosten mir noch meine letzten Haare.
Da wir keine Schienenspieler haben, sollte man sich auch von der Dreierkette schnellstens verabschieden.
Alidou, dessen starker Fuß der Rechte ist, würde von mir mal eine Chance von Beginn an bekommen, obwohl er nach der gestrigen Leistung ehr auf die Tribüne müsste. Yokota, dessen starker Fuß der Linke ist, spielt auf links. Weg von der "Inversität". Ritter macht das, was er am besten kann, zentral die Bälle verteilen.
Auch Kaloc hat sich zunächst mal auf die Bank verabschiedet.
Michael
Ich kann deiner Argumentation irgendwie nicht folgen. Nach der Pleite in Elversberg haben die ersten angefangen, Markus Anfang anzuzählen, weil er der Mannschaft sein System mit 4er-Kette auf Teufel komm raus umstülpen wollte. Erst die Systemänderung auf 3er-Kette brachte den Erfolg und letztlich auch den Sprung auf Platz zwei. Zumal Anfang so gut wie in jedem Spiel Anpassungen vornimmt (auch gestern, als Heuer reinkam, Sirch eine Position nach vorne rückte und der FCK mit der 4er-Kette verteidigte). Dass die Außenverteidiger derzeit die größte Baustelle darstellen, ist offensichtlich. Aber dieses Problem haben viele andere Zweitliga-Vereine auch, da gute Außenverteidiger in die Bundesliga ziehen und das sowieso eine rar gesäte Position ist.
Auch diese beiden Halbpositionen funktionieren nur auf dem Papier gut. Schau dir die Saison-Heatmap von Ritter und Yokota an. Während Ritter offensiv alle Freiheiten genießt, hat Yokota natürlich einen Schwerpunkt auf der rechten Seite, weil Anfang inversen Fußball sehen will.
Und nein, wir spielen nicht wie ein Spitzenreiter. Ich wüsste aber auch nicht, dass irgendwer diesen Anspruch formuliert hat. Wir stehen oben, weil es in dieser Saison keine Mannschaft(en) gibt, die davon ziehen. Wir profitieren enorm von dieser Ausgeglichenheit.
LauternFan25
Ja da bin ich bei Dir.Aber hinzufügen möchte ich noch dass wir zuletzt auch enormes Glück haben was uns in der Vergangenheit oft abhanden gekommen ist.Wenn Du da oben in der Tabelle stehst dann funktioniert Vieles auch einfacher als in den unteren Tabellenregionen.
greenharley
Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass im Spielaufbau komplett (außer in der ersten Viertelstunde) auf 'Langholz' umgestellt wurde.
Länge Bälle, die entweder beim Gegner gelandet sind, oder nach der ersten Ballberührung weg waren. Wir kamen doch nur nach vorne, wenn der zum Kopfball hochsteigende Lautrer gefoult wurde.
Ich hoffe wir steigen wieder um, auf Aufbauspiel von hinten raus - auch wenn das gegen eine so hoch pressende Mannschaft schwierig ist. Wenn du das schaffst, gehörst du zu den Spitzen-Mannschaften.
Ansgar
Das hatten wir ja schon zu genüge.
Anfang hatte zu Beginn die Vision mit einem 6er (Gymerah) zu spielen. Das brachte ihm die Kritik.
Die Umstellung auf Dreierkette und zwei 6er brachte die nötige Sicherheit.
Da aber unser offensives Spiel jetzt lahmt, der Gegner sich auf Yokota etc. eingestellt hat und unser Top-Torjäger zu wenig eingesetzt wird, sollte man wieder flexibel sein und in der Lage sein etwas zu verändern. Zudem man auch noch mit Bauer, Breithaupt und Alidou sich ganz gut verstärkt hat.
herrmann
Wir haben aber immer noch alles selbst in der Hand.
Flo
Diskussionsthema zum Artikel: FCK-Insights: Das Glück des Tüchtigen
FCK-Insights: Das Glück des Tüchtigen
Der 1. FC Kaiserslautern erkämpft sich ein Unentschieden gegen Hannover - mit starken Leistungen, aber auch deutlichen Schwächen. Das zeigen auch die Statistiken des Spiels.
Fünf Punkte und vier Tabellenplätze trennten den 1. FC Kaiserslautern vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 von den Gästen. Und auf dem Platz merkte man beiden Mannschaften an, dass sie sich viel vorgenommen hatten. Das Ergebnis: ein Unentschieden, mit dem der FCK am Ende aufgrund des Spielverlaufs und der Tabellensituation wohl etwas besser leben kann als Hannover.
Vergebene Großchancen auf beiden Seiten
Zwar hatten die Roten Teufel und die 96er am Ende mit jeweils 50 Prozent Ballbesitz (bundesliga.de) in etwa die gleichen Spielanteile, dennoch hatte man über weite Strecken das Gefühl, dass die Mannschaft von André Breitenreiter dem Sieg etwas näher war. Das lag vor allem an den vier vergebenen Großchancen der Hannoveraner (fotmob.com), wobei vor allem der völlig freistehende Kopfball von Marcel Halstenberg die Herzfrequenz der Lautrer Fans in die Höhe trieb.
Aber auch die Lautrer verzeichneten vier vergebene Großchancen (fotmob.com), so dass es auch in dieser Statistik unentschieden stand. Beide Mannschaften lieferten sich über 95 Minuten einen intensiven Kampf, in dem der FCK Vorteile bei der Laufleistung (111,9 km vs. 111,1 km, bundesliga.de) und der Anzahl gewonnener Zweikämpfe (100 vs. 84, bundesliga.de) hatte. Bei den so genannten xGoals gab es leichte Vorteile für Hannover 96. 1,95 zu 2,29 (bundesliga.de) zeigen aber auch, dass die Punkteteilung am Ende durchaus verdient war.
Krahl in Topform
Wie schon beim Auswärtsspiel in Berlin stach ein Roter Teufel besonders heraus: Torhüter Julian Krahl. Der 25-Jährige zeigte nach seinem überragenden letzten Auftritt bei der Hertha auch vor heimischem Publikum eine bärenstarke Leistung und sicherte den Pfälzern die zweite weiße Weste in Folge. Mit sechs Paraden verhinderte die Nummer eins 1,96 zu erwartende Gegentore (fotmob.com), was Krahl mit einer TB-Note von 1,6 sogar zum besten aller Akteure machte.
Der Kapitän geht voran
Auch FCK-Kapitän Marlon Ritter wusste einmal mehr zu überzeugen. Ritter gab sechs Torschüsse ab (kicker.de) und legte mit insgesamt 10,8 Kilometern ebenso wie Startelf-Debütant Tim Breithaupt die längste Strecke im Team von Markus Anfang zurück (bundesliga.de). Zudem wurde die Nummer 7 mit 14 Pressingsituationen mit Abstand am häufigsten unter Druck gesetzt, konnte sich aber aus fast allen Situationen erfolgreich befreien (bundesliga.de). Auch im Kampf um den Ball zeigte der 30-Jährige mit neun gewonnenen Zweikämpfen eine starke Leistung (bundesliga.de). Wie schon in den letzten Spielen scheint Ritter nun auch konstant zu alter Stärke und Bedeutung für die Mannschaft zurückgefunden zu haben, nachdem er in der Hinrunde auch aufgrund von Verletzungsproblemen nicht richtig in Tritt kam und phasenweise mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen musste.
Weitere Statistiken:
Pässe: 421 vs. 386
Passquote: 80% vs. 80%
Torschüsse: 15 vs. 22
Flanken: 15 vs. 24
Sprints: 180 vs. 208
Hausaufgaben für die Trainingswoche
Mit dem Punktgewinn gegen Hannover bleibt der 1. FC Kaiserslautern ungeschlagen und rückt durch die Niederlage des 1. FC Köln bis auf einen Punkt an die Tabellenspitze heran. Mit dem Auswärtsspiel gegen den HSV steht der FCK nun vor einem wichtigen Duell gegen einen Tabellennachbarn. Um in Hamburg punkten zu können, müssen sich die Männer in Rot allerdings steigern.
So zeigte Anfangs Team Schwächen bei gegnerischen Standards, insbesondere bei der Abstimmung in der Abseitsfalle, die Hannover mehrfach ausnutzen konnte. Zudem ließen die Außenverteidiger mit 24 geschlagenen Flanken (kicker.de) deutlich zu viele potenzielle Abschlussmöglichkeiten zu. Offensiv offenbarte der FCK erneut eine große Lücke zwischen Defensive und Angriff, da die Bewegung ohne Ball oft fehlte und sich die Mannschaft daher eher auf lange und ineffektive Bälle auf Ragnar Ache konzentrierte. Zudem strahlten die Lautrer bei eigenen Standards kaum Torgefahr aus. Nun gilt es für das Trainerteam, diese Schwachstellen gezielt anzugehen, um gegen den HSV konkurrenzfähig zu bleiben.
Quelle: Treffpunkt Betze
Bunting
Wir haben Spieler die diese Position auf der AV Position spielen können ohne die Dreierkette aufzulösen. Zimmer kann rechts und Redondo links spielen. Beide sind bekannt dafür das sie den Flügel beackern und den Weg nach vorne suchen. Und mir braucht auch keiner zu kommen mit "die verursachen zu viel Gegentore, oder verlieren wichtige Zweikämpfe" Gegen H96 wurden 24 Flanken zugelassen weil beide AV zu weit weg von den Gegenspielern waren um nen Zweikampf führen zu können. Ich glaube auch das es den beiden zugute kommt das Ritter und Yokota oft nach innen ziehen.