Fußballnostalgie soweit das Auge reicht

Zum Abschluss der Hinrunde wartete auf die Fans des 1. FC Kaiserslautern noch einmal ein ganz besonderes Schmankerl. Erstmals seit 23 Jahren gastierten die Roten Teufel wieder an der Grünwalder Straße auf Giesings Höhen, nachdem sich zuletzt beide Kontrahenten mehrmals bei trostloser Atmosphäre in der Allianz Arena gegenüberstanden.


Um halb fünf machten wir uns mit dem Treffpunkt-Betze Team auf den Weg nach München. Ohne besondere Verkehrsbehinderungen, nicht wie beim letzten Auswärtsspiel in München gegen Unterhaching, als viele Anhänger mehr als acht Stunden für die Anreise benötigten, kamen wir also um halb 10 an. Fixiert auf die Parkplatzsuche realisierten wir gar nicht, dass wir bereits am Grünwalder Stadion vorbeigefahren waren. Ein Stadion, welches mitten im Stadtteil Giesing liegt und von den hohen Wohnhäusern umgeben ist.

Bereits vor dem Spiel eine außergewöhnliche Atmosphäre

Pünktlich um kurz vor zehn machten wir uns dann auf den Weg zum Fantreff des Löwenmagazins im Giesinger Bräu. Hier genehmigten wir uns noch ein Bierchen und kamen dabei mit einigen Löwen-Anhängern ins Gespräch. Trotz des Investor-Frustes über Hasan Ismaik ist dem Großteil der 60-Fans vor allem eines anzumerken – Erleichterung über den sportlichen Aufwärtstrend. „Wir verstehen nicht, wieso ein Investor bei einem Verein einsteigt, um ihn dann verkommen zu lassen. Das macht einfach keinen Sinn“, ärgert sich ein alteingesessener Fan, der bereits seit Jahrzehnten die Löwen im Stadion unterstützt.


Nach und nach füllte sich der „Stehausschank“. Auch im Außenbereich wurde der Platz langsam rar. Rund zwei Stunden vor dem Spiel stimmten sich insbesondere die Münchner Band Lustfinger mehrmals mit Gesängen auf die bevorstehende Drittligapartie ein. Auch ein gemeinsames „Scheiß Bayern München“ beider Fanlager durfte hier natürlich nicht fehlen.

Die ersten Eindrücke des Grünwalder Stadions

Im Stadion angekommen suchten wir also den Presseraum auf. Und bereits hier wartete ein kleiner „Kulturschock“, wenn man großzügigen Räumlichkeiten des Fritz-Walter-Stadions gewöhnt ist. Ein kleiner Raum, mit einer Dachschräge der darüber liegenden Tribüne, der eher aussieht wie eine Abstellkammer. Dennoch hatte das alles seinen Charme. Auch beim ersten Gang ins Innere des Stadions wurde klar: Dieses Stadion hat was und wird von den Löwen-Fans über alles geliebt!

Das Spiel – der Einsatz stimmt, die Durchschlagskraft fehlt

Um 14 Uhr ging es dann also los. Mit viel Kampf und Leidenschaft, wie das eben bei einem Drittligaspiel im Mittelmaß zu erwarten ist, beackerten sich die beiden Traditionsclubs. Und auch die Atmosphäre kam allmählich zum Tragen. Immer wieder feuerten die 60er ihr Team aus der Fankurve sowie aus der sogenannten „Stehhalle“, eigentlich einer Sitzplatztribüne, lautstark an. Da hatten auch die sonst so stimmgewaltigen Anhänger des FCK ihre Schwierigkeiten dagegenzuhalten.


Im zweiten Durchgang schaukelte sich die Partie dann weiter hoch. Nachdem Janek Sternberg kurz vor der Pause mit gelb-rot des Feldes verwiesen wurde, erzielte Efkan Bekiroglu (55.) den sehenswerten Führungstreffer für 1860. Das Grünwalder Stadion glich nun einem Tollhaus, doch die Männer in Rot schlugen in Unterzahl zurück. Timmy Thiele (68.) gelang nach seiner Einwechslung der Ausgleich und damit auch das Ende einer langen Torflaute. Ab diesem Zeitpunkt war der Gästeanhang oben auf und peitschte den FCK trotz Unterzahl ein ums andere Mal nach vorne – ohne Erfolg. Am Ende wurden Mannschaft und Fans einmal mehr bestraft. Quirin Moll (85.) drückte die Kugel über die Linie und ließ die Löwen brüllen. Passend zu diesem sportlichen Katastrophenjahr erfuhren viele mitgereiste Fans erst nach dem Spiel von der Absetzung des Vorstandsvorsitzenden des 1. FC Kaiserslautern e. V., Rainer Keßler. Für Zündstoff in den nächsten Wochen ist also gesorgt.

Trotz der sportlichen Niederlage ein Tag, der sich gelohnt hat

Auch wenn der FCK-Tross am Ende wieder einmal mit leeren Händen nach Hause fuhr bleibt festzuhalten, dass das Spiel in München eines gezeigt hat. Tradition ist im Fußball längst nicht mehr alles. Dennoch lohnt es sich jene Dinge zu bewahren, die solch großartige Clubs wie den TSV 1860 München oder den 1. FC Kaiserslautern ausmachen. Die Liebe, mit der die Fans des TSV ihr Team unterstützen und dem Stadion huldigen, ist bemerkenswert.


M60FCK (2:1): Bilder aus dem Stadion an der Gruenwalder Strasse.


Quelle: Treffpunkt Betze


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