ZitatAlles anzeigenRegionalliga-U23 des FCK beendet Hinrunde als Tabellen-Vierter - Im Jahresendspurt Sieg über den Heimkomplex - Dauerbrenner Steven Zellne
Die U23 des 1. FC Kaiserslautern hatte die Messlatte vor der zweiten Saison in der Fußball-Regionalliga West selbst sehr hoch gelegt. In der vergangenen Runde kämpfte die Mannschaft von Trainer Alois Schwartz lange um den Aufstieg in die Dritte Bundesliga. Am Ende musste sie als Vizemeister nur der Reserve von Borussia Dortmund den Vortritt lassen
Dass sich die letztjährige Traumbilanz mit 40 Punkten aus 18 Begegnungen bis zur Winterpause nur schwer wiederholen lässt, war eigentlich schon vor der Saison klar. Denn die FCK-Reserve musste im Sommer einen großen Aderlass verkraften. Mit Bartosz Broniszewski, Kapitän Sergej Neubauer und Torjäger Sebastian Stachnik heuerten gleich drei Korsettstangen aus allen Mannschaftsteilen bei Ligakonkurrent Rot-Weiß Essen an. Durch den Weggang von Torjäger Stachnik fehlten dem FCK nicht nur 16 Tore. „Sebastian ist auch weite Wege gegangen und hat viel für die Mannschaft gerackert", erklärt Trainer Schwartz, warum der Verlust des Top-Torjägers doppelt schmerzt.
„Nach der letzten Saison haben wir Begehrlichkeiten bei anderen Clubs geweckt. Wir hatten deshalb im Sommer eine hohe Fluktuation, mussten Leistungsträger abgeben", erklärt der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Frank Lelle, den großen Umbruch. „Aufgrund dieser Umstände kann der vierte Platz der nochmals verjüngten Mannschaft zur Winterpause gar nicht hoch genug bewertet werden", hebt Lelle die Leistung der Spieler und des Trainerstabes ausdrücklich hervor.
Beim genauen Hinschauen fällt auf, dass die Bilanz im Kalenderjahr 2009 ausgeglichen ist. In den 18 Begegnungen bis zur Winterpause holte die U23 des 1. FCK genau so viele Punkte wie in der Rückserie der letztjährigen Fast-Aufstiegssaison. Acht Siege, vier Unentschieden und sechs Niederlagen stehen zu Buche. Die Halbzeitbilanz der Regionalliga-Truppe ist mit 28 Punkten und Tabellenplatz vier mit dem jüngsten Kader der Liga (Altersdurchschnitt 20,7 Jahre) deshalb auch mehr als respektabel.
Bemerkenswert ist die Punktausbeute auch deshalb, weil Alois Schwartz vor allem in der Offensive nicht aus dem Vollen schöpfen konnte. Der von Union Berlin als Stachnik-Ersatz geholte Dustin Heun konnte der Mannschaft aufgrund seines Verletzungspechs so gut wie nicht helfen. Der 25-jährige Mittelstürmer kam auf lediglich 38 Minuten Einsatzzeit und fällt seit Ende August mit einem Kreuzbandriss aus. Steven Zellner übernahm den Part des Stoßstürmers und war der Dauerbrenner der Vorrunde. Zellner, der wie Rechtsverteidiger Boris Becker noch für die A-Junioren spielberechtigt ist, machte als einziger Akteur alle Spiele bis zur Winterpause. Im letzten Heimspiel gegen Rot-Weiß Essen krönte der 18-Jährige seine starke Vorrunde mit dem 1:0-Siegtreffer.
„Steven kämpft, Steven läuft, Steven rackert für die Mannschaft", hebt Alois Schwartz die Qualitäten des wuchtigen Angreifers hervor. Auch Frank Lelle ist mit der Entwicklung des Nachwuchstalents sehr zufrieden. „Er ist geduldig, vernünftig und will von seinem Charakter her immer am Limit spielen." Die Belohnung folgte auf dem Fuß. Zellner wurde in die Junioren-Nationalmannschaft berufen und durfte wie Boris Becker und Alan Stulin einige Male mit dem Profikader trainieren.
Basis für die gute Regionalliga-Vorrunde der Schwartz-Truppe war neben der Willensstärke die stabile Defensive. Gleich neunmal stand hinten die Null. Nur 15 Gegentore bekamen die beiden Torhüter Kevin Trapp und Marco Knaller. Hinzu kommt die beeindruckende Auswärtsstärke der FCK-Talente um Kapitän Marcel Correia. Fünfmal landete die Schwartz-Truppe in der Fremde einen Dreier. Darunter waren auch die vier Derbysiege in Mannheim, Mainz, Saarbrücken und Elversberg. Alle ohne Gegentor. Zu welchen Leistungen die Mannschaft fähig ist, zeigte sie mit dem souveränen 3:0-Auswärtssieg bei Herbstmeister 1. FC Saarbrücken und bei der 4:0-Gala in Elversberg.
Die Perspektivelf zeigte aber auch die für junge Mannschaften typischen Leistungsschwankungen. Über weite Strecken glich der Saisonverlauf einer Achterbahnfahrt. Überzeugenden Auswärtsauftritten folgten höchst mäßige Heimspiele. So trat die FCK-Reserve in der Tabelle lange Zeit auf der Stelle. Die Heimschwäche im Fritz-Walter-Stadion wurde zum regelrechten Heimkomplex.
Nach dem schwer erkämpften Auftakterfolg gegen Preußen Münster im August ließ der zweite Heimdreier lange auf sich warten. Erst am 5. Dezember konnte die Durststrecke mit einem glanzvoll herausgespielten 3:1 gegen Eintracht Trier beendet werden. Dazwischen lagen sieben sieglose Heimspiele (vier Remis, drei Niederlagen) mit 2:10 Toren. Darunter waren auch die 0:2 Niederlage gegen den Tabellenvorletzten Bonner SC und die Nullnummer gegen Regionalliga-Schlusslicht Worms.
Aber mit neun Punkten aus den letzten drei Saisonspielen katapultierte sich die blutjunge Schwartz-Truppe auf Tabellenplatz vier. „Zu Beginn der Saison hat meiner jungen Mannschaft die Konstanz gefehlt. Aber im Laufe der Runde haben wir uns kontinuierlich nach oben entwickelt", zeigt sich Trainer Alois Schwartz mit der Leistungskurve zufrieden.
Umso beachtlicher ist das Erreichte, wenn man bedenkt, dass neben dem Abgang der genannten Leistungsträger auch 18 Neuzugänge integriert werden mussten. Dazu kommt eine personelle Rotation, die ihresgleichen sucht. 30 Akteure kamen in dieser Vorrunde für den 1. FCK II zum Einsatz. In dieser Hinsicht sind die Roten Teufel Ligaspitze. Neben den Spielern aus dem Regionalliga-Kader kamen auch regelmäßig Reservisten und Rekonvaleszenten des Profi-Kaders zum Einsatz. Mathias Abel sammelte gar achtmal in der zweiten Mannschaft Spielpraxis. Der Innenverteidiger stabilisierte in dieser Zeit die Deckung und trat beim 2:0-Derbysieg bei Waldhof Mannheim vor über 10.000 Zuschauern sogar als Torschütze in Erscheinung. Ebenfalls ohne Fehl und Tadel präsentierte sich der lange verletzte Manuel Hornig gegen Wormatia Worms und in Elversberg.
„Wir werden den Talenten die Zeit geben, die sie zum Reifen brauchen", erklärt Frank Lelle die FCK-Philosophie, nach der hoffnungsvollen Nachwuchskräften Geduld beim Eingewöhnungsprozess entgegengebracht werden soll. Neben Steven Zellner im Sturm gehören auch die beiden Junioren Boris Becker und Alan Stulin zum Stamm. Beide kommen auf 16 Einsätze und sind auf den Außenbahnen feste Bestandteile der so gut funktionierenden Viererkette.
Festgespielt im Lauterer Perspektivteam hat sich nach anfänglichem Reservistendasein der 20-jährige Jonas Marz. Der über 1899 Hoffenheim und den TSV 1860 München zum FCK zurückgekehrte defensive Mittelfeldspieler wurde gegen Jahresende immer stärker. In dieser Verfassung ist er ein Klasse-Sechser vor der Abwehr. Von den Neuzugängen konnte Christoph Buchner überzeugen. Der von Wacker Burghausen auf den Betzenberg gewechselte Innenverteidiger gefiel mit Kopfball-und Zweikampfstärke. Auch er war mit ein Garant für die Lauterer Defensivstärke.
Dass die Mannschaft trotz großer Fluktuation funktionierte war auch darauf zurückzuführen, dass sich Alois Schwartz auf seine Leistungsträger verlassen konnte. Auf Routinier Torsten Reuter, den Kopf des Teams, egal ob in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld eingesetzt, war stets Verlass. Kapitän Marcel Correia steigerte sich nach durchwachsenem Saisonbeginn, gefiel ebenfalls als Defensiv-Allrounder in Abwehr und Mittelfeld. Enis Saiti machte im linken Mittelfeld viel Betrieb, beeindruckte mit seiner Torgefährlichkeit und starken Standards. Der Linksfuß erzielte bereits vier Saisontore, drei davon mit Freistößen.
Ebenfalls viermal traf Mario Klinger. Der Mittelfeldspieler, der gegen Preußen Münster das Siegtor zum lange Zeit einzigen Heimsieg erzielte, fiel mit einer Leistenverletzung acht Wochen aus. In den letzten Saisonspielen drehte der 23-Jährige dann noch einmal richtig auf. Klinger brauchte für seine vier Tore lediglich neun Einsätze.
Offensivspieler Alper Akcam, mit 17 Treffern erfolgreichster Torschütze der Vorsaison, fand nach anfänglichem Formtief gegen Ende der Vorrunde zu alter Stärke zurück. Akcam führt die interne Torjägerliste des FCK II mit fünf Treffern an. Der Pechvogel der Vorrunde war sicherlich Torhüter Kevin Trapp. Nach dem fünften Spieltag musste der 19-Jährige aufgrund einer Schulteroperation passen. Und als Trapp im Dezember wieder ins Training einstieg, zog er sich bei einem Sturz vor seinem Haus einen Bruch der rechten Mittelhand zu. Die Folge war eine erneute Operation und voraussichtlich acht Wochen Pause.
Kevin Trapp wurde ab dem sechsten Spieltag vom österreichischen Neuzugang Marco Knaller vertreten. Knaller war mehr als nur ein Ersatz, avancierte im Tor zum Leistungsträger und im letzten Spiel des Jahres zum Matchwinner. Der 22-Jährige brachte die Essener Stürmer mit seinen Paraden schier zur Verzweiflung und hielt den 1:0-Sieg fest. Der Kärntner scheint die Tradition junger talentierter Torhüter auf dem Betzenberg fortführen zu können. Sportlich und menschlich ist der Österreicher eine Bereicherung für die Mannschaft. Zur Belohnung für seine guten Leistungen bekam der 1,92 Meter große, vom FC Lustenau auf den Betzenberg gewechselte Knaller jetzt einen Profivertrag bis Juni 2012.
Trainingsauftakt der U 23 des 1. FC Kaiserslautern ist am 8. Januar. Die Regionalliga-Runde wird am 6. Februar mit dem Nachholspiel bei Preußen Münster fortgesetzt.
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung