ZitatAlles anzeigenInterview: Tobias Sippel ist der erste Dürkheimer, der es in den Profi-Kader des 1. FC Kaiserslautern geschafft hat. Entdeckt beim SV 1911, gilt der 21-Jährige als einer der besten Torhüter der 2. Liga. Trotz des Höhenflugs ist er bodenständig geblieben. Hier erzählt er, warum er selten, aber gern nach Hause kommt. Heinz Koppenhöfer kocht Kaffee. Der zweite Vorsitzende des SV 1911 Bad Dürkheim, seit 1988 Jugendleiter, freut sich über einen besonderen Gast im Klubheim: Tobias Sippel, Torwart des Fußball-Zweitligisten und Herbstmeisters 1. FC Kaiserslautern. Der heute 21-Jährige, der bis zur E-Jugend beim SV spielte, kommt zum RHEINPFALZ-Interview mit Oliver Sperk zurück ins Stadion Trift, wo er als Kind viel Zeit verbracht hat.
Was macht der Fußball-Profi Tobias Sippel an einem freien Tag?
Erstmal ausschlafen, zu Hause auf der Couch liegen, ein bisschen abschalten, nicht immer an Fußball denken, manchmal Tennis spielen.
Und manchmal nach Bad Dürkheim kommen ...
Ja, leider schaffe ich das während der Saison zu selten. Fast jeden Tag Training, am Wochenende die Spiele, auch mit der U21-Nationalelf bin ich ständig in Hotels. Bis vor drei Jahren habe ich bei meiner Mutter in Leistadt gewohnt. Aber mit der Fahrerei ist es dann zu viel geworden, zumal nach dem Weggang von Steffen Bohl, der in Wachenheim gewohnt hat, unsere Fahrgemeinschaft weg ist. Jetzt wohne ich in Lautern.
Der FCK war souveräner Herbstmeister, jetzt gab es drei Spiele ohne Sieg. Woran liegt das?
Wir haben die Hinrunde mit einem Negativerlebnis in Augsburg beendet und waren in Fürth auf dem Weg, das wieder gutzumachen. Dann haben wir durch ein dummes Gegentor einen Knacks bekommen. Und Spiele wie gegen Ahlen, das sind die schlimmsten; der Gegner steht mit zehn Mann hintendrin. Wir wissen, dass die ganze Liga uns jagt.
Nach Ihrem Fehler in Augsburg und beim Elfmeter in Fürth standen Sie im Blickpunkt. Wer ist in solchen Situationen Ihr erster Ansprechpartner während des Spiels?
Unser Torwarttrainer Gerry Ehrmann hat mir in Augsburg in der Halbzeit gesagt, ich soll den Fehler sofort abhaken, weil solche Fehler immer passieren werden und andere Torhüter noch viel mehr Fehler machen. Ich hatte vorher in dieser Saison eigentlich immer so gut wie fehlerfrei gespielt. Und vor dem Elfmeter in Fürth, da bin ich immer noch der Meinung, dass ich den Ball gespielt habe.
Von 2010 zu den Jahren 1993 bis 1998, als Sie hier als Kind beim SV 1911 Bad Dürkheim mit dem Fußball angefangen haben. Was denken Sie, wenn Sie die alten Fotos von damals an der Klubhaus-Wand sehen, etwa das mit der Überschrift Bezirksmeister 95/96, Kreisliga-Meister 95/96, Vize-Pokalsieger 95/96?
Wie lange das her ist. Ich hab" in dieser Saison damals auch ein Abschlagtor gemacht. Mein Freund Christian Henel hat dem anderen Torwart die Sicht versperrt. Und wie wir früher nach den Spielen immer alle hier saßen und einen „Stein" Spezi getrunken haben. Als Kind war es die schlimmste Strafe, wenn man dann mit den Eltern früher nach Hause musste, weil man etwas angestellt hatte.
Wie kam nach Ihrem ersten E-Jugend-Jahr der Wechsel vom SV 1911 zum großen FCK zustande?
Nach einem Freundschaftsspiel hier gegen den FCK kam jemand auf Christian Henel, Ajdin Zeric und mich zu und hat uns zum Probetraining eingeladen. Dort haben wir dann unterschrieben, dass wir bleiben. Der FCK hat damals eine komplett neue E-Jugend aufgebaut, auch Daniel Halfar war dabei, er kam aus Mannheim. Wir waren, glaube ich, die beste E-Jugend in Deutschland. Ajdin Zeric, der jetzt bei der SV Elversberg spielt, ist nach wie vor mein bester Freund. Auch mit Christian Henel (FCK II) bin ich noch befreundet.
Christians Vater Arno war damals beim SV Ihr Trainer ...
Ja, und ich hatte damals schon einen Torwarttrainer, Kalle Georgens. Mit ihm habe ich auf der Leichtathletik-Anlage Abschläge trainiert, musste immer fest ins Fangnetz der Wurfanlage schießen. Er hat mir später erzählt, dass ich nach dem Sprungkrafttraining immer geheult habe, weil mir die Oberschenkel so wehtaten. Ich war und bin für einen Torwart recht klein, da ist Sprungkraft umso wichtiger.
Seit wann trainieren Sie beim FCK mit Gerry Ehrmann, der seinen Schützlingen ja einiges abverlangt?
Seit der D-Jugend. Ich war in einer Gruppe mit „Flo" Fromlowitz, Jens Kern und Roman Weidenfeller. Roman hat mir damals seine Handschuhe geschenkt. Er hat ja auch mal in Bad Dürkheim gewohnt. Er ist mein Vorbild, hat sich bei Borussia Dortmund sehr gut entwickelt, wurde dort Kapitän. Ich erinnere mich noch, wie er mit dem FCK im Uefa-Cup-Viertelfinale 2001 gegen Eindhoven gespielt hat.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Immer noch beim FCK, hoffe ich. Ich fühle mich wohl in der Region, habe meine Familie in der Nähe, meine Freunde. Und ich hab" in Gerry den besten Torwarttrainer im deutschen Profifußball, er ist für mich auch menschlich unheimlich wichtig.
Ihre Familie ist nicht nur eine Bäcker-, sondern auch Fußballfamilie.
Mein Vater Reiner hat beim TV Ungstein gespielt und mein Onkel, Michael Möckel, beim FC Leistadt, er war später auch Trainer beim TuS Wachenheim. Er hilft heute noch dabei mit, dass ich Ruhe bewahre und auf dem Teppich bleibe.
Können Sie sich vorstellen, nach dem Karriere-Ende die Geschäfte in den Bäckereifilialen zu übernehmen?
In der Schulzeit hab" ich mich nie groß angestrengt. Es war für mich klar, dass ich, wenn nicht Fußballer, dann Bäcker werde. Deshalb hab" ich auch meine Bäckerlehre durchgezogen. Was später ist, lasse ich auf mich zukommen.
Die Region Bad Dürkheim könnte später Ihr Lebensmittelpunkt bleiben?
Auf jeden Fall. Es gibt hier so viele schöne, ruhige Ecken. Und meine ganze Familie wohnt in Dürkheim, Kallstadt oder Erpolzheim.
Eine große Familie ...
Ja, und zwei meiner Cousins, Kevin und Robin Schwehm, spielen in der FCK-Jugend. Kann gut sein, dass wir in ein paar Jahren alle zusammen in einer Mannschaft spielen ...
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Weck-Knepp von meiner Oma in Leistadt (eine pfälzische Knödelspezialität, Anm. d. Red.)
Wie kompliziert ist es, als populärer Profi auf Weinfeste zu gehen?
Als es sportlich schlecht lief, war das unangenehm, weil einen jeder darauf angesprochen hat. Jetzt, wo es besser läuft, ist das kein Problem. Aber ich gehe erst wieder, wenn die Saison zu Ende ist. Wir können mit dem FCK Großes erreichen, darauf konzentrieren wir uns. Wein trinke ich da aber kaum. Alkohol wirft uns zurück, das wissen wir als Sportler.
Publikation: Mittelhaardter Rundschau
Ausgabe: Nr.25
Datum: Samstag, den 30. Januar 2010
Seite: Nr.22