16. Februar 2010: Warum Stefan Kuntz überrascht ist (Wochenblatt)

  • Ich finde es immer wieder beeindruckend, auf welchem Artikulationsniveau und mit welcher Professionalität Stefan Kuntz diese Dinge kommuniziert. Da kann sich so mancher Profipolitiker oder Manager eine Scheibe von abschneiden. Das ist im Moment ja gerade ein ganz schwieriger Balanceakt: Die Vereinsperspektive einerseits medienöffentlich zu transportieren und es sich andererseits nicht mit den Stadtratsfraktionen zu verderben oder öffentlich als gieriger Nimmersatt dazustehen. Ich hoffe, das gelingt ihm. Ich selbst wäre da wohl nicht so diplomatisch und würde es mir mit den Stadtoberen dann vielleicht verderben.


    Meine Argumentation wäre: Der FCK und die Stadt sind einerseits eine Schicksalsgemeinschaft, da ein insolventer Verein der Stadt und der Stadiongesellschaft gar keine Einnahmen mehr bescheren würde. Andererseits geht diese Schicksalsgemeinschaft mit ihrem überdimensionierten Stadion auf jeden Fall Pleite, wenn es nicht bald gelingt, den FCK dauerhaft in der ersten Liga zu verankern. Schlußfolgerung: Es ist investitionspolitisch fahrlässig, die ohnehin schmale Liquidität des Vereins ausgerechnet in dem Moment zu schwächen, wo der FCK vielleicht aufsteigt und das Geld dringend braucht um in der Bundesliga eine sportlich konkurrenzfähige Truppe hinzustellen. Eine Stadt, die jetzt nicht massiv in den Verein investiert, schadet sich also selbst. Wer weiß, ob der FCK im Falle eines Auf- und sofortigen Wiederabstiegs unter diesen Bedingungen überhaupt noch eine Zweitligalizenz erhalten würde. Da heißt es doch jetzt im wohlverstandenen jeweiligen Eigeninteresse von Stadt und Verein: Gemeinsam Augen zu und durch! Oder will man lieber auf ein Ende mit Schrecken zusteuern? Wohl kaum! So würde ich argumentieren. Aus Sicht der Stadt käme das aber vielleicht einer Erpressung gleich. Von daher ist der Diplomat Kuntz da wohl schon ganz richtig unterwegs.