Comeback von Hans-Peter Briegel: "Ich bin froh, wieder da zu sein..." – „Die Walz aus der Pfalz“

  • *Ich bin froh, wieder da zu sein... – „Die Walz aus der Pfalz“*


    Heimspiel am 11. Dezember 2009 gegen die Tussen aus Koblenz: Über 35.000 Zuschauer auf dem Betze. Der FCK ist auf dem besten Weg vorzeitig Herbstmeister der 2. Bundesliga zu werden. In der Halbzeitpause dann der große Augenblick: Im Rahmen der Präsentation betritt Hans-Peter Briegel nach fast siebenjähriger Abstinenz zum ersten Mal wieder offiziell das Fritz-Walter-Stadion, um die Ehrung entgegen zu nehmen. Tosender Applaus und „Briegel, Briegel“-Sprechchöre. Ein bewegender Augenblick und der symbolische Schlussstrich unter den jahrelang währenden juristischen Streitereien zwischen dem FCK und einem seiner größten Idole.


    Auf der West stehend, applaudierend denke ich unwillkürlich zurück an meine Abi-Zeit. Es war irgendwann im Frühsommer 1984. Ein damaliger Schulfreund und ich waren auf dem Weg von Darmstadt nach Italien. Ziel war ein besonders bei Teutonen beliebter See in Norditalien, unweit von Verona. Wir beide, verbunden mit Leichtathletik und Fußball, hatten ein Idol: Hans-Peter Briegel, der Abwehrrecke des 1. FC Kaiserslautern. Ein Hüne von Sportler. In seinen Anfängen als Fußballspieler wurde er teilweise milde belächelt, weil er aus der Leichtathletik kam, technische Mängel offenbarte, was selbst beim FCK-Publikum einige Male zu Lachsalven geführt haben sollte.


    *Die „Walz aus der Pfalz“:*


    Zur gleichen Zeit hatte sich auch Briegel auf den Weg nach Norditalien gemacht. Sein Ziel war Hellas Verona. Ein Angebot von Seiten des ambitionierten Emporkömmlings Hellas Verona war so gut dotiert, dass er nicht ablehnen konnte. So wollte er sich die Chance, in diesem fußballverrückten Land zu spielen, nicht entgehen lassen. Der FCK und seine Fans akzeptierten diese Entscheidung, ob seiner Verdienste die er in den vergangenen neun Jahren für „seinen“ FCK geleistet hatte.


    Unvergesslich ist beispielsweise das UEFA-Cup-Viertelfinale gegen Real Madrid. Nach einer 1:3-Niederlage in der spanischen Hauptstadt schickten Briegel und seine Teamkollegen beim Rückspiel auf dem Betze die Spanier mit sage und schreibe 5:0 nach Hause. Trotz übelster Fouls der Madrilenen im Hinspiel trieb der gerade wieder genesene Hans-Peter Briegel seine Roten Teufel mit gefürchteten Vorstößen von der linken Verteidiger-Position derart an, dass der FCK die Sensation schaffte und die Spanier vom Betzenberg fegte.


    Das Kraftpaket aus der Pfalz hatte einen guten Ruf als ausdauernder Kämpfer. Dabei hatte er weit mehr drauf. Hans-Peter kam aus der Leichtathletik und war deutscher Jugendmeister im Weitsprung und Dreisprung. Er absolvierte auch Zehnkämpfe, was die Presse später dazu veranlasste aus ihm den „ehemaligen Zehnkämpfer“ zu machen. Briegel begann seine fußballerische Karriere erst mit 17 Jahren. Zum FCK kam er 1975 und spielte bis 1984 in der Fußball-Bundesliga. Seine sportlichen Fähigkeiten waren enorm. So wurde er von Oktober 1979 bis Juni 1986 72-mal in der deutschen Fußballnationalmannschaft eingesetzt. Dabei gelangen ihm vier Tore. Die Höhepunkte seiner Karriere waren der Europameistertitel 1980 und die Vizeweltmeistertitel 1982 in Spanien und 1986 in Mexiko. Vor der A-Nationalmannschaft hatte er bereits bei der DFB-Amateurnationalmannschaft von 1976 bis 1978 sechs Länderspiele bestritten.


    Später war er für Hellas Verona und Sampdoria Genua als offensiver Verteidiger tätig. Mit Hellas Verona wurde Briegel dann 1985 sensationell italienischer Meister. Irgendwie hatte ihn wohl einer der ‚Betzegeister‘ auf seinem Weg in den Süden begleitet. Im selben Jahr wurde er als erster im Ausland spielender Fußballer zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Briegel, die „Walz aus der Pfalz“, wie er ob seiner athletischen Statur und seines ungebändigten Vorwärtsdranges oft genannt wurde, beendete 1988 seine aktive Laufbahn als Spieler.


    *Stationen als Trainer:*


    Unter anderem trainierte Briegel die SG Wattenscheid 09 (1. Juli 1994–20. März 1995), Besiktas Istanbul (zunächst vom 6. Mai 1999–Mitte September 1999 als Co-Trainer unter Karl-Heinz Feldkamp, von Mitte September 1999–30. Juni 2000 dann als Cheftrainer) und Trabzonspor (7. November 2001–30. Juni 2002). Vom 21. Dezember 2002 bis zu seinem Rücktritt am 9. Mai 2006 war Briegel Trainer der albanischen Nationalmannschaft. Von Juli 2006 bis zum 20. Januar 2007 war er Trainer der bahrainischen Nationalmannschaft.


    *Versöhnung mit dem FCK:*


    Am Sonntag, 7. Februar 2010, nahm die FCK-Fußball-Legende Hans-Peter Briegel seinen Ehrenring wieder in Empfang. Briegel hatte nach den oben geschilderten Differenzen mit der ehemaligen Vereinsführung im Dezember 2003 seine Mitgliedschaft beim 1. FC Kaiserslautern abgelegt.


    „Ich möchte mich bedanken. Hier hat sich einiges verändert. Alle Seiten waren um Einigung bemüht. Heute sind andere Leute am Werk, als noch vor einigen Jahren. Ich bin froh, wieder da zu sein“, kommentierte Hans-Peter seine Rückkehr zum FCK. Zu diesem Anlass überreichte ihm FCK-Aufsichtsratsvorsitzender Prof. Dieter Rombach seinen goldenen Ehrenring: ... „Wir sind froh, dass die Streitigkeiten vorbei sind, als Zeichen dessen, wollen wir Dir den Ring zurückgeben. Es gibt hier wenige Ikonen und Du gehörst für mich dazu. Wir freuen uns, dass Du wieder dabei sein möchtest.“


    *Persönliche Anekdote zum Schluss:*


    Der einwöchige Ausflug in die Nähe Veronas nach dem Abi 1984 neigte sich dem Ende zu. Mein Schulfreund und ich hatten zwei nette italienische Mädchen kennen gelernt. Die beiden Schwestern, die mit ihrer Mutter auf demselben Campingplatz ihre freien Tage verbrachten, wurden allerdings von ihrer weiblichen Bezugsperson strengstens bewacht! Naja, als Abiturient im fiskalischen Niemandsland beheimatet, machten wir wohl so einen „abgebrannten“ Eindruck, dass die weibliche Ordnungshüterin der beiden Netten Mitleid hatte und uns zum Abendessen einlud. Es war wirklich ein sehr schöner Abend. Leider schlug sich mein teutonischer Kollege schon den ganzen Tag mit einer heftigen Sonnenallergie herum. Das wurde dann so schlimm, dass wir am nächsten morgen völlig überhastet unsere Zelte abbrachen und zurück fuhren. Auf dem halben Weg zum Brenner fiel uns dann ein“...Mensch wir haben uns nicht mal verabschiedet...oh Mann!“ So hatten wir sicher einen ganz „tollen“ Eindruck hinterlassen – typisch Tedesco!


    Hans-Peter Briegel hat dagegen auf seinen Stationen in Italien einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Seine zahlreichen Fans und Freunde konnten seinerzeit mit großer Freude beobachten, dass die „Walz aus der Pfalz“ auch in Italien mit Lautrer Tugenden zum Topstar wurde.


    Er ist und bleibt in bester Erinnerung ... das macht den Unterschied!