ZitatAlles anzeigenKaiserslautern vergeigt Matchball Nummer eins und unterliegt Abstiegskandidat Hansa Rostock mit 1:0.
50.000 Zuschauer auf dem Betzenberg, die Westkurve bis auf den letzten Platz gefüllt, nur auf der Rostocker Seite gähnte Leere im gesamten Sitzplatz-Block. So waren es wohl doch „nur“ 49.000, die gekommen waren, um ihren Verein aufsteigen zu sehen. Das Wetter und die Laune der Fans konnte nicht besser sein, alles war angerichtet, um die Rückkehr ins Oberhaus perfekt zu machen. Auch im Stadion: Die Augsburger Mannschaft, die auf dem Weg nach Frankfurt einen Abstecher in Fritz-Walter-Stadion machten. So gab es auch ein Wiedersehen mit Bello.
Der 1. FCK begann in leicht abgewandelter Startelf, Lakic durfte für Nemec und Ilicevic für Steinhöfer starten. Die ersten 20 Minuten war es eher ein langweiliges Abtasten, Hansa stand tief und lauerte auf Konter. Lakic versuchte es mal mit einem Fallrückzieher, aber alles keine zwingenden Chancen.
Dann die 28. Minute, die alles entscheiden hätte können. Tim Sebastian hält Lakic fest, der fällt im Elfmeterraum, Schiedsrichter Günter Perl entscheidet auf Strafstoß, doch Sam scheitert mit lässigem Schuss an Torhüter Walke, der schon mit Wehen-Wiesbaden den roten Teufeln das Leben schwer machte. „Im Training halte ich nicht einen Ball, noch nicht einmal vom Masseur, aber im Spiel klappt es oft.“ Kommentierte Goalkeeper Alexander Walke den gehaltenen Elfmeter.
Danach ging es nervös weiter, Fehlpässe und ohne Idee, der FCK versuchte nur wenig nach vorne und Hansa wurde stärker. Drei Minuten vor der Halbzeit versuchte sich Dick, der auch heute Druck nach vorne entwickelte, mit einem Schuss, der knapp über die Latte ging.
Auch von den vollen Rängen kam leider recht wenig. Mit dem Halbzeitpfiff kam dann die Quittung: Hansa Rostock erzielt das 0:1 durch Bülow nach einem Freistoß. Es sollte entscheidend für den weiteren Spielverlauf sein.
Nach der Pause dauerte es bis zur 54. Minute, da kam der Eckstoss von Bugera auf den Kopf von Lakic, aber Walke holt den Ball aus der Luft, der schon halb die Linie überquert hatte. Zwei Minuten später war es Sippel, der die roten Teufel vor einem weiteren Treffer bewahrt. Die anfangs siegessichere Westkurve war mittlerweile so still, das der Stadionsprecher um Unterstützung bitten musste. Ein Armutszeugnis.
Die Lautrer jetzt aber nicht mehr chancenlos. In der 60. Minute köpfte Jendrisek zurück auf Sam, der nimmt Volley und schießt über das Tor. Frustriert kassiert Sam eine Minute später wegen Trikotziehen die fünfte gelbe Karte und ist somit in Koblenz gesperrt.
In der 63. Minute versuchte es Trainer Kurz mit neuem Personal, Steinhöfer kam für Illivevic und Nemec für Mandjeck, um den dringend benötigten frischen Wind reinzubringen. Dass nemec gefehlt hatte war deutlich zu spüren.
Auch Hansa regiert nun mit Personalwechsel. In der 71. verließ Johannson für Schlitte das Feld und in der 76. ging Dahlen, um für Jänicke Platz zu machen. Hansa nun auch wieder mit Drang nach vorne, der Konter von Bartels konnte der viel langsamere Bugera nur mit Notbremse verhindern. Eine folgenschwere gelbe Karte war die logische Folge.
Die Zeit spielte für Hansa und Trainer Kurz brachte zehn Minuten vor Schluss Paljic für Jendrisek, um im Sturm neue Kraft zu tanken. Lakic hatte im Anschluss den Ausgleich auf dem Fuß, doch der überragende Walke kommt gerade noch dran. Auch Amedick scheitert mit einem Fernschuss, der am Tor vorbeigeht. Es wollte kein Tor reingehen und zu allem Überdruss kassierte Bugera Gelbrot nach Handspiel. Hansa brachte den Vorsprung gut über die Zeit und in der Nachspielzeit musste Sippel sogar noch einmal retten.
Professor Rombach kommentierte „viele haben zu früh vom Feiern geschrieben und haben ganz vergessen, dass noch ein Spiel gespielt werden muss.“
Srdjan Lakic war natürlich enttäuscht „wir haben wirklich alles gegeben, aber solche Spiele können passieren. Der Ball wollte einfach nicht reingehen. Wir hatten viele Möglichkeiten, das spricht für unsere Qualität. So was kann eben passieren im Fußball, dass eine Standardsituation das Spiel entscheidet. Wir müssen uns nun auf das nächste Spiel konzentrieren.“
Der eingewechselte Steinhöfer verneint den Druck des heutigen Spieles „Der Druck ist ja schon seit Wochen so hoch, das war heute nichts, was wir nicht schon kennen. Aber der Ball wollte heute nicht ins Netz und hätten wir noch eine Stunde weiter gespielt, wäre es wohl noch immer so gewesen.“
Dass der Aufstieg auch am Sonntag auf der Couch passieren kann, ist zwar möglich, aber „wir wollen das selbst schaffen, sollte es aber am Sonntag schon so weit sind, sind wir auch nicht traurig. Wir hatten uns das heute auch anders erhofft und sind enttäuscht, aber nächsten Sonntag gegen Koblenz wird es besser.“
Der heute wieder recht starke Florian Dick fand „die Mannschaft in der ersten Halbzeit gehemmt und in den Zweikämpfen zu wenig präsent, aber in der zweiten Halbzeit verhinderte auch ein überragender Torwart den Anschlusstreffer“ der Lautrer.
Für die junge Mannschaft ist es ohne Frage eine große Aufgabe, den Sack zuzumachen und Geschichte zu schreiben und dass noch vor so einer großen Kulisse. Gerade dann müsste die Unterstützung von den Rängen kommen, so wie es beim Pokalspiel gegen Leverkusen war. Deshalb war an diesem Tag die Westkurve die größte Enttäuschung, die die nötige Energie auf den Platz tragen gekonnt hätte, sich aber sogar von Süd- und Nordtribüne den Schneid abkaufen ließ.
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Maß-los enttäuscht
Ein schöner Freitag, kein Fritz-Walter-Wetter - im Gegenteil, strahlender Sonnenschein, strahlende Fans, Euphorie, Vorfreude auf eine Riesenfete, der Rest des Tages ist schon fürs Feiern verplant.
Dass da noch wer anders auf dem Platz ist, eine um ihre Existenz kämpfende Rostocker Mannschaft nämlich, wird auf den Rängen erstmal gar nicht zur Kenntnis genommen. Nur noch schnell 90 Minuten hinter sich bringen, damit endlich 4 Jahre Zeitklassigkeit beerdigt werden können. Lästige Pflichtübung, mehr nicht, bevors endlich ans Saufen für den Aufstieg geht.
Aber Rostock mochte da nicht mitmachen. Kaum zu glauben, aber die mussten und wollten auch gewinnen. Die hatten nicht vor, sich im Interesse des größeren Lauterer Ziels "Aufstieg" abschlachten zu lassen. Die hatten auch eine Menge Fans dabei, die die Hoffnungen ihrer Region auf weitere Zugehörigkeit zum bezahlten Fußball trugen.
Müßig, sich über den Spielverlauf nochmal zu äußern. Rostock hatte gar nichts zu verlieren, schon gar nicht vor 50 000 Zuschauern, die vor dem Spiel vor allem "Nie mehr 2. Liga" skandierten, alternierend mit "Wir steigen auf und ihr steigt ab". Fest steht - Lautern wollte, konnte aber nicht, Rostock musste, konnte auch nicht, hatte aber Glück. Geschenkt.
Die Aufstiegsfeierlichkeiten müssen nun verschoben werden. Anlass genug für einige, verbal Amok zu laufen, das Forum vollzuseiern mit Anwürfen und Herabwürdigungen einzelner Spieler, unfähig, den eigenen Frust in den Griff zu kriegen. Da gibt es Frustschwellen, die so niedrig sind, dass man sich fragt, warum sich die Betreffenden überhaupt Fußball antun. Haben die sonst nix im Leben, dass sie total austicken, nur weil ein Fußballspiel verloren geht? Denen jegliche Fairneß, jeder Respekt vor einer Saisonleistung im gleichen Augenblick verlorengeht, in dem sie ihre ureigenen Erwartungen nicht erfüllt sehen?
Wo bleibt der Anstand, wo die Anerkennung für eine enorme Leistung über viele Spiele hinweg, die uns zwei Spieltage vor Ende der Saison in eine fantastische Ausgangsposition gebracht hat?
Wo bleiben Verständnis für den Druck, den eine Kulisse von 50.000 Menschen auf die jüngste Mannschaft der Liga ausübt, und für die Versagensängste angesichts der hohen Erwartungen einer ganzen Region und der eigenen Erwartungen jedes einzelnen Spielers?
Die Enttäuschung im Augenblick ist maßlos, weil sie sich an Erwartungen derer misst, deren Anspruchshaltung weit überzogen ist. Deren Maßstab so weit von der Wirklichkeit entfernt ist, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ausgewogen und realitätsnah zu urteilen. Enttäuschung darüber, dass trotz der optimalen Umstände die Feier ausfallen musste, das ja - aber die Maßlosigkeit der vernichtenden Urteile, die Maßlosigkeit, mit der die Erfüllung der eigenen Ansprüche gefordert wird, nein!
Das Maß aller (Fußball-)Dinge ist für mich der FCK. Ich bin auch enttäuscht, aber ich habe die Maßstäbe nicht aus den Augen verloren. Ich hoffe und bange um den Aufstieg, ich will ihn endlich in trockenen Tüchern haben. Aber ich weiß, dass auf dem Platz junge Menschen stehen, die nicht unfehlbar sind, aber ihr Bestes für uns, für sich und für den Verein geben. Die auch scheitern können, weil auch andere Fußball spielen können und ihre Fans nicht enttäuschen wollen...
Ich habe mir auf dem Rückweg vom Spiel einen neuen Schal gekauft. "Ewige Treue" steht drauf. Das beinhaltet, sich über Erfolge des FCK unmäßig zu freuen, aber auch, bei Enttäuschungen die richtigen Maßstäbe anzulegen, also gerade nicht "maß-los" zu urteilen.

Samstag, 24. April 2010 " Die unheimliche Gier nach dem finalen Schritt,Maß-los enttäuscht " (Insider) (roteteufel.de)
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also soo schlimm wars jetzt auch wieder nicht!!!