ZitatAlles anzeigenNach der spontanen Feier am Sonntag im und vor dem Rathaus bat der 1. FC Kaiserslautern gestern Abend seine Fans zu einer weiteren Party auf den Betzenberg. Die Anhänger der Roten Teufel ließen sich nicht lumpen: Rund 7000 kamen ans Fritz-Walter-Stadion.
Von Steffen Gall
Für einige Fans war es offensichtlich nicht die zweite Fete, sondern einfach nur die Verlängerung der ersten. Sie hatten durchgefeiert. Schließlich steigt man nicht alle Tage in die Fußball-Bundesliga auf. Die Spieler des FCK hatten sich immerhin „drei bis vier Stunden" Schlaf gegönnt, wie Mannschaftskapitän Martin Amedick auf Nachfrage verriet. Ihm hätte man auch null Stunden abgenommen, denn seine Stimme klang doch arg mitgenommen.
„Es ist Wahnsinn, überwältigend, ein Riesengefühl", sagte (krächzte) er zur gestrigen Kulisse auf dem Platz hinter der Westtribüne. Dort war eine Bühne aufgebaut, und nachdem den Fans mit ohrenbetäubender Party-Musik eingeheizt worden war, trat gegen 18.45 Uhr die Mannschaft vor die jubelnde Menge.
„Hier ist Kaiserslautern, hier ist die Erste Fußball-Bundesliga", grölte Stadionsprecher Horst Schömbs ins Mikrofon und bat anschließend sämtliche Spieler einzeln auf die Bühne. Jeder Name wurde von den Fans zelebriert, wobei sich die Dezibelzahl vor allem bei Sidney Sam, Tobias Sippel und Martin Amedick in Bereiche bleibender Hörschäden steigerte.
Natürlich wurden sämtliche Klassiker geschmettert, vor allem: „Nie mehr Zweite Liga." Die Mannschaft hatte sich noch einen besonderen Schlachtruf ausgedacht: „Zwei Tage frei, zwei Tage frei" skandierten sie mit ihren lädierten Stimmen - in Richtung ihres Trainers. Der ließ sich jedoch auch durch den Druck der Menge, die in den Ruf einstimmte, nicht erweichen. „Wir hatten ja zwei Tage frei", sagte Kurz später auf Nachfrage mit Blick auf Sonntag und Montag.
Damit ist der Erfolgscoach aber keineswegs eine Spaßbremse, sondern behält das nächste Ziel im Blick: den ersten Platz zu behaupten. „Wir haben es versucht, doch der Trainer hat sich nicht erweichen lassen - aber ich kann ihn ja verstehen", sagte Amedick.
„Marco Kurz - du bist der beste Mann", sagen die Fans. Und der Trainer zeigte sich - mal wieder - beeindruckt von der Stimmung auf dem Betzenberg: „Die Mannschaft hat Großartiges geleistet, das konnte sie aber nur mit Eurer Hilfe schaffen. Ein herzliches Dankeschön - ihr seid großartig", sagte er zu den Fans.
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Rombach bei FCK-Aufstieg über den Wolken
Der FCK-Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach hat den Aufstieg des 1. FCK über den Wolken erlebt, im Flugzeug über Afrika. „Das war schon eine besondere Situation", sagte Rombach gestern am RHEINPFALZ-Telefon. Den Piloten hatte er informiert, dass er eine wichtige Nachricht erwartet. „Als mir das Telefax gebracht wurde, habe ich direkt eine Flasche Champagner bestellt." Am Freitag weilte Rombach noch in Lautern, hatte gehofft, bei der großen Party dabei zu sein. Jetzt müsse er eben auf den 9. Mai warten. Am 8. Mai kehrt er aus Südafrika zurück. Dort nimmt er in Kapstadt an der größten internationalen Konferenz zum Thema Softwareentwicklung teil. „Die Konferenz konnte ich beim besten Willen nicht ausfallen lassen", so der Direktor des Fraunhofer-IESE. Rombach telefonierte direkt nach der Landung in Johannesburg mit FCK-Chef Stefan Kuntz. „Da herrschte oben im Rathaus schon Hochstimmung, das war nicht zu überhören." Rombach geht davon aus, dass auf die Fans jetzt noch zwei klasse Spiele zukommen, ohne Druck. „Und ich hoffe, dass wir die Meisterschale holen." Für ihn werde mit dem Aufstieg ein Traum wahr. „Jetzt gilt es, die Hausaufgaben für die Erste Liga zu machen. Das wird eine noch größere Herausforderung als der Aufstieg. Schließlich wollen wir auf Dauer oben bleiben."
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Kennen Sie Fritz Walter?
Sein Tor zum 1:1 des FSV Frankfurt gegen den FC Augsburg bescherte dem 1. FC Kaiserslautern am Sonntag den vorzeitigen Aufstieg in die Fußball-Bundesliga: Der Brasilianer Cidimar - mit vollständigem Namen Cidimar Rodrigues da Silva - war quasi der Aufstiegsheld der Roten Teufel. RHEINPFALZ-Redakteur Steffen Gall stellte dem 25-Jährigen gestern drei Fragen dazu.
Am Sonntag wurden Sie in Kaiserslautern ebenso gefeiert wie in Frankfurt. Kennen Sie Fritz Walter, und ist Ihnen klar, dass Sie viel dazu beigetragen haben, seine Tradition aufrechtzuerhalten?
Mir wurde erzählt, dass Fritz Walter der beste Stürmer des 1. FC Kaiserslautern war und Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft. Ich freue mich sehr, dass ich Kaiserslautern helfen konnte, und die Anfeuerung während des Spiels und die Cidimar-Rufe nach dem Spiel haben sehr gut getan. Ich habe jetzt auch einen Schal des 1. FC Kaiserslautern. Aber für den FSV Frankfurt war der Punkt auch sehr wichtig. Für uns geht es noch um den Klassenerhalt.
Sie waren am Sonntag der wichtigste Mann für den FCK, quasi der Aufstiegsheld. War Ihnen das bewusst?
Das habe ich erst nach dem Spiel realisiert, weil meine Gedanken nur bei meiner Mannschaft waren. Aber die tolle Unterstützung von den Kaiserslauterer Fans haben wir natürlich gespürt und uns auch gerne nach dem Spiel bedankt.
Letzte Frage: Haben Sie schon Platz in Ihrem Kühlschrank gemacht für eine eventuelle Kiste Danke-schön-Sekt aus Kaiserslautern?
Nein, den Platz gibt es noch nicht, weil wir noch zwei sehr wichtige Spiele vor uns haben. Wenn wir dann den Klassenerhalt erreicht haben, mache ich gerne Platz im Kühlschrank und wir feiern mit dem 1. FC Kaiserslautern gemeinsam.
Edenkoben: FCK-Spieler bei Autogrammstunde
Der FCK ist wieder erstklassig! Die ganze Pfalz ist begeistert und freut sich mit dem Verein. Die Spieler wissen die Unterstützung der Fans zu schätzen und nutzen viele Gelegenheiten, „Danke" zu sagen. So auch am kommenden Freitag, 30. April: Die FCK-Spieler Erik Jendrisek und Florian Dick sind von 13.30 bis 14.30 Uhr zu Besuch in der Lotto-Annahmestelle im SBK-Markt Edenkoben und geben den Fans Autogramme. „Durch den frühzeitigen Aufstieg erwarten wir einen noch größeren Andrang", freut sich Annahmestellenleiter Harald Meier. Rund um die Autogrammstunde bietet Meier dem Publikum weitere Attraktionen: Eine Tombola mit hochwertigen Gewinnen, verschiedene Fußbälle von Oddset mit Autogrammen der anwesenden Spieler. Außerdem wird ein Fußball mit allen Unterschriften der FCK-Mannschaft versteigert. Der Erlös der Aktion geht an die Frauenhäuser in Rheinland-Pfalz und unterstützt damit die aktuelle Aktion der Lotto-Rheinland-Pfalz-Stiftung, die bis Ende des Jahres in allen Lotto-Annahmestellen des Landes läuft. Für alle FCK-Fans gibt es noch eine ganz besondere Überraschung: Der FCK-Fanartikelbus wird auch vor Ort sein und die Aktion unterstützen.
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Heitere Gemütslage
VON HANS-JOACHIM REDZIMSKI
Der Tag danach. Die Gemütslage ist heiter. Wen man trifft, wohin man kommt - es gibt nur ein Thema. Der 1. FC Kaiserslautern ist aufgestiegen, wieder erstklassig. Wunderbar! Die Menschen haken zufrieden das Projekt Aufstieg ab. Geschafft!
Der FCK - das ist ein großes Gemeinschaftgefühl. Wie keine andere Institution in Kaiserslautern oder in der Region prägt der Verein das Wir-Gefühl. Das spürt man, das hört man, das sieht man, das erlebt man. Hautnah!
Nahezu 50.000 Anhänger der Roten Teufel warten am Freitagabend beim Spiel gegen Hansa Rostock auf den vorzeitigen Aufstieg ihres FCK im Fritz-Walter-Stadion. Vergeblich! Paar hundert FCK-Fans pilgern am Sonntag nach Frankfurt, feuern den FSV an - in der Hoffnung, er kann den Augsburgern ein Bein stellen. Unermüdlich! Erfolgreich! Mehrere tausend Fans füllen daraufhin am Sonntagnachmittag den Rathausvorplatz, feiern den Aufsteiger FCK. Spontan! Und gestern Abend lassen die Fans tausendfach den FCK im Stadion wieder hochleben. Unzerstörbar!
Es sind Momente wie diese, die dem Korpsgeist von Verein, Stadt und Region ein Gesicht geben. Es sind Augenblicke wie diese, die nüchternen, schwierigen politischen Abwägungen und Entscheidungen zur Senkung der Stadionmiete und damit zur Rettung der finanziellen Handlungsfähigkeit des Vereins auch einen sichtbaren, einen fühlbaren, einen sozialen Wert geben.
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Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
Ausgabe: Nr.97