ZitatAlles anzeigenMit einem Leistungstest nimmt der 1. FC Kaiserslautern heute die Vorbereitung auf die neue Spielzeit auf. Hinter dem Club und den Fans liegt eine vierjährige Leidenszeit. Nun steigt die Spannung. Unter anderem bei Thomas Hilmes aus Piesport.
Ein Aufkleber, ein paar Pins, ein paar CDs mit Liedern des 1. FC Kaiserslautern. Dazu ein Bild der alten Westkurve und das Buch "Im Herzen der Pfalz". Mehr Fanartikel liegen nicht in seinem Büro, aus dessen Fenster man einen tollen Blick auf die Mosel hat. Arbeitet hier ein eingefleischter Fan des FCK? Wo sind die Schals? Die Trikots?
Thomas Hilmes zeigt seine Verbundenheit zum Pfälzer Traditionsclub anders. Mehr im Verborgenen. Zum Beispiel in seiner Mobilnummer. 22-17. Vier Ziffern, die den Rückennummern der Ex-Spieler An dreas Buck und Ratinho entsprechen. Hilmes, 29, aus Piesport, ist seit 20 Jahren FCK-Fan. Als die Pfälzer 1990 Pokalsieger und 1991 Meister wurden, gewann der Verein viele Sympathisanten. Unter anderem Hilmes. 1992 verfolgte er erstmals live ein Spiel des FCK. Im Fuji-Cup, im Trierer Moselstadion. Gegner Eintracht Frankfurt gewann nach Elfmeterschießen. Als 18-Jähriger kaufte er sich seine erste Dauerkarte für das Fritz-Walter-Stadion. Der damalige Preis für den Stehplatz in der Westkurve: 260 Mark. Auch heute noch ist die Fankurve seine Heimat, im Block 8.1.
Für Hilmes und die zahlreichen FCK-Anhänger in der Region Trier zwischen Bleialf und Hermeskeil hat die vierjährige Leidenszeit ein Ende. Endlich wieder erste Liga. Endlich wieder große Gegner. Endlich wieder ein gefüllter Gästeblock im Fritz-Walter-Stadion. Endlich wieder Auswärtsfahrten nach Dortmund oder Schalke. "Wir sind wieder dabei", sagt Hilmes.
Der freiberufliche Diplom-Informatiker verbindet Job und Hobby. Hilmes ist hauptverantwortlich für das FCK-Online-Magazin "Der Betze brennt". Im Jahr 2000 ging die Plattform an den Start. "Mit ihr wollten wir damals Unterschriften für ein geordnetes Abbrennen von Bengalos im Stadion sammeln. Wir wollten gegen die strenger werdenden Vorschriften protestieren", erinnert sich Hilmes. Die Aktion versandete trotz zahlreicher Unterstützer. Aus der Petition wurde eine Plattform für die Fans. Mit Spielberichten. Mit Fotos, mit Forum, mit aktuellen Meldungen. "Ich wundere mich selbst darüber, wie groß das Projekt geworden ist", sagt Hilmes, der pro Tag teils mehrere Stunden Arbeit in die Webseite investiert. Aktuell gibt es 10 500 registrierte Nutzer. Betreut wird die Seite von rund einem Dutzend FCK-Fans.
"Der Betze brennt" ist für die Clubverantwortlichen laut Hilmes auch ein wichtiges Stimmungsbarometer. Rechtsanwalt Martin Sester, ein ehemaliger Mitarbeiter der Webseite, hat es inzwischen in den Aufsichtsrat geschafft. Der Trierer Jürgen Kind, auch aktuell noch eine wichtige helfende Hand bei "Der Betze brennt", ist erster Nachrücker. Hilmes: "Das zeigt, dass wir in der Anhängerschaft anerkannt sind." Der 29-Jährige bezeichnet sich als traditionsbewusster Westkurvenbesucher. Er kritisiert die Zerstückelung der Spieltage. Er bemängelt fehlende Identifikation ("Bei 99 Prozent der Spieler gibt es sie nicht mehr."). Wie vielen Fans ist ihm das Erbe Fritz Walters wichtig. Deshalb bekommt er Bauchschmerzen, wenn über den möglichen Verkauf der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion diskutiert wird.
Sein einprägsamstes Erlebnis als FCK-Fan? Der Klassenerhalt in der zweiten Liga 2008. "Es war ein Herzblutfinale über fünf, sechs Wochen hinweg. Der Verein stand finanziell und sportlich am Abgrund. Stefan Kuntz hat ihn zu neuem Leben erweckt", sagt Hilmes. Kuntz, seit April 2008 Vorstandsvorsitzender, ist der große Hoffnungsträger. Auf ein Herzschlagfinale wie seinerzeit würde Hilmes in der nächsten Erstliga-Saison gerne verzichten. "Ich bin von einem vorzeitigen Klassenerhalt überzeugt. Der FCK wird zwischen Platz zehn und 15 landen." Sein größter Wunsch: Ein Heimsieg gegen Bayern München. "Wenn wir die Münchner auf dem ,Betze' weghauen könnten, wäre das ein Sahnehäubchen."
Thomas Hilmes ist mit Leib und Seele Fan des 1. FC Kaiserslautern. Sein Stammplatz im Stadion ist die Westkurve.
Quelle : Volksfreund