ZitatAlles anzeigenStürmer leben von Toren. Beim 3:2-Sieg des 1. FC Kaiserslautern im Pokalspiel beim VfL Osnabrück trafen Srdjan Lakic und Erwin Hoffer. Ansprüche auf einen Startplatz erhebt Hoffer nach seinem Doppelschlag nicht. „Wenn ich rein komme und immer zwei Tore mache, dann darf mich der Trainer jedes Mal auf die Bank setzen", bemerkte der Wiener.
Von Horst Konzok
osnabrück. Nach dem 3:2 (1:1, 1:1, 0:1) durfte Erwin Hoffer die Geschichte wieder erzählen. Die Geschichte, als aus Erwin Jimmy Hoffer geworden ist. Taufpate war Karl Brauneder, sein Jugendtrainer. Weil Erwin so oft traf, so eiskalt vor des Gegners Tor auftrat, nannte ihn der Nachwuchs-Coach wie den eiskalten Killer „Jimmy, die Tulpe" in dem Film „Keine halben Sachen".
Mit Halbheiten gab sich Hoffer, am Freitag nach 74 Minuten für Ilian Micanski eingewechselt, in der Osnatel-Arena auch nicht ab. Mit zwei blitzsauberen Toren stellte der Joker die Weichen auf Sieg, wirkte vom ersten Ballkontakt an brandgefährlich, beweglich und zielorientiert. Des Trainers grenzenloses Vertrauen - „das ist ein guter Junge, der wird ganz sicher kommen" - dankte Jimmy mit zwei Volltreffern und holte sich nach seinem 3:1, dem im Stehauf-Männchen-Stil erzielten Tor, die Streicheleinheiten bei Trainer und Bankbesatzung ab.
„Es gibt nichts Schöneres, als rein zu kommen und zu treffen", schwärmte der 23-Jährige lächelnd. Er hat letzte Saison in der Serie A nur acht Einsätze im Dress des SSC Neapel bekommen, versucht seinen Ruf als Torjäger nun als ausgeliehener Roter Teufel wieder aufzupolieren.
„Wenn ich ein Tor machen kann, dann gehe ich dafür durch die Wand", beschrieb der österreichische Nationalstürmer den Weg zu seinem zweiten Treffer in Osnabrück (111.). Sechs Minuten zuvor hatte Hoffer nach klasse Pass von Srdjan Lakic gefühlvoll vollstreckt.
„Ich habe ihm gesagt, bleib" ruhig. Du wirst deine Chancen bekommen - du musst sie nur reinmachen", erzählte Lakic von der Einstimmung des neuen Kollegen.
Erwin Hoffer ist kein Lautsprecher. So sehr er seinen Erfolg auch genoss, er wirkte - wie immer - geerdet. Wohl auch, weil er weiß, wie schnell der Heldenstatus im Fußballgeschäft aufgebraucht ist.
„Wir müssen mutiger, wir müssen aber auch konzentrierter spielen", sagte der überragende Martin Amedick. Nach getaner Arbeit lenkte der Kapitän den Blick schon in Osnabrück auf den Bundesliga-Start am Samstag beim 1. FC Köln.
„Vielleicht ist es ein gutes Omen. Es lief ja so ein bisschen wie letztes Jahr das Pokalspiel in Braunschweig", orakelte Florian Dick, der rechte Offensiv-Verteidiger, der seine Mannschaft mit „einem blauen Auge" davon gekommen sah.
Als „blauäugig" bewertete Trainer Marco Kurz das Verhalten seiner Roten Teufel nach der 3:1-Führung. Da hätte er sich eine abgeklärte Ergebnisverwaltung gewünscht, „mehr Cleverheit erwartet", sah aber stattdessen eine urplötzlich euphorisierte Mannschaft, die im Hurra-Stil das vierte und das fünfte Tor zu schießen trachtete. Nach vergebenen Großchancen von Oliver Kirch und Jiri Bilek kassierten die Lauterer stattdessen noch Björn Lindemanns Anschlusstor (115.). Fünf Zitterminuten waren angesagt.
„Wir sind weiter, wir freuen uns. Aber wir vergessen auch die ersten 60 Minuten nicht", sagte Vereinschef Stefan Kuntz, als er mit dem neuen Vorstandskollegen Fritz Grünewalt nach dem Freitags-Krimi den Tatort verließ. Dank Pokal-Held Jimmy mit der Gewissheit, dass ein weiterer Zahltag folgt.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Weinstraße