ZitatAlles anzeigenNach der Aufholjagd des 1. FC Kaiserslautern in der zweiten Halbzeit beim Sturmlauf Richtung Westkurve gibt es viele erleichterte Gesichter bei den Roten Teufeln. Trainer Marco Kurz spricht von einem „Wahnsinns-Spiel" und lobt die Lauterer Fans im wieder fast ausverkauften Stadion. Auf der Tribüne drücken seine Eltern die Daumen.
VON OLIVER SPERK
KAISERSLAUTERN. „Das ist Betze-Fußball. Das ist unser Stadion", schwärmte Christian Tiffert, der Mittelfeld-Antreiber des 1. FC Kaiserslautern, nach dem spektakulären 3:3 (0:2) des FCK gestern gegen den VfB Stuttgart. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, wir hätten nach dem 0:3 noch daran geglaubt, dieses Spiel noch rumzureißen", meinte Tiffert, der Ex-Stuttgarter. Das Tor zum 3:0 für den VfB an diesem stürmischen Herbstnachmittag schien die Entscheidung gewesen zu sein.
Aber Fredi Bobic hatte schon eine Vorahnung gehabt. „Das Spiel ist noch nicht vorbei", meinte der Sportdirektor des VfB Stuttgart kurz vor Christian Gentners Elfmeter-Treffer. Dass dies aus Sicht des Bundesliga-Aufsteigers selbst nach diesem 0:3 nicht der Fall war, dafür sorgte der kurz zuvor eingewechselte Ilian Micanski mit seinem 1:3 (58.). Es war das erste Bundesliga-Tor des Bulgaren und der Startschuss für die Aufholjagd der Lauterer. „Das war unheimlich wichtig, dass das 3:1 dann schnell gefallen ist", betonte Tiffert.
Dass der Armeinsatz von Arthur Boka gegen ihn an der Strafraumgrenze nicht geahndet worden ist, konnte Tiffert nicht ganz nachvollziehen. „Ich bin von einem Gegenspieler getroffen worden. Wenn es da Freistoß gibt, läuft alles vielleicht anders", sagte Tiffert im Hinblick auf den direkten Gegenzug, der dem VfB das 2:0 brachte.
So reichten die Treffer Micanskis, Ivo Ilicevics und Mathias Abels immerhin zu einem nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt für den Abstiegskandidaten gegen die nun immer noch punktgleichen Schwaben. „Es war ein Wahnsinnsspiel", meinte FCK-Trainer Marco Kurz, „wir haben auch in der ersten Halbzeit nicht verkehrt gespielt, waren aber bei den ersten beiden Stuttgarter Toren nicht gut im Deckungsverbund. Das Unentschieden ist nicht unverdient. Nach einem 0:3 - psychologisch der Wahnsinn - gegen einen VfB dieses Formats kannst du das nicht unbedingt erwarten."
Dass sein Kunststückchen mit dem Hinterkopf zum 3:3 führte, war für Mathias Abel die Fortsetzung eines in den vergangenen Wochen Wirklichkeit gewordenen Traums nach drei Kreuzbandrissen und jahrelanger Leidenszeit. „Ich wollte den Ball Richtung Tor verlängern, traumhaft, dass er auch noch reingeht", sagte der 29-Jährige. Mit seinem ersten Bundesligaspiel für den FCK nach einem Einsatz für Bayer Leverkusen ging auch für den 19-jährigen Thanos Petsos ein Herzenswunsch in Erfüllung. Der gebürtige Düsseldorfer griechischer Herkunft vertrat Florian Dick als Rechtsverteidiger prima. „Dann noch das 3:3 geholt zu haben, ist natürlich sensationell", frohlockte Petsos, die Leihgabe aus Leverkusen.
Auf der Tribüne freute sich Edgar Kurz gleich doppelt. „Nach einem 0:3 braucht es einen Impuls von außen", meinte der Vater des FCK-Coachs später. Und Marco, ein Kind dieser Stuttgarter Familie, bedankte sich bei den Fans: „Nach 70 Minuten hab" ich den Blicken einiger Spieler gesehen: Nimm" mich raus, ich bin fertig. Aber die Zuschauer haben mit ihrer Unterstützung dafür gesorgt, dass sie doch weiterlaufen konnten." Und Edgar Kurz freute sich für seinen Sohn über das 3:3 und in der Regionalliga Süd über das 7:2 der Stuttgarter Kickers, deren Präsident er ist. Gestern hat er frei bekommen. Für den Betzenberg. Es hat sich gelohnt.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau