ZitatAlles anzeigenFußball: FCK heute bei Mitaufsteiger FC St. Pauli - Jan Moravek gefällt als Techniker und Kämpfer
So richtig Grund zum Feiern gab es für den FC St. Pauli zuletzt nicht im viel zitierten "Freudenhaus" der Fußball-Bundesliga. Die Hamburger wollen das heute ändern, aber der 1. FC Kaiserslautern geht mit viel Rückenwind ins Duell der Aufsteiger (Anpfiff: 20.30 Uhr).
Der junge Mittelfeldstratege Jan Moravek, der sich selbst grinsend als "schlechtesten Kopfballspieler des FCK" bezeichnet hat, ist ein gutes Beispiel für den Schwung, mit dem die Lauterer zuletzt aufgetreten sind. Dem 21-jährigen tschechischen A- und Junioren-Nationalspieler gelang vor lauter Spielfreude vor sechs Tagen gar der krönende 5:0-Kopfballtreffer gegen seinen eigentlichen Brötchengeber, den FC Schalke 04.
Der noch bis Saisonende an die Roten Teufel ausgeliehene Moravek betont immer wieder, dass es sein zunächst wichtigstes Ziel ist, dem FCK im Abstiegskampf zu helfen. Der außerhalb des Platzes sensibel und zurückhaltend wirkende junge Mann grätscht dafür auch schon mal resolut nach dem Ball. Das will Moravek auch heute am Millerntor bei Gelegenheit tun. Was FCK-Trainer Marco Kurz nicht ungern sehen wird - solange der Ball in der Nähe ist. Er fordert von dem Talent, noch mehr aus sich rauszugehen. "Er muss unangenehmer werden", sagt Kurz, "er hat enormen Offensivgeist und kann ruhig noch ein bisschen frecher werden auf dem Platz, weil er es sich vom Talent her erlauben kann."
Frechheit wird heute Abend im Duell beim Mitaufsteiger auch gefragt sein, der sich mit aller Macht gegen den Negativtrend stemmen will. Moravek sieht sich und seine Kollegen gefordert, die tolle Leistung aus dem Schalke-Spiel zu bestätigen; seine S04-Kollegen indes habe er am Samstag nach deren böser Schlappe nicht mehr zu Gesicht bekommen, erzählt der 21-Jährige, Trainer Felix Magath sei zwar nicht gerade gut gelaunt gewesen, habe ihm aber immerhin zum Tor und zum Sieg gratuliert. "Wir wissen, dass das ein unglaubliches Spiel war. Jetzt müssen wir auf dem Boden bleiben und zeigen, dass wir regelmäßig so spielen können", sagt der bescheidene Filigrantechniker. Drei Punkte liegt der FCK vor Mitaufsteiger St. Pauli - ein Sieg wäre ein weiterer wichtiger Schritt zum großen Ziel Klassenverbleib. Noch drei Punktspiele und die Pokalpartie in Koblenz stehen für den FCK bis zur Mini-Winterpause an. Auf seinen kurzen Weihnachtsurlaub in seiner Heimatstadt freut sich Moravek schon jetzt - wie sein fußballerisches Vorbild Tomas Rosicky stammt Moravek aus Prag.
Er weiß, dass für seine sportliche Entwicklung viele weitere kleine Schritte nötig sind. Einer davon ist für den 21-Jährigen die U21-EM in Dänemark im Juni. Nach diesem Turnier wird ihn Schalke wohl zurück ins Revier beordern, vor allem wenn "Mora" regelmäßig so spielt wie zuletzt. Doch das alles, betont er, ist jetzt Zukunftsmusik. Es zählt zunächst das Heute, es zählt St. Pauli, es zählt der nächste Schritt für Moravek und für den FCK. Diesen nächsten Schritt soll heute wohl die Lauterer Startformation tun, die gegen Schalke so begeistert hat. Allerdings hat der zuletzt als 19. Mann jeweils kurzfristig aus dem Kader gestrichene Erwin "Jimmy" Hoffer ein Ausrufezeichen gesetzt und in eigener Sache kräftig geworben. Der 23-Jährige erzielte am Sonntag beim 4:1 des FCK-Regionalliga-Teams gegen den Wuppertaler SV drei Tore. "Das sehe ich auch insofern positiv, als der Spieler selbst den Anspruch angemeldet hat, in der zweiten Mannschaft Praxis zu sammeln. Tore tun immer gut, egal gegen wen und in welcher Liga", betont Trainer Kurz, der gestern Nachmittag wieder 19 Spieler mit auf die Flugreise von Zweibrücken nach Hamburg genommen hat
SO SPIELEN SIE
FC St. Pauli: Kessler - Rothenbach, Zambrano, Morena, Oczipka - Boll - Kruse, Asamoah, Lehmann, Hennings - Ebbers - Es fehlen: Thorandt (Rotsperre), Daube (Mittelfuß angebrochen)
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Abel, Bugera - Kirch - Ilicevic, Tiffert, Rivic - Moravek - Lakic - Ersatz: Trapp, Jessen, De Wit, Bilek, Schulz, Nemec, Micanski, Hoffer - Es fehlen: Petsos (Rotsperre), Amri, Walch (Trainingsrückstand), Rodnei (Aufbautraining nach Leistenoperation), Simunek (Reha nach Adduktoren-Teilabriss)
Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg).
Quelle: Die Rheinpfalz
ZitatAlles anzeigenDas Wort zum Sport
„Er ist ein ruhiger, fast zu ruhiger junger Mann. Es war ihm ja fast peinlich, dass er da den Kopf nicht weggekriegt hat."
FCK-Trainer Marco Kurz über Mittelfeldspieler Jan Moravek und dessen verhaltenen Torjubel nach dem Kopfballtor zum 5:0 gegen Schalke 04.
„Grätschen habe ich in Schalke gelernt. Ich musste im Training rechter Verteidiger spielen."
FCK-Mittelfeldspieler Jan Moravek über seine Grätsche nach 50 Meter Sprint und der Balleroberung gegen Schalkes Jefferson Farfan.
Quelle: Die Rheinpfalz
ZitatAlles anzeigenBetze-Geflüster
Klassentreffen unter Scheinwerfern
Im Frühjahr haben sie alle die große Chance auf eine bessere Zukunft gefeiert. Als der Aufstieg feststand und damit die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga, haben die Fans des 1. FC Kaiserslautern und die des FC St. Pauli die Nacht zum Tag gemacht.
Die Architekten des Erfolgs, die beiden Trainer, beide Jahrgang 1969, passen prima zu den jeweiligen Klubs. Geerdete, geradlinige Typen, die aus der (Finanz-)Not nur allzu gerne eine Tugend machen und mit großer Freude ihrer Aufgabe nachgehen, mit jungen Leuten zu arbeiten, für die jedes Spiel in der Ersten Liga noch wie eine Abenteuerreise ist. Auch für die beiden Ex-Bundesliga-Profis auf den Trainersesseln ist das alles eine neue Herausforderung. Und zugleich die Rückkehr in die Vergangenheit - aber diesmal aus einer ganz anderen Perspektive heraus, aus der des Trainers, der an seiner jeweiligen Mannschaft noch einiges zu formen hat.
Rund ein halbes Jahr nach den Aufstiegsfeiern musste Kurz" Hamburger Kollege in dieser Woche heftig eingreifen, was die Sache mit dem Formen betrifft. Eine Kabinenpredigt und ein verschärftes Training zeugen von der zuletzt mageren Punkteausbeute der St. Paulianer an den vergangenen Spieltagen. Eine ernüchternde Serie von sechs Partien ohne Sieg steht für die Kiezkicker zu Buche. „Stani" mit Pauli im Sinkflug, Marco Kurz mit den „Roten Teufeln" im kräftigen Aufwind. Dazu wahrscheinlich schwierige Platzverhältnisse; die Rasenheizung läuft am Millerntor zwar auf vollen Touren, dennoch ist heute Morgen wohl erstmal Schneeräumen angesagt für die Hamburger Helfer. Vorzeichen, die auf ein Kampfspiel unter Flutlicht hindeuten. Der FCK-Coach hat seine Jungs schon darauf hingewiesen, dass St. Pauli mit einer immensen Leidenschaft in die Partie gehen wird, die eigentlich für die „Betze"-Truppe typisch ist. Vor und nach dem Spiel werden sich der Stuttgarter Kurz und der Hamburger Stanislawski freundschaftlich die Hände schütteln. Während der 90 Minuten werden die beiden zur neuen, erfolgreichen Trainergeneration zählenden 41-Jährigen eifrig ihre Jungs coachen. Auf den kalten Rängen fiebern 3000 FCK-Fans und rund 20.000 Pauli-Freunde mit, die zum Millerntor kommen. Um schon wieder oder endlich wieder zu feiern.
Quelle: Die Rheinpfalz