ZitatAlles anzeigenEigentor-Schütze Christian Tiffert ist beim 0:1 des 1. FC Kaiserslautern bei Bundesliga-Mitaufsteiger FC St. Pauli die tragische Figur. Der 28-Jährige wird zur Zielscheibe von Schneeballwerfern. Torjäger Srdjan Lakic fehlt dem FCK nun wegen seiner Gelbsperre.
VON OLIVER SPERK
Das dritte Türchen seines Adventskalenders hatte für Christian Tiffert am Freitag nur böse Überraschungen parat. Durch das Kopfball-Eigentor des Mittelfeldspielers in der 48. Minute verlor der 1. FC Kaiserslautern das Aufsteigerduell der Fußball-Bundesliga mit 0:1 (0:0) beim nicht wirklich besseren FC St. Pauli.
Die zuvor sechsmal in Folge sieglosen Hamburger haben nun wie der FCK 17 Punkte. „Eigentlich war das ein typisches 0:0-Spiel. Viel Kampf, keine schöne Partie", sagte Tiffert, „es ist bezeichnend, dass dieses 0:0-Spiel durch ein Eigentor entschieden wurde."
Für den Pechvogel wurde es auch kurz nach der von beiden Teams verkrampft geführten Partie sehr ungemütlich. Bei minus vier Grad gab Tiffert am Spielfeldrand gerade ein Fernsehinterview, als er von einem Schnellball an der linken Wange getroffen wurde. Das vermieste dem 28-Jährigen die Laune verständlicherweise noch mehr - dennoch stand er weiter professionell Rede und Antwort.
„St. Pauli hat gewonnen, die Leute sollen sich freuen. Da braucht man mir nicht noch einen Schneeball in die Fresse zu batschen", meinte Tiffert erbost, „so etwas kenne ich von St. Pauli eigentlich nicht." Aber auch ein Teil der FCK-Fans bekleckerte sich durch aggressives Verhalten und das nun mal verbotene Abbrennen von bengalischen Feuern nicht mit Ruhm.
Für St. Pauli waren die drei Punkte gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf enorm wichtig. „Das war ein Sieg des Willens und des Kampfes unserer Mannschaft, der die Verunsicherung nach diesen schwierigen Wochen anzumerken war", stellte St. Paulis Sportchef Helmut Schulte fest, „wir haben das Tor erzwungen und dieses Geschenk der Kaiserslauterer angenommen."
FCK-Trainer Marco Kurz sagte: „Kein Vorwurf an Tiffi, das passiert. Aber wir haben über 90 Minuten nicht die Leistung gebracht, um mehr zu verdienen." Mittelfeldspieler Oliver Kirch meinte: „Wir sind erst nach dem Tor aufgewacht. St. Pauli hatte auch kein richtiges Mittel, hat oft nur lange Bälle gespielt. Aber wir hatten letztlich das Quäntchen Pech."
Der Zug zum Tor, der den FCK bei den beiden jüngsten Siegen gegen Schalke und in Nürnberg auszeichnete, war auf der eiskalten Dauerbaustelle Millerntor-Stadion kaum erkennbar. Die von Kurz geforderte „Gier" war gegen den nur durch Marius Ebbers und Freistöße Matthias Lehmanns gefährlichen Mitaufsteiger nicht ausgeprägt genug. „Wir haben zu ungenau, zu fehlerhaft gespielt und waren nicht scharf genug, den nötigen Zug zum Tor zu haben", konstatierte FCK-Kapitän Martin Amedick, der wie sein Innenverteidiger-Kollege Mathias Abel Probleme mit dem quirligen Ebbers hatte. Im Abschluss zu überhastet war der im Lauterer Mittelfeld gute Jan Moravek. Der 21-Jährige bekam zudem einen Ellenbogen an die Oberlippe und musste in der Pause genäht werden, wird aber wie alle seine Kollegen ab Dienstag wieder trainieren.
Auf Torjäger Srdjan Lakic, der in Hamburg von Ivo Ilicevic und vor allem von Stiven Rivic nicht genug unterstützt wurde, müssen die Lauterer im Heimspiel am Samstag gegen Wolfsburg verzichten. Lakic fehlt nach seiner fünften Gelben Karte.
Eine Woche später reist der FCK zum Hinrunden-Abschluss nach Bremen. Christian Tiffert und seine Kollegen wollen alles dafür tun, dass sich an den letzten beiden Adventssamstagen dann angenehme Dinge als Belohnungen hinter den Türchen ihrer Adventskalender verstecken.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau