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Treffer! Stiven Rivic bei seinem Hamlet-Probe-Auftritt.
Reportage: Bundesliga-Profi Stiven Rivic steht im Kaiserslauterer Pfalztheater auf der Bühne. Probehalber - für eine Serie im Stadionmagazin des FCK, in der erzählt wird, was die Spieler geworden wären, würden sie nicht Fußballer sein. Der 25 Jahre alte Kroate hat Spaß bei der Shakespeare-Inszenierung von Intendant Johannes Reitmeier. Rivic hofft auf den Liga-Verbleib.
Von Peter Knick
Kaiserslautern. Hamletprobe im Pfalztheater Kaiserslautern. Der Intendant und Regisseur Johannes Reitmeier bespricht mit den Schauspielern die vierte Szene der berühmten Shakespearschen Tragödie. Neben Hamlet, Horatio und Marcellus steht auch Stiven Rivic auf der Bühne. Der Fußballspieler des 1. FC Kaiserslautern hat an diesem Abend das Metier gewechselt und versucht sich in der Schauspielkunst.
Mit der Szenenprobe erreicht das Theatergastspiel des Stiven Rivic seinen Höhepunkt. Für den 25-Jährigen, der sonst im Fritz-Walter-Stadion vor Zehntausenden seine Ballkünste in Bundesliga-Spielen vorführt, ist es eine Premiere. Erstmals seit seinem Wechsel zu den Roten Teufeln besucht er diese Spielstätte, die ebenso wie die auf dem Betzenberg im Leben der Barbarossastadt eine wichtige Rolle spielt.
Auch wenn er seit seiner frühsten Jugend „zu 100 Prozent" Fußballer werden wollte, erzählt der Kroate, der in der Hafenstadt Pula das Licht der Welt erblickt hat, so habe er doch auch schon immer das Theater gemocht. Womit er natürlich nicht die Theatralik auf dem Rasen meint, die vielen seiner Berufskollegen ja nicht ganz fremd ist. Dieses Interesse an der Bühne hat Stiven Rivic ins Pfalztheater geführt.
So steht er nun auf der Probenbühne und lauscht den Worten des Regisseurs, der ihm und seinen „Schauspielerkollegen" die berühmte Szene aus dem ersten Aufzug der Tragödie beschreibt. Es ist der Moment, in dem Hamlet der Geist seines ermordeten Vaters erscheint und ihn auffordert, den Mord zu rächen. So, wie er dasteht, mit seinem dunklen, kurz geschorenen Haar und der mit paillettenbestickten schwarzen Renaissancejacke, könnte Rivic durchaus den melancholischen Dänenprinzen verkörpern. Doch nicht er, sondern Daniel Mutlu spielt die Hauptrolle in diesem Rachedrama. Rivic solle, sagt Regisseur Reitmeier, „Hamlets Schatten" sein. Eine zwar von Shakespeare nicht geschriebene, aber durchaus anspruchsvolle Rolle.
Konkret heißt das, dass Rivic die Gesten und Bewegungen des Hamlet nachahmen soll. Dabei kommen ihm seine sportlichen Fähigkeiten zugute. Denn Hamlet und sein Alter ego Rivic müssen in dieser Szene ein hohes Baugerüst erklettern, auf dem sich der Geist von Hamlets Vater zeigt. Das tun sie mit solchem Sturm und Drang, dass der Zuschauer einen ganz neuen Hamlet erlebt. Es ist nicht der Zauderer, der sich zu keiner Tat entschließen kann, sondern fast schon ein Action-Held.
Applaus ist der Lohn für dieses fulminante Spiel. „Den nehmen wir", sagt die Chefdramaturgin Christina Alexandridis lachend nach dem Auftritt des neuen Ensemble-Mitglieds. Mit strahlendem Gesicht und theatralischer Geste beendet Stiven Rivic dann sein Zwischenspiel im Pfalztheater. Er breitet die Arme aus und spricht im Bühnenton: „Ich denke, es ist genug."
Damit sind der Worte aber noch nicht genug gewechselt. Nach seiner Profikarriere könnte es sein, sagt Rivic, dass er es „vielleicht einmal" als Schauspieler versucht. In Eric Cantona hätte er ein Vorbild. Der Franzose hat sich nach seiner internationalen Fußballer-Karriere zu einem gefragten Filmschauspieler gemausert. Das Fußballspielen sei aber viel schwerer als das Theaterspielen, findet Rivic und begründet dies so: „Auf der Bühne kennst du deine Rolle. Im Fußball weißt du aber nie, was kommt.'
Stiven Rivic weiß das dramatische Geschehen auf der Bühne zu schätzen. Das hat der Abend im Pfalztheater gezeigt. Im Fußball würde er aber in dieser Saison gerne auf Dramatik verzichten. Da wäre er froh, würde es der FCK nicht allzu spannend machen und den Klassenverbleib schon frühzeitig klar machen.
Zur Person
Stiven Rivic
Geboren: 9. August 1985
in Pula/Kroatien
Privat: ledig
Nationalität: Kroate
Größe: 1,81 m
Gewicht: 74 kg
Position: Mittelfeld
Bisherige Klubs: Energie Cottbus, NK Istra 1961, VV St. Truiden, FC Schalke 04, NIk Istra Pula
Zweitligaspiele/Tore: 23/5
Bundesligaspiele/Tore: 55/4
Länderspiele/Tore: -
Vertragsdauer: bis 30. Juni 2013.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau