ZitatAlles anzeigenZeugwart, Masseur und Busfahrer umsorgen die FCK-Profis in Spanien
Von Oliver Sperk
Ob Srdjan Lakics liebste Trainingsklamotten, Spieltrikots für alle, Trinkflaschen oder die blauen, roten und nur noch selten schwarzen Fußballschuhe der Profis und die Arbeitskleidung für einen 35-Mann-Tross: Sechs Tage Trainingslager bedeuten einen immensen logistischen Aufwand auch für Wolfgang Wittich, Heinz Bossert und Bernd Hollstein vom 1. FC Kaiserslautern.
Zeugwart Wittich, der langjährige Masseur Bossert und Busfahrer Hollstein haben gestern die 25 bis 30 riesigen Aluminiumboxen mit Ausstattung aller Art in den Mannschaftsbus geladen, der schon gestern Abend das Trainingsquartier in Lomas de Campoamor an der spanischen Costa Blanca wieder verlassen hat und heute Abend in Kaiserslautern eintreffen soll. 22 bis 23 Stunden dauert die 1400-Kilometer-Fahrt, schätzt der 50-jährige Hollstein. Vorgestern Abend ist sein Schwager Hans-Werner Dahlmanns, oft mit dem FCK II unterwegs, als zweiter Fahrer nach Campoamor gereist. Denn die gesetzlichen Höchstgrenzen von zehn Stunden Fahrzeit mit Unterbrechungen, 15 Stunden Schichtzeit inklusive der Pausen und dazwischen mindestens zehneinhalb Stunden Schlafzeit müssen eben eingehalten werden. Alles ist auf einem Chip gespeichert, kann nachvollzogen und bei Nichteinhaltung geahndet werden.
Aber, da sind sich alle einig, als Mitarbeiter eines Bundesligisten nimmt man die Strapazen viel lieber auf sich als in den vergangenen vier Zweitliga-Jahren des FCK. „In der Ersten Liga sind die Bedingungen generell besser, die Stadien sind moderner, das macht alles einfacher", sagt Bossert. Seit 37 Jahren arbeitet der 65-Jährige nun beim FCK. Nach dem jahrzehntelangen Massieren von weit über 1000 Fußballerbeinen spielen die Hände nicht mehr mit. Nun ist er auf Honorarbasis zweieinhalb Stunden täglich beim FCK und hilft der medizinischen Abteilung mit der Getränkezubereitung, geht seinem langjährigen Weggefährten Wittich (53) zur Hand, hält die Sauna in Schuss und vieles mehr.
Das Credo, das ihm sein Mentor, Ex-Trainer Ernst Diehl, mitgegeben habe, zitiert Wittich gerne: „Millionäre wollen behandelt werden wie Millionäre." Überzeichnet - und deshalb umso plakativer. Sicher sei aber, sagt der Zeugwart: „Es sind nette Jungs, besonders im jetzigen Kader", betont er. Glück für ihn und seine Kollegen: Auf elf Paar Schuhe, wie sie Ex-FCK-Profi Jeff Strasser gerne bei Auswärtsspielen dabei gehabt habe, erzählt „Wolle", bestehe zurzeit keiner der Profis.
Dass der FCK sein großes Ziel, den Verbleib in der Bundesliga, erreicht, davon ist auch Wittich, Schwiegervater und Vater der ehemaligen Roten Teufel Marco Reich und Patrick Wittich, überzeugt. Da trüge ihn seine Erfahrung nicht: „Mit Marco Kurz sehe ich keine Gefahr, dass wir jetzt noch abzusteigen. Dieser Trainer weiß genau, wie er mit den Jungs arbeiten muss." Dieses Gefühl ist allgegenwärtig, dass diese Mannschaft den Abstiegskampf auch in der Rückrunde erfolgreich übersteht.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau