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EHRMANNS MUSTERSCHÜLER Die Nummer 29 hält wie eine Nummer 1: Kevin Trapp.
FCK-Torhüter-Talent Trapp imponiert auch beim 1:0-Sieg bei Borussia Mönchengladbach. Sein Gegenüber Logan Bailly wird zur tragischen Figur der Partie.
VON OLIVER SPERK
Gerry Ehrmann war einfach nicht mehr zu aufzuhalten. 22.20 Uhr war es am Freitagabend, als der Torwarttrainer des 1. FC Kaiserslautern losstürmte, um seinen 20 Jahre alten Schützling Kevin Trapp kräftig zu herzen. Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Knut Kircher war der Startschuss für Ehrmanns 40-Meter-Sprint von der Seitenlinie Richtung Strafraum.
Trapp, der U21-Nationaltorhüter, hielt seinen Kasten beim 1:0 (0:0)-Sieg der Lauterer bei Bundesliga-Schlusslicht Borussia Mönchengladbach sauber. Und half seinem FCK somit tatkräftig, nach dem 2:1 vom vergangenen Samstag gegen Freiburg - als der junge Mann in der Bundesliga debütierte - den zweiten Befreiungsschlag in Folge im Abstiegskampf zu landen. 31 Punkte bei nun noch sieben ausstehenden Spielen lassen die Lauterer, vor zwei Wochen noch Zweitletzter, wieder etwas entspannter in die nahe Zukunft schauen.
„Das war ein ganz, ganz großer Befreiungsschlag”, betonte FCK-Innenverteidiger Mathias Abel, der die Roten Teufel am Freitag wie schon gegen Freiburg als Kapitän auf den Platz führte; die ursprünglichen Spielführer Martin Amedick und Srdjan Lakic wurden erst später eingewechselt.
Während die Fußball-Welt an diesem Freitagabend für FCK-Torhüter Trapp trotz der dunklen, schweren Regenwolken über dem Borussia-Park rosarot aussah, hätte sich Gladbachs Schlussmann Logan Bailly am liebsten in einem schwarzen Loch verkrochen. Der 25-Jährige boxte sich den Ball in der 61. Minute mit seinen regennassen Handschuhen nach der von Christian Tiffert getretenen dritten FCK-Ecke selbst ins Tor. Ein spielentscheidender grober Patzer, der Gladbachs Hoffnungen, den Bundesliga-Verbleib doch noch zu schaffen, auf ein Minimum reduziert. Zumal sich der Tabellenletzte, der nach dem unglücklichen 2:3 gegen Stuttgart und dem 1:3 in Hamburg beim FC St. Pauli erneut ein direktes Duell gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf verlor, in diesem wichtigen Spiel überwiegend als ziemlich rat- und ideenlos präsentierte. Das sah auch Borussen-Trainer Lucien Favre so. „Wir haben zu kompliziert gespielt und zu viele Ballverluste gehabt”, klagte der 53 Jahre alte Schweizer. Seinen belgischen Torwart indes versuchte er in Schutz zu nehmen. „Er hat bis jetzt hervorragend gespielt, auch zuletzt bei unserem 1:1 in Bremen”, meinte Favre, „nun hat er einen großen Fehler gemacht, aber so ist das im Fußball.”
Baillys schwarzer Abend war der große Abend für das teuflisch disziplinierte Team um Trapp. Der im saarländischen Merzig geborene 1,89-Meter-Mann, der seit er 15 ist, mit Torwarttrainer Ehrmann arbeitet, hat erneut kurzfristig von seinem nun zweiten Bundesliga-Einsatz erfahren. Stammtorhüter Tobias Sippel musste - wie schon vor Wochenfrist - grippebedingt passen. „Gerry und ich haben am Morgen vor dem Spiel noch mal mit Tobi geredet. Er hat gesagt, er ist noch nicht bei 100 Prozent”, begründete FCK-Trainer Kurz die Entscheidung.
Trapp gefiel mit beherzter Strafraumbeherrschung. „Er hat die Ruhe weg”, lobte Ehrmann. Der Beginn einer möglichen Wachablösung im FCK-Tor? Marco Kurz will sich die beiden jungen Keeper in der Länderspielpause ganz genau anschauen und dann entscheiden, wer am 2. April gegen Bayer Leverkusen spielt.
Wie Trapp verdiente sich der gesamte Defensivverbund um die herausragenden Rodnei und Abel ein Sonderlob. Der wichtigste Ideengeber der Gladbacher, Marco Reus, wurde völlig aus dem Spiel genommen. Fußball-Tragik, dass ausgerechnet Pechvogel Bailly den Rest besorgte.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau