ZitatAlles anzeigenBayer Leverkusen gewinnt ein typisches 0:0-Spiel beim 1. FC Kaiserslautern mit 1:0. Das „goldene” Tor schießt der Lauterer Aufstiegsheld nach einer unglücklichen Faustabwehr von Torhüter Kevin Trapp. Die Roten Teufel agieren zu harmlos.
VON HORST KONZOK
Kevin Trapp machte sich in einem Trikot mit dem Aufdruck „Sippel” und der Nummer 1 warm. Tobias Sippel lief im Zeichen der Lauterer Unzerstörbar-Aktion mit Trapps Namenszug auf. Die Symbolik ist Realität: Trapp hat Sippel als Nummer 1 zunächst verdrängt. Daran ändert auch das aus der Lauterer Sicht so unglückliche Bayer-Tor zum 0:1 (0:0) nichts, verdeutlichte FCK-Trainer Marco Kurz. Er monierte eine Fehlerkette und hat auch „nicht vor, jede Woche den Torwart zu wechseln”. So durfte Eren Derdiyok in jener verhängnisvollen 74. Minute auf der von Florian Dick wiederholt verwaist hinterlassenen rechten Seite flanken, Trapps zu kurze Faustabwehr verlängerte Leon Jessen per Kopf unfreiwillig zu Sam, der volley aus knapp 16 Metern traf. „Das war kein Zufall, das üben wir im Training”, erklärte Sam nach seinem achten Saisontreffer.
SCHLÜSSEL-SZENENFCK-Torhüter Kevin Trapp klärt gegen Sidney Sam (links), machtlos ist er aber in der 74. Minute, als er den Ball nicht weit genug wegfaustet (rechts) und Sam kurz darauf das 1:0
Bitter für den FCK, der mit konsequenter Abwehrarbeit und hoher Laufbereitschaft dafür gesorgt hatte, dass der Tabellenzweite auch nur zu vier Chancen kam. Die größte vereitelte Kevin Trapp mit einer klasse Parade, krallte sich nach Ballack-Zuspiel einen Kopfball von Simon Rolfes aus kurzer Distanz (44.). In der 49. und 59. Minute bestand Trapp zwei Prüfungen gegen Sam glänzend, den Leon Jessen insgesamt recht gut kontrolliert hatte. „Meine Mannschaft war sehr geschickt, sehr clever und geduldig”, lobte Bayer-Trainer Jupp Heynckes die Abkehr vom Hurra-Stil.
Der FCK blieb in seinen Offensivbemühungen harmlos. Ausnahme die 10. Minute, als der zuverlässige Abräumer Mathias Abel nach Hlousek-Freistoß einen Kopfball aus kürzester Distanz vorbeisetzte. Sieben Minuten später luchste Christian Tiffert Bayer-Verteidiger Stefan Reinartz den Ball ab, den klasse Pass Tifferts verschluderte Adam Hlousek bei einem Konter.
Dem Angriffsspiel des FCK war das Fehlen von Jan Moravek als Bindeglied zwischen Mittelfeld und Spitze und von Dribbelkünstler Ivo Ilicevic deutlich anzumerken. Adam Nemec, nach Zusammenprall mit Michael Ballack wegen einer Innenbandverletzung ausgeschieden (55.), spielte passabel, aber ihm fehlte die Geschwindigkeit. Oliver Kirch erwies sich am rechten Flügel als zu zaghaft, wenig mutig im Vorwärtsgang, aber auch viel zu zögerlich beim Attackieren des Gegners.
So sah sich Srdjan Lakic, von Daniel Schwaab und Reinartz umzingelt, meist auf verlorenem Posten. Eine gute Kopfballablage verschluderte Nemec. Nach seiner Knieverletzung kam „Jimmy” Hoffer. Es war nicht sein Spiel, denn der Strafraum blieb Sperrgebiet für die FCK-Offensive. Was auch an fehlender Passgenauigkeit lag. Die wenigen Flanken kamen nicht gut. „Wir haben gut gestanden, fast nichts zugelassen”, befand Simon Rolfes, während Abel dem verspielten Bonuspunkt nachtrauerte. „Dumm gelaufen - mit der unglücklichsten Aktion haben wir das Spiel verloren. Solche Tore schießt Sidney nicht alle Tage. Außer - wie in der Hinrunde - gegen uns.”
1. FC Kaiserslautern: Trapp - Dick, Abel, Rodnei, Jessen - Tiffert, Bilek (60. Petsos) - Kirch, Hlousek (75. Rivic) - Nemec (55. Hoffer) - Lakic
Bayer Leverkusen: Adler - Balitsch, Schwaab, Reinartz, Kadlec (71. Lars Bender) - Vidal, Rolfes - Ballack - Sam (90. + 3 Jörgensen), Barnetta (66. Kießling) - Derdiyok
Tor: 0:1 Sam (74.) - Gelbe Karten: Tiffert (5/3) - Ballack (3), Schwaab (2) - Beste Spieler: Rodnei - Vidal, Sam - Zuschauer: 46.050 - Schiedsrichter: Fritz (Korb)
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Ökonomische Werkself
Den einzigen großen Abwehrfehler des 1. FCK nutzt Leverkusen zum 1:0-Siegtor. Nach der Pause haben die Roten Teufel keine wirkliche Torchance.
VON OLIVER SPERK
Geschichten, die der Fußball schreibt: Ein ehemaliger Lauterer machte gestern an diesem sonnigen Frühjahrsnachmittag im Fritz-Walter-Stadion den entscheidenden Unterschied. Als ein 0:0 in einem tempo- und chancenarmen Bundesliga-Spiel möglich schien, traf Sidney Sam zum 1:0 (74.) für Bayer Leverkusen - und gegen den 1. FC Kaiserslautern. Es war Sams drittes Tor gegen seinen Ex-Klub in dieser Saison.
Ausgelassen gejubelt hat der 23-Jährige aber nicht - trotz des wichtigen Treffers, mit dem Leverkusen Platz zwei festigt. „Großer Jubel verbietet sich hier für mich - ich habe hier zwei Jahre gespielt und eine schöne Zeit gehabt”, sagte Sam später. Der Nationalmannschaftsanwärter nutzte es eiskalt aus, dass Torwart Kevin Trapp und der überraschte Leon Jessen den Ball nicht wegbekamen. „Ich bin aus dem Tor raus, wollte den Ball fangen, hatte aber Körperkontakt mit einem anderen Spieler”, sagte Trapp, „dumm gelaufen”. Es waren sogar zwei, Rodnei und Stefan Kießling behinderten ihn. Am Freitagabend hatte FCK-Trainer Marco Kurz Trapp (20) und dem als Nummer 1 in die Saison und auch in die Rückrunde gegangenen Tobias Sippel (23) seine Torwart-Entscheidung in Einzelgesprächen mitgeteilt.
PUNKTSIEGER : Hier ist Rodnei vor Stefan Kießling am Ball. Gemeinsam behindern sie aber FCK-Keeper Kevin Trapp in der Spielsituation, die zum Tor führt.
Nach den zwei Siegen zuletzt gegen Freiburg und in Mönchengladbach war es für die Lauterer die erste Niederlage mit Trapp im Tor. „Es war sicher kein gutes Spiel von uns”, betonte FCK-Mittelfeldspieler Christian Tiffert, „wir haben höchstens ein paar Nadelstiche gesetzt. Aber eine clevere, erfahrene Mannschaft spielt heute wenigstens 0:0.” Der Kopfball von Mathias Abel in der zehnten Minute nach Adam Hlouseks Freistoßflanke war die einzige wirkliche FCK-Chance im ganzen Spiel.
„Die bessere Mannschaft hat gewonnen. Wir haben es leider nicht geschafft, ein paar mehr Möglichkeiten zu kreieren”, analysierte FCK-Angreifer Srdjan Lakic, der weiter auf seinen ersten Rückrunden-Treffer wartet. „Die Bälle waren bei unseren Angriffsversuchen zu schnell weg”, bemängelte Tiffert. Allerdings fehlten in den verletzten Ivo Ilicevic und Jan Moravek für das FCK-Spiel eminent wichtige Ideen- und Vorlagengeber. „Wir haben nicht so viel Qualität, dass wir diese Ausfälle - gerade auf diesen Positionen - locker kompensieren können”, meinte Lakic.
„Klar, dass uns zwei solche Spieler fehlen”, sagte Tiffert, „aber wir brauchen uns über Verletzungspech nicht zu beklagen. Da hat es andere Mannschaften viel schlimmer erwischt.”
Noch-Bayer- und Bald-Bayern-Trainer Jupp Heynckes lobte seine Mannschaft vor allem dafür, dass sie „nach einem Witterungsumschwung in ungewohnter Hitze ökonomisch gespielt hat”. Mit Matchwinner Sidney Sam.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau