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Sidney Sam schießt die alten Kameraden ab und drückt ihnen jetzt die Daumen - Ein Christian Tiffert ist zu wenig
Von Oliver Sperk und Horst Konzok
Sechs Spiele bleiben dem 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga, um möglichst neun Punkte zu holen. Die dürften, die sollten am 14. Mai reichen, um den Klassenverbleib zu schaffen.
„Die bleiben drin, da bin ich sicher”, sagte ausgerechnet derjenige, der dem FCK am Samstag bei der unglücklichen 0:1 (0:0)-Heimniederlage gegen den enorm effizienten Champions-League-Anwärter Bayer 04 Leverkusen mit seinem Siegtor alle drei Punkte abnahm: Sidney Sam. Der 23 Jahre alte Ex-Lauterer drückt seinen ehemaligen Kollegen ganz fest die Daumen für den Endspurt.
Viele solcher Fehler wie den vor dem 0:1 darf sich der FCK freilich nicht mehr leisten - sonst reicht es nicht! Rechtsverteidiger Florian Dick rennt nach innen, als Bayer-Stürmer Eren Derdiyok zum entscheidenden Flankenlauf ansetzt. Die rechte Abwehrseite der Lauterer lässt Dick damit nicht zum ersten Mal an diesem Tag blank, auch der indisponierte Oliver Kirch ist nicht zu sehen, Derdiyok darf flanken. Und Torwart Kevin Trapp, dem FCK-Trainer Marco Kurz den Vorzug gegenüber Tobias Sippel gab, schätzt die Situation falsch ein. Sein verunglückter Faustversuch landet beim verdutzten Leon Jessen, von dessen Kopf der Ball zu Sam prallt. Der zieht ab - und trifft.
„Das war noch nicht mal eine richtige Torchance, da müssen wir hinten einfach cleverer sein”, monierte Christian Tiffert verärgert. „Aber es war folgerichtig, dass die Mannschaft gewonnen hat, die mehr Ballbesitz hatte”, resümierte Tiffert, der Einzelkämpfer.
60 zu 40 für Bayer lautete die Ballbesitz-Bilanz in einem höhepunktarmen Spiel. „Wir haben nach vorne viel zu wenig gemacht. Wir konnten die Bälle einfach nicht halten und hatten deshalb nicht die nötige Entlastung. Auch die Seitenverlagerung haben wir zu selten hinbekommen”, analysierte Tiffert. Er spielte neben dem sehr fehlerhaften Jiri Bilek auf der Sechs, der in den Duellen mit dem sehr körperbetont agierenden Michael Ballack keine Einstellung fand. Mit Thanos Petsos wurde es nicht besser.
Und wieder zeigte sich: Spielt Tiffert defensiv, was er wieder gut machte, fehlt er zentral oder aber am Flügel! Vor allem dann, wenn Jan Moravek - wie am Samstag wegen seiner Wadenprellung - nur auf der Tribüne mitfiebern kann.
Gefährlich war der FCK nur durch die Kopfballchance von Mathias Abel nach Adam Hlouseks Freistoß (10.), Hlouseks Konter nach Tiffert-Pass (17.) und durch Lakics Kopfball (86.). Nur der erste Freistoß der Lauterer war gut. Der Rest war kümmerlich!
Der FCK vermag Ivo Ilicevic nicht zu ersetzen. Fehlt er, fehlt das Überraschungsmoment. Der Tempo-Dribbler ist für fast jede Abwehrreihe ein unberechenbares Schreckgespenst. Er ist einer, der Lakic zu bedienen weiß, einer der abschließt. Seine Rolle war Kirch auch nicht annähernd in der Lage auszufüllen. Muss er aber, weil die für FCK-Verhältnisse teuren Zugänge Amri und Rivic nicht Fuß gefasst haben. Und Winterverpflichtung Adam Hlousek ackert wohl, Effektivität aber weißt er kaum nach.
„Dass wir durch ein so unglückliches Tor verlieren, tut natürlich weh”, sagte der 20 Jahre alte Torhüter Kevin Trapp. Vier Prüfungen hatte er, dreimal hielt er prima. Einmal nicht! Den Torwartwechsel begründete Trainer Kurz damit, er habe nach den erfolgreichen Spielen mit Trapp im Tor gegen Freiburg (2:1) und in Mönchengladbach (1:0) den Abwehrverbund nicht auseinanderreißen wollen. In den beiden Partien hatte die Nummer 1, Tobias Sippel, grippebedingt gefehlt. Eine brutale Entscheidung.
Das Wort zum Sport
„Ich habe mit ihm in der Woche gesprochen und gesagt, du bist mal wieder dran, ein Spiel für uns zu entscheiden.”
Trainer Jupp Heynckes (Bayer Leverkusen) über das Siegtor von Sidney Sam in Kaiserslautern.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau