ZitatAlles anzeigen
Tauschten zu Beginn das Aussehen: Andy (links) und Stefan Kuntz beim „Theaterkick”
Reportage: Musiker Andy Kuntz und FCK-Boss Stefan Kuntz gemeinsam auf der Werkstattbühne des Pfalztheaters in Kaiserslautern
Von Steffen Gall
Das Licht dramatisch gedimmt. Hamlet angestrahlt. Das Publikum still. Gespannte Erwartung. Er: „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.” Und so weiter. Die berühmte Szene aus Shakespeares „Hamlet” auf der Werkstattbühne des Kaiserslauterer Pfalztheaters. Doch es ist kein Schauspieler, der die bekannten Sätze an diesem Montagabend zum Besten gibt. Es ist Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern.
Die Hamlet-Nummer ist nur einer von vielen Höhepunkten an diesem kurzweiligen Abend, der mit „Kuntz und Kuntz” betitelt ist. Teil drei der Reihe „Theaterkick”, die Schauspieler des Pfalztheaters zusammen mit FCK-Größen auf die Bühne bringt, ist ein Familienstück. Andy Kuntz trifft Stefan Kuntz. Musiker und Schauspieler trifft Fußball-Funktionär und Ex-Profikicker. Cousin trifft Cousin. Stefan erblickte das Licht der Welt drei Wochen vor Andy, beide sind 48 Jahre alt. Und aufgewachsen „fast wie Brüder”, wie Stefan erzählt und Andy bestätigt. Diese Rollenverteilung - Stefan spricht, Andy stimmt zu oder ergänzt (Wortbesitz etwa 80:20 Prozent) - zieht sich fast durch den ganzen Abend. Der dauert ungefähr so lange wie ein Fußballspiel mit Verlängerung plus Elfmeterschießen, weist aber so gut wie keine Längen auf. Die „Fans” - die Ränge der Werkstattbühne des Pfalztheaters sind mit 120 Zuschauern voll besetzt - zeigen sich begeistert.
Wenn Stefan Kuntz nicht Fußballprofi sowie danach Trainer und Funktionär geworden wäre, hätte er wahrscheinlich auf einem anderen Gebiet Karriere gemacht. Sein Unterhaltungswert ist enorm hoch. Ob bei der Dia-Show mit Kinderfotos von Andy und Stefan aus den Kuntz'schen Familienalben oder einfach so beim Smalltalk - der FCK-Boss ist charismatisch und schlagfertig, er bringt die Leute zum Lachen, zieht sie in seinen Bann. „Was der alles noch weiß”, wundert sich Andy. „Ich hab mich halt vorbereitet”, kontert Stefan. Ohne Fleiß kein Preis: ein Spruch, der gut zum Leben des Stefan Kuntz passt. „Dafür habe ich ihn immer bewundert”, gesteht Andy.
Köstlich, wie Stefan Anekdoten aus der gemeinsamen Jugendzeit erzählt. Vom Fahrradklau in Italien mit anschließendem Verhör durch die italienische Polizei (Anstifter: Stefan). Oder vom Spielen mit der Carrera-Rennbahn und der Sache mit dem Hamster (Übeltäter: Andy). Und natürlich vom ersten Sieg der Steppkes Andy und Stefan gegen die beiden Väter beim umkämpften Kicken am Strand (Siegtorschütze: Andy). „Bis 16, 17 gab's zwischen uns keinen Unterschied. In Nuancen lag Andreas sogar vorne”, sagt Stefan zu den fußballerischen Fähigkeiten des Cousins.
Sänger Andy kann also kicken. Aber kann Kicker Stefan auch singen? „Null. Definitiv null komma null”, wiegelt der FCK-Häuptling ab. Akkordeon hat der Fußball-Europameister von 1996 in jungen Jahren mal gespielt, verrät Andy und hat sich das alte Instrument vom Speicher besorgen lassen, um Stefan zu überraschen. Der dudelt ein bisschen was und begleitet schließlich Andys Rockband Vanden Plas, die das Lied „Quicksilver” von ihrem aktuellen Album präsentiert. Da ist nun Andy sichtlich voll in seinem Element, während Stefan ganz freiwillig in den Hintergrund rückt.
Doch so will der ganz in Schwarz gekleidete Vorstandsvorsitzende der Roten Teufel sich nicht verabschieden. Er ergreift nochmals das Wort, erzählt eine lustige Geschichte über Mamas Hausmannskost. Und über Mamas tadelnden Gesichtsausdruck, wenn „de Bub” ihrer Meinung nach nicht genug isst. Der saarländische Zungenschlag erinnert an Gerd Dudenhöffer alias Heinz Becker. Und der Vortrag ist absolut bühnenreif. Da könnten sich einige der sogenannten Stand-up-Comedians, die ihre Gags im Fernsehen präsentieren dürfen, durchaus eine Scheibe abschneiden.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau