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Mit Rauchbomben und Knallkörpern stimmten sich die Gewalttäter im „Fan”-Block des BFC Dynamo auf die Angriffe gegen Lauterer Zuschauer ein. FOTO: KUNZ
Fussball: Schläger machen dem BFC Dynamo das Pokalfest gegen überlegene Lauterer kaputt - FCK-Profi Abel fassungslos
Von Oliver Sperk
BERLIN. Das 3:0 (2:0) des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern in der ersten DFB-Pokalrunde beim BFC Dynamo war ein solider erster Schritt. Zum Bundesligastart treten die Lauterer am Samstag bei Werder Bremen an.
Mathias Abel musste die schlimmen Ereignisse an diesem grauen, verregneten Samstagnachmittag im Berliner Jahn-Sportpark erst verdauen. Mit dem Ausruf „Das ist vielleicht ein Saftladen hier” eilte der vorher sehr souverän agierende Innenverteidiger des FCK wütend vom Spielfeld in die kleine Kabine des in die Jahre gekommenen Stadions am Prenzlauer Berg.
BFC-Anhänger hatten nach dem Abpfiff den Block der friedlich feiernden FCK-Fans gestürmt. Bevor das massive Polizeiaufgebot die Lage in den Griff bekam, wurden mehrere Zuschauer und 18 Polizisten verletzt. Es gab 27 vorläufige Festnahmen, 50 Strafermittlungsverfahren wurden eingeleitet.
Abel musste sich erst beruhigen, ehe er über die zuvor von seinem FCK souverän erledigte Pflichtaufgabe reden mochte. Das von den Neuzugängen Itay Shechter und Olcay Sahan perfekt eingeleitete 1:0 (18.) durch Ivo Ilicevic sowie Christian Tifferts Volleyschuss zum 2:0 (23.) sorgten früh für Klarheit. Thanos Petsos erhöhte im Anschluss an eine Tiffert-Ecke auf 3:0 (50.).
Innenverteidiger Abel, mit Rodnei im Zentrum einer konzentrierten Defensive, erhielt von Trainer Marco Kurz den Vorzug vor Martin Amedick. „Das ist für mich eine Bestätigung meiner Leistungen in der vergangenen Saison und in der Vorbereitung”, meinte Abel.
Torschütze Ilicevic freute sich über das schöne Zusammenspiel mit den neuen Offensivkollegen Shechter und Sahan bei seinem 1:0, auch wenn später vieles noch zu unpräzise war. „Das sind Spieler, die mit dem Ball sehr gut umgehen können, das tut unserem Spiel gut”, meinte Ilicevic. Viel Aussagekraft mit Blick auf den Bundesliga-Auftakt bei den in Heidenheim überraschend aus dem Pokal ausgeschiedenen Bremern habe die Pflichtübung in Berlin nicht, „aber wir haben vergangene Saison alle zwei Spiele gegen Bremen gewonnen, das wissen auch die Bremer”, sagte Kapitän Tiffert. Sein Kollege, Torwart Tobias Sippel, der von Coach Kurz aus „disziplinarischen Gründen” nicht für Berlin berücksichtigt worden war, trainierte gestern wie üblich mit der Mannschaft. Der 23-Jährige will und soll weiter das FCK-Trikot tragen.
Heiko Bonan, Ex-Profi und Trainer des BFC, stellte zum Pokalaus seines Teams fest: „Man hat den Unterschied gesehen zwischen Bundesligafußballern und Amateuren, die nebenbei andere Berufe haben und viermal in der Woche um 18 Uhr trainieren.” Dennoch hätte der aktuelle Berliner Landespokalsieger und DDR-Serienmeister Grund zur Freude gehabt, wäre die Randale nicht gewesen. Unter Bonan war es aufwärts gegangen, nicht nur sportlich; auch im Umfeld war es ruhiger geworden und friedlicher. Die 10.104 Zuschauer bedeuteten Nach-Wende-Rekord bei der größten Veranstaltung des BFC seit 20 Jahren. Eigentlich ein Feiertag für einen Fünftligisten, auch wenn sportlich nichts zu holen war.
„Lautern ist nicht unsere Liga”, sagte Bonan später, „nächste Woche spielen wir in Lichterfelde.” Und nur zu gerne hätte sich der BFC seit Samstagabend allein mit dem ersten Oberliga-Gegner 2011/12 beschäftigt. Nun aber geht es wieder viel um andere Dinge. Der Klub will Strafanzeige gegen die Randalierer stellen und zudem auf zivilrechtlichem Wege Schadenersatz von den Krawallmachern erstreiten für die zu erwartende hohe Geldstrafe durch den DFB. Die Vergangenheit hat den BFC eingeholt.
Quelle: Die Rheinpfalz