Martin Amedick im Interview: "Der Funke muss immer vom Rasen auf die Ränge überspringen" (Treffpunkt Betze)

  • Im Interview: Martin Amedick
    Martin Amedick: "Der Funke muss immer vom Rasen auf die Ränge überspringen"

    Martin Amedick spielt nun seit über drei Jahren im Trikot der roten Teufel. Bevor er im Jahre 2008 nach Kaiserslautern wechselte, spielte er für die Borussia aus Dortmund, wo er er in jungen Jahren als Fan selbst Teil der berüchtigten Dortmunder "gelben Wand" war. Im heutigen Interview spricht Martin Amedick über den holprigen Saisonstart, die zahlreichen Änderungen im Profikader, das Zusammenspiel von Tradition und Fortschritt sowie über sein Engagement im Projekt Mama/Papa hat Krebs.

    Treffpunkt Betze: Hallo Martin,

    für den 1. FC Kaiserslautern begann die aktuelle Spielzeit mit kaum zufrieden stellenden Ergebnissen. Ihr steht nach vier Spieltagen mit zwei Punkten auf dem 17. Tabellenplatz. Wo liegen die Unterschiede zur letzten Saison? Was fehlt der Mannschaft noch, um einen ersten Sieg einzufahren? Und wie ist die derzeitige Stimmung im Team?

    Martin Amedick: Im letzten Jahr sind wir herausragend mit zwei Siegen und einem Unentschieden gestartet, hatten schnell das nötige Selbstbewusstsein und sind anders in die Partien gegangen. Trotzdem funktionierte auch damals nicht alles und wir sind in eine negative Serie mit einigen verlorenen Spielen geraten. Wir stecken noch mitten im Findungsprozess, wissen aber auch, dass wir schnell stabiler und kompakter auftreten müssen. Aber es steckt viel Qualität im Team und wir

    sind alle weiterhin sehr zuversichtlich, da kurzfristig wieder rauszukommen.


    Treffpunkt Betze: 13 Spieler haben den Verein verlassen oder wurden zum Teil ausgemustert, 6 neue Spieler sowie 2 Jungs aus der eigenen Jugend kamen in der Sommerpause dazu. Kann man den Grund für den holprigen Saisonstart auch in solch großen Veränderungen innerhalb des Teams sehen?


    Amedick: Wir haben Leistungsträger abgegeben, aber auch neue Spieler mit hoher Qualität hinzugewonnen. Da muss sich einiges neu einspielen und zudem müssen neue Abläufe eingespielt und automatisiert werden. Wenn Spieler wie Itay Shechter, aber auch Olcay Sahan oder Richard Sukuta-Pasu richtig ins Rollen kommen, werden sie uns weiterhelfen.


    Treffpunkt Betze: Wie werden neue Spieler auf dem Betzenberg integriert?


    Amedick: Den wichtigsten Teil nehmen Mannschaft und Spieler selbst ein, aber auch der Verein unternimmt viel, um es neuen Spielern so einfach wie möglich zu machen. Sprachkurse, Wohnungssuche, gemeinsame Aktionen und immer wieder Treffen der Spieler mit Familien sind genauso wichtig, wie Teambuilding-Sitzungen im Trainingslager oder ähnliches.


    Treffpunkt Betze:

    Du wurdest von der Mannschaft in den Spielerrat gewählt. Was gehört zu den Aufgaben der Spielerrats und wie kannst du dich in deiner Funktion in solch einer schwierigen Anfangsphase der Saison einbringen?


    Amedick: Der Spielerrat regelt die Interessen der Mannschaft gegenüber dem Verein und teilweise zum Trainerstab. Darüber hinaus ist es die Aufgabe jedes älteren Spielers oder Führungsspielers, sich um junge Spieler zu kümmern und in schwierigen Phasen zusätzliche Verantwortung zu übernehmen, unabhängig davon, ob er im Mannschaftsrat sitzt, Kapitän ist oder nicht.


    Treffpunkt Betze:

    Du hast dich wieder reingekämpft und deinen verlorenen Stammplatz in der Innenverteidigung zurück erlangt. Doch letztlich bleibt (auch mit dem bald wieder genesenen Jan Simunek) der Konkurrenzkampf mit 4 erfahrenen Profis sehr groß. Wie bewertest du deine eigenen Leistungen innerhalb dieses Konkurrenzkampfs?


    Amedick: Ich will da gar nicht groß über die Vergangenheit nachdenken oder mich damit beschäftigen. Ich gebe im Training immer mein Bestes. Konkurrenz erhöht zudem die Qualität im Training und das ist die einzige Chance, sich zu verbessern und weiter zu entwickeln.


    Treffpunkt Betze:

    Ivo Ilicevic wechselte vor wenigen Tagen zum Hamburger Sportverein. Manch Fan ist in seiner Meinung zwiegespalten: Zum einen die rote Karte, Wechselgerüchte in der vergangenen Rückrunde, zum anderen aber auch Ivos Torgefahr, oder die Fähigkeit, ein Spiel durch wichtige Impulse zu drehen. Wie beurteilst du den Transfer für euch als Mannschaft?


    Amedick: Einerseits verlieren wir durch den Wechsel von Ivo natürlich Qualität, andererseits sind wir alle überzeugt, dass wir dies auffangen können und genug Klasse im Kader haben, um auch in diesem Jahr in der Bundesliga zu bestehen.


    Treffpunkt Betze:

    Zahlreiche Mannschaftskollegen sind mit ihren Nationalteams unterwegs. Erschwert das den laufenden Trainingsbetrieb oder gar die wichtige Vorbereitung auf das Spiel in Mönchengladbach?


    Amedick: Es ist etwas übersichtlicher auf dem Trainingsplatz und sicherlich ist es schwer, neue Abläufe oder spezielle taktische Dinge einzustudieren, aber es ist demgegenüber auch eine Möglichkeit für Spieler die weniger Einsatzzeit bekommen, sich in den Vordergrund zu spielen.


    Treffpunkt Betze:

    In der vergangenen Saison habt Ihr zweimal gegen den amtierenden deutschen Meister gespielt. Haben für dich als ehemaligen Spieler der Borussia solche Spiele einen höheren (emotionalen) Stellenwert?


    Amedick: Ich habe als Junge viel Zeit auf der Südtribüne verbracht, natürlich war und ist es etwas besonderes, dort aufzulaufen. Allerdings hatten wir letzte Saison in Dortmund keinen guten Tag – das wollen wir dieses Jahr besser machen.


    Treffpunkt Betze:

    „Gelbe Wand“ vs. „Westkurve“. Auf welcher Tribüne würdest du selbst mal wieder gerne stehen und anfeuern?


    Amedick: Mir gefällt es auf dem Platz am besten und da möchte ich noch so lange es geht meiner Leidenschaft nachgehen…


    Treffpunkt Betze:

    Kürzlich wurde der Ausbau der Megaphonanlage verkündet. Du standest ja selbst als Fan auf der Dortmunder Südtribüne und kennst die Stimmung in den Kurven. Wie fällt dein Urteil zur MFA aus? Moderne Notwendigkeit oder stilvolles Mittel zur Verbesserung der Stimmung?


    Amedick: Das kann man nicht pauschal beantworten. Letztlich kommt es auf den Capo am Mikrofon an. Und der Funke muss immer vom Rasen auf die Ränge überspringen…


    Treffpunkt Betze:

    Du hast in damaligen Interviews deinen Wechsel von Borussia Dortmund nach Kaiserslautern mit dem überzeugenden sportlichen Konzept von Stefan Kuntz begründet, im vergangenen Oktober hast du deinen Vertrag um drei weitere Jahre verlängert. Liebesbekundung für die roten Teufel? Wie möchtest du deine Zukunft im Verein gestalten?


    Amedick: Für einige Jahre möchte ich auf dem Platz mithelfen, den FCK in der Bundesliga zu etablieren und vielleicht höhere Ziel anzugehen. Über die Zeit nach meine aktiven Laufbahn mache ich mir zwar den einen oder anderen Gedanken, da ist aber noch rein gar nichts spruchreif.


    Treffpunkt Betze: Du spielst nun seit über drei Jahren für die roten Teufel. Was waren rückblickend gesehen deine persönlichen Höhe- als auch Tiefpunkte innerhalb dieser Zeit?


    Amedick: Ich möchte da nur die Höhepunkte in Erinnerung behalten und das stehen natürlich der Aufstieg und die tollen Feierlichkeiten an allererster Stelle.


    Treffpunkt Betze: Der 1. FC Kaiserslautern strahlt eine besondere Fannähe aus. Regelmäßig finden Autogrammstunden und Fanaktionen statt. Was bedeutet es für dich persönlich, im Trikot der roten Teufel zu spielen?


    Amedick: Es war ein ursprünglicher Grund für meinen Wechsel zum FCK, dass hier Tradition und Fortschritt aufeinandertreffen und ein sinnvolles Konzept ergeben. Die Fannähe und das lebendige Verhältnis zum Vermächtnis von Fritz Walter und seinen Mitspielern sind immens wichtig für die Identität des Vereins und mir als Spieler bedeutet es sehr viel, Teil dieses Clubs zu sein.


    Treffpunkt Betze: Neben den zahlreichen Fanaktionen engagierst du dich für das Projekt „Mama/Papa hat Krebs“. Was hat dich dazu bewogen, dich insbesondere in diesem Projekt aktiv zu beteiligen? Welchen Stellenwert hat dieses Projekt für dich und wie genau sieht deine aktive Beteiligung aus? Hast du Wünsche, wie sich das Projekt weiter entwickeln könnte und wie vor allem Fans zu einem Erfolg beitragen könnten?


    Amedick: Ich habe diese Art des Engagements schon bei früheren Stationen gemacht. Als ich in Kaiserslautern angekommen bin, habe ich mich informiert und bin auf dieses gerade gegründete Projekt gestoßen. Heute bin ich im Vorstand des Fördervereins, kümmere mich um betroffene Kinder und helfe, Spenden und Aufmerksamkeit für das Projekt zu generieren. Wir konnten durch die Arbeit der letzten Jahre eine komplette Stelle im Projekt finanzieren und uns um viele Kinder kümmern, von denen ein Elternteil an Krebs erkrankt ist. Das wollen wir weiter vorantreiben und das Projekt auf stabile Beine stellen.


    Quelle: Treffpunkt Betze
    Autor: BetzeFensi
    Quelle Bildmaterial: 1. FC Kaiserslautern

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.

  • Eventuell engagieren wir gegen Hannover noch zusätzlich ein paar "Funkenmariechen"... ?! Sind jedenfalls tausendmal besser als die Sch..Pyros !
    Sehen auch, nebenbei gesagt, i.d.R. besser aus......