ZitatAlles anzeigen
Olcay Sahan vom 1. FC Kaiserslautern durfte „auf Schalke” zum ersten Mal seit Wochen wieder ran. Der 24-jährige Mittelfeldspieler gefiel auf Anhieb und trug zum ersten Auswärtssieg der Roten Teufel einiges bei. Rückblickend findet er es richtig, dass er zuvor nicht spielen durfte.
Von Oliver Sperk
KAISERSLAUTERN. Der Sonnyboy gibt sich dankbar und wählt seine Worte sorgfältig. Olcay Sahan freut sich sehr über den zweiten Sieg des 1. FC Kaiserslautern in dieser Fußball-Bundesliga-Saison, der die Lauterer in der Tabelle auf Rang 14 vorrücken ließ. Seine gute eigene Leistung als technisch versierter Ideen- und Vorlagengeber im rechten Mittelfeld wird ihm nach schweren Wochen nun Auftrieb geben für die kommenden Aufgaben, hofft Sahan.
Der in Düsseldorf geborene Türke, der im Sommer vom Zweitligisten MSV Duisburg zum FCK wechselte, ist froh, „dass ich der Mannschaft helfen konnte, diesen wichtigen Sieg einzufahren”. Beinahe wäre das allerdings noch schiefgegangen, als sich ausgerechnet der starke Sahan kurz vor Schluss am eigenen Strafraum einen bösen Ballverlust leistete, den die Schalker aber nicht zum Ausgleich nutzen konnten. „Ein-, zweimal hatten wir trotz einer guten, konzentrierten Leistung das Quäntchen Glück, das wir uns über viele Wochen erarbeitet haben”, sagt FCK-Coach Marco Kurz mit Blick auf den hochverdienten Sieg mit seinem überlegenen Team gegen die Mannschaft seines ehemaligen Trainers Huub Stevens.
Die Szene vor dem Foulelfmeter zur 1:0-Führung der Lauterer leitete Sahan gemeinsam mit Pierre De Wit und Itay Shechter ein - ihre Kombination ging Torwart Ralf Fährmanns Attacke gegen Dorge Kouemaha voraus. „In den ersten Bundesliga-Spielen Anfang der Saison war ich zu nervös”, sagt Sahan, „jetzt bin ich voll drin.” Nach tollen Auftritten zu Beginn der Vorbereitung sah sich der 1,79-Meter-Mann in einer Formkrise stecken, als es ernst wurde. „Aber der Trainer weiß genau, wie er mit mir umgehen muss”, betont Sahan, der auch privat in festen Händen ist - bei seiner Freundin. Statt der Bundesliga-Bühne standen für ihn drei Wochen nur Training an. Dreimal in Folge nominierte ihn Kurz nicht für den Kader. „Ich bin dem Trainer dankbar, dass er mich auf diese Weise aus dem Loch rausgeholt hat”, betont der 24-Jährige.
„Mein Schwachpunkt war, dass ich in meinen Aktionen zu hektisch war”, sagt Sahan selbstkritisch, „aber ich denke, ich bin jetzt ruhiger geworden.” Dass er es „auf Schalke” versäumte, seine Leistung mit einem Kopfballtor zu krönen, als er kurz vor der Pause den Ball neben den Kasten setzte, „passiert im Fußball”, meint der trickreiche Außenbahnspieler.
Gestern Vormittag stand für die FCK-Profis nach einem erfreulichen Wochenende Ernüchterndes auf dem Trainingsplan: Treppenläufe im Stadion. Linksverteidiger Leon Jessen, der am Samstag wegen einer Schambeinentzündung fehlte, arbeitete individuell. Er soll möglichst heute wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Torwart Tobias Sippel wäre wohl viel lieber die Treppen hochgerannt: Er musste mit Schmerzen zum Zahnarzt.
Trainer Kurz indes hat sich besonders gefreut, „den Willen der Mannschaft zu sehen, sich den Sieg nicht nehmen zu lassen”. Sein Blick aber richtet sich längst auf die englische Woche mit dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Freiburg und der Pokalpartie am kommenden Mittwoch (20.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt. „Jetzt haben wir noch mal die Möglichkeit, eine sehr konzentrierte, intensive Trainingswoche hinzulegen”, betont Kurz. Er warnt vor unangebrachtem Hochmut: „Gegen Freiburg, das geht nicht einfach so. Die können jeden schlagen. Außer vielleicht derzeit Bayern München.”
________________________
Justizirrtum
Fussball: Der sture Rechtsverdreher mit der Pfeife
Von Horst Konzok
Sie wissen schon - vor Gericht und auf hoher See... So ähnlich ist's wohl auch vor dem DFB-Sportgericht. Fußball-Deutschland sah am Samstag und in ungezählten Nachbetrachtungen am Sonntag und am Montag, dass der Platzverweis Rodneis „auf Schalke” ein Irrtum vom Amt war. Der DFB aber verurteilt den Lauterer Unglücksraben für nichts. Obwohl Schalkes Jurado - wie das TV-Bild beweist - den FCK-Abwehrmann umriss, wird der für ein Spiel gesperrt. Ein Justizirrtum - weil die Rechtsprechung antiquiert und irgendwie schwachsinnig ist.
Der Sportrichter kennt das Fernsehbild, darf es aber nur bei ungesühnten Tätlichkeiten nutzen, die hinter dem Rücken des Schiedsrichters geschehen. Ansonsten gilt, um Prozessfluten zu verhindern, das Kriterium der Tatsachenentscheidung. So will es der Weltfußballverband Fifa. Tatsachenentscheider am Samstag war Peter Sippel. Und der Münchner erweist sich als Tatsachenverdreher. Auch nach Ansicht der Fernsehbilder leugnet er überlegen lächelnd die Tatsachen und bleibt bei seiner Einschätzung der Dinge: Foul, Elfmeter, Rote Karte. Basta. Die Tatsache, dass der Sturkopf aus München behauptet, richtig entschieden zu haben, beschert Rodnei die Sperre. Da hilft auch der beste Entlastungszeuge nichts. ,,Lächerlich” nannte Schalkes Trainer Stevens den Elfmeterpfiff samt Platzverweis gegen den Lauterer. Ein schlechter Witz: Leverkusens Castro, der einen Linienrichter beleidigte, wurde ebenfalls für ein Spiel gesperrt. Tatsache!
Und dann meldet sich auch noch DFB-Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel. Der wirft Ex-Kollege Markus Merk, bei den Schalker Fans eine Reizfigur, vor, durch seine Anwesenheit als Sky-Experte die Stimmung gegen Sippel provoziert zu haben. Tatsachen kann man auch verdrehen - nur weil man Merk in Abneigung verbunden ist.
Quelle: Die Rheinpfalz