ZitatAlles anzeigenPorträt: Zweibrücker FCK-Jungprofi Julian Derstroff gestern zu Gast im Speyerer Technik-Museum
Von Oliver Sperk
SPEYER. Die Sache ist nicht einfach für Julian Derstroff. Einerseits freut sich der 20 Jahre junge Zweibrücker darüber, dass er seit gut sieben Wochen ein echter Bundesligaspieler ist. Andererseits dämpft die miese sportliche Lage seines Arbeitgebers, des Schlusslichts 1. FC Kaiserslautern, die Freude des Fußballprofis. Gestern besuchte Derstroff für das FCK-Stadionmagazin das Technik-Museum in Speyer.
Vor dem riesigen Original des sowjetischen Raumgleiters Buran 1.01 in der Luftfahrthalle des Museums erzählt der talentierte Offensivspieler von seinem ganz großen Moment.
Es geschah am 11. Februar in der Münchner Arena während der Partie des FCK beim FC Bayern. Das Bundesliga-Debüt des Jungen, der beim SV Ixheim angefangen hat und 2002 zum zweiten E-Jugendjahr zum FCK gewechselt ist: In der 64. Minute kam Derstroff in München für Konstantinos Fortounis. „Ein Traum. Vor fast 70.000 sein erstes Spiel zu machen. Besser geht es eigentlich kaum. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben”, sagt Derstroff, der nun sieben Erstligaeinsätze hinter sich hat, „aber natürlich wäre es mir lieber, wenn wir als Mannschaft besser dastehen würden.” Bei Derstroffs Einwechslung in München lagen die Lauterer 0:2 zurück. So hieß es auch am Ende. Aber immerhin brachte der 1,80-Meter-Mann eine Brise frischen Windes ins FCK-Spiel. Dass er im Alleingang die Torflaute der Roten Teufel beheben könnte, wäre indes zu viel verlangt von einem, der noch bis vor zehn Monaten in der A-Jugend gespielt hat. Derstroff ist mit den Lauterer U19-Junioren im Juni deutscher Vizemeister geworden.
Die 90 Minuten, die Corinna Handrich von der Pressestelle des Technik-Museums Derstroff gestern durch die Liller Halle, die Raumfahrthalle und über das Freigelände führte, waren für den jungen Fußballer eine interessante Erfahrung. Am meisten hat den Zweibrücker der Raumgleiter Buran 1.01 beeindruckt. „Mich fasziniert alles, was die Menschheit geschaffen hat, und so ein Raumschiff ist besonders gigantisch”, sagt Derstroff, dessen Wunsch, Fußballprofi zu werden, erst „ab der B-Jugend konkreter geworden ist”.
Einen Plan B aber hatte und hat der junge Mann. „Im vergangenen Sommer habe ich in Zweibrücken mein Fachabitur gemacht”, erzählt Derstroff, „wenn es mit dem Profifußball nicht geklappt hätte, hätte ich jetzt angefangen, BWL zu studieren.” Die Alternative bleibt ihm - er weiß: „Es kann ja auch ganz schnell vorbei sein mit der Profikarriere, wenn man sich verletzt.” Einen Schreckensmoment in dieser Hinsicht hat Derstroff schon erlebt. Im August wurde bei dem Offensivmann, der zuletzt vornehmlich auf der linken oder rechten Außenbahn gespielt hat, der sich aber auch im Zweier-Sturm wohlfühlt, eine komplizierte Fußverletzung festgestellt. Nach einer Sprunggelenkoperation musste er drei Monate pausieren.
Nun aber hat sich sein Bundesliga-Traum erfüllt. Etwas Hoffnung, auch 2012/2013 im Oberhaus zu spielen, hat der 20-Jährige trotz der fast aussichtslosen Lage des FCK noch. Die Voraussetzung: „Am Samstag gegen Hoffenheim müssen wir gewinnen.”
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau