ZitatAlles anzeigenViele FCK-Fans begegnen der am Boden zerstörten Mannschaft mit Häme - Kuntz will Sippel und De Wit halten
Dem Galgenhumor und Zynismus, mit dem die Anhängerschaft den 90-Minuten-Murks begleitete, befleißigte sich auch Trainer Krassimir Balakov nach dem 1:2 (0:1) des 1. FC Kaiserslautern gegen die TSG 1899 Hoffenheim. „Positiv ist, dass wir ein Tor geschossen haben ...”, bemerkte der Coach mit Blick auf Alexander Bugeras späten Treffer.
„Wir können noch Tore schießen”, sagte Balakov, dessen Retter-Mission faktisch gescheitert ist: drei Spiele, drei Niederlagen, 1:5-Tore. Morgen geht's zu Bayer Leverkusen.
„Die Mannschaft bemüht sich, aber sie bekommt immer wieder naive Gegentore”, klagte Ilia Gruev, der so positiv erscheinende, um gute Stimmung bemühte neue Co-Trainer, der Günther Gorenzel nachfolgte. Rodnei, schon für Balakovs missglückten Einstand in Freiburg Hauptverantwortlicher, sorgte mit fatalem Ungeschick bei seinem Foul an Roberto Firmino für den Elfmeter, den Sejad Salihovic gewohnt sicher verwandelte (25.). Als sich nach der Einwechslung von Andrew Wooten eine Art Aufbäumen der Lauterer andeutete, patzte Pierre De Wit und sah, wie Konter gespielt und ausgenutzt werden. Boris Vukcevic krönte seine gute Leistung mit dem 2:0 (71.). „Es tut mir leid für Pierre, weil er sich sehr gut bewegt hat”, sagte Balakov.
De Wit war nach dem 19. nicht gewonnenen Spiel seiner Mannschaft in Serie und seinem folgenschweren Ballverlust den Tränen nah. „Es gibt mit Sicherheit angenehmere Situationen”, sagte der Kämpfer sichtlich angeknackst, „der Zeitpunkt für den Fehler war doppelt ungünstig. Wir haben noch mal alles versucht. Es ist ziemlich deprimierend.”
„Wir tun gut daran, wenn wir uns gar nicht mit der schlimmen Tabellensituation beschäftigen. Wir müssen einfach probieren, die Grundtugenden abzurufen. Wir müssen den Stolz, den jeder Fußballer haben sollte, in den letzten fünf Spielen zeigen”, forderte De Wit, den der FCK auch nach dem Abstieg gerne weiterbeschäftigen möchte. Den angebotenen Vertrag hat der 24-Jährige wohl nicht unterschrieben, nennt das Angebot aber „voll in Ordnung”. Er möchte nur etwas Bedenkzeit, äußerte der Mittelfeldmotor, der trotz seiner Schusskraft bei einem Saisontor stehenblieb. „Meine Tür ist offen für ihn”, signalisierte Vorstandschef Stefan Kuntz Gesprächsbereitschaft.
Nach der englischen Woche möchte er Torhüter Tobias Sippel (24) eine Verlängerung des Vertrages schmackhaft machen. „Ich stehe noch ein Jahr unter Vertrag und habe mit keinem anderen Verein gesprochen”, sagte Sippel nach der jüngsten Niederlage. Er besitzt aber eine Ausstiegsklausel, die er bei einem entsprechenden Angebot im Sommer geltend machen kann.
Die Häme, die die Fans über die Spieler ausschütteten, schmerzte - vor allem den unnachgiebigen Kämpfer Florian Dick. „Schlimmer als Pfiffe” empfand er den beißenden Spott. „Es tut weh”, bekannte Oliver Kirch, der nach der Pause für den verletzten Ariel Borysiuk kam, sich ordentlich einfügte. „Wir hatten uns so viel vorgenommen, wollten um unsere letzte Chance kämpfen - und dann bekommen wir immer wieder solche Gegentore. Ich weiß nicht, was passiert ist. Wenn ich an die Hinrunde in Hoffenheim denke, da haben wir spielerisch dominiert ...”
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Kommentar
Kondolenzbesuch und Spottgesang
Der FCK schreibt seine Negativserie fort.
Mit Hohn und Spott begleiteten viele Fans des 1. FC Kaiserslautern die nicht bundesligataugliche Darbietung der Mannschaft. Bittere Momente, die den Spielern deutlich machten, wie tief der Graben zwischen Rasen und Westkurve geworden ist. Stadionsprecher Horst Schömbs sorgte mit seiner Ansage ungewollt für den Auftakt der Betzenberg-Satire: Noch immer Spiel für Spiel von der „Fußball-Hochburg Kaiserslautern” zu sprechen, ist angesichts des letzten Tabellenplatzes genauso daneben und peinlich wie nach dieser Sieglos-Blamagen-Serie vom „Betze” als höchstem Fußballberg zu reden.
Die Hochburg ist gefallen, das Fritz-Walter-Stadion ist ein Selbstbedienungsladen geworden, die Gäste kommen und kondolieren. So wie der nette Herr Babbel am Samstag, als seine Remiskönige die drei Punkte im Schongang eingesackt hatten. Er wünschte dem FCK den direkten Wiederaufstieg, „weil hier viele Leute sind, die gute Arbeit machen”.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau