ZitatAlles anzeigenVideoanalyse beim FCK eine Horrorstunde
Krassimir Balakov kannte keine Gnade. Der Trainer des faktisch abgestiegenen Fußball-Bundesliga-Schlusslichts 1. FC Kaiserslautern bat seine Mannschaft gestern Nachmittag höflich, aber bestimmt zu einer besonders ausführlichen Videoanalyse einer ihrer nunmehr 17 Niederlagen in den bisher 31 von 34 Spielen. Die trostlose und wohl endgültig den Abstieg bedeutende 0:2-Heimschlappe vom Samstag gegen den 1. FC Nürnberg mussten sich die FCK-Profis noch einmal genau anschauen.
Statistisch gesehen war diese Partie für sich betrachtet und losgelöst von der katastrophalen sportlichen Gesamtsituation auf dem „Betze” gar nicht mal so schlecht von den Lauterern - aber statistisch gesehen sind wir alle früher oder später tot.
Mit der extralangen Videoanalyse des kollektiven Horrorerlebnisses waren die Spieler zusätzlich gestraft. Zusätzlich zu jener allerschwersten Strafe, die sie sich mit dem Abstieg selbst zugefügt haben. Leider aber hat Balakov mit der Überlänge auch einige hartgesottene FCK-Fans bestraft: Um 16 Uhr war gestern eine der unter dem neuen Coach nicht mehr selbstverständlichen öffentlichen Trainingseinheiten der Roten Engelchen angesetzt.
Und natürlich warteten seitdem einige treue „Kiebitze” auf ihre Trotz-allem-Lieblinge. Jene indes marschierten erst um 17.10 Uhr auf den Trainingsplatz. 70 Minuten Verspätung. Fast so schlimm wie bei einigen Fernzügen der Deutschen Bahn. So mancher der ohnehin genug leidenden Zuschauer hatte längst genervt und noch frustrierter den Heimweg angetreten. Dann verpasste er aber, dass Stürmer Itay Shechter nach seiner Muskelverletzung wieder dabei war.
Die etwa 30 Fans, die auch die Warterei gestern tapfer durchgestanden haben, konnten sich wenigstens über strahlenden Sonnenschein freuen. Deshalb hat einer von der Verspätung profitiert: Der freundliche Eisverkäufer, der pünktlich Station an Übungsplatz vier machte, fuhr denn nach Trainingsbeginn auch fröhlich hupend davon. Seine Kasse dürfte geklingelt haben. Eiszeit am „Betze”.
Immerhin: Die wacker verbliebenen Fans bekamen ein paar Momente Bundesliga-Fußball geschenkt, als im Trainingsspiel mal Tore fielen - gleich mehrere. Ein Spielzug war zum Zungeschnalzen und länger nicht gesehen beim FCK: Christian Tifferts flache Direkt-Eingabe nach Kostas Fortounis' tollem Steilpass verwandelte Pierre De Wit. Solche Szenen wünscht sich Balakov auch am Samstag ab 15.30 Uhr im Kellerduell bei Hertha BSC. Ein Wiedersehen mit „Rehakles”. Balakov packt seine Spieler auf der Abschiedstournee beim Sportlerstolz: „Sich nur noch mit Niederlagen verabschieden - das will doch niemand!”
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Fritz Walter als Filmdarsteller
1942 wirkte er im Streifen „Das große Spiel” mit - Heute Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Kultur trifft Sport”
Kultur und Sport haben sich schon immer getroffen, etwa in den altgriechischen Statuen olympischer Athleten. Noch mehr Nähe besteht naturgemäß zwischen Kunst- und Sportgattungen, die besonders publikumswirksam sind. So verwundert es nicht, dass ein Liebling der Massen wie Fritz Walter in einem fürs Kino produzierten Spielfilm zu sehen war.
Es handelt sich um den Film „Das große Spiel” von 1942, in dem neben Stars wie Karl Schönböck, Lucie Höflich und Heinz Engelmann auch zahlreiche echte Fußballer mitwirkten. Erzählt wird die Geschichte eines Trainers (Gustav Knuth), der seinen im Bergbau tätigen Freund Werner (René Deltgen) überredet, für den verletzten Mittelstürmer seiner Mannschaft einzuspringen.
Immerhin nimmt der Verein erstmals an der Deutschen Meisterschaft teil. Probleme stellen sich ein, als sich Werner in die Freundin des Torwarts verliebt und statt dessen seine eigentliche Braut (gespielt von „Mariandl”-Star Maria Andergast) sausen lässt. Erst nach dem „Großen Spiel” in Berlin finden der Obersteiger und die Kinderfotografin wieder zusammen.
Das Endspiel um die Meisterschaft im Berliner Olympiastadion drehte Regisseur Robert A. Stemmle in Farbe. Der Autor bekannter Klassiker wie „Der Mann, der Sherlock Holmes war” und „Quax der Bruchpilot” schuf damit eine der ersten deutschen Produktionen in Agfacolor, das Publikum kam in Strömen.
Nach seiner Uraufführung im Juli 1942 - also mitten im Krieg - betrug das Einspielergebnis innerhalb eines Dreivierteljahrs 3,28 Millionen Reichsmark, mehr als das Doppelte der ohnehin beträchtlichen Produktionskosten. Die Kinozeitschrift „Steadycam” feierte „Das große Spiel” noch 1992 als „vergessenes Meisterwerk” und „besten Fußballfilm aller Zeiten”.
Als Zuschauer beim Endspiel sind Sepp Herberger und Max Schmeling zu sehen, auf dem Feld agieren 19 Mitglieder der damaligen Nationalelf. Fritz Walter, der sich nach einer Banklehre als 17-Jähriger ganz dem Fußball und dem FCK verschrieben hatte, war zu dieser Zeit ebenfalls schon Auswahlspieler der Nationalmannschaft, deren Erfolge sich das Regime auch propagandistisch zunutze machte. Am 15. März 1942 erzielte er im Gauliga-Spiel gegen den FK Pirmasens beim 26:0 sage und schreibe 13 Tore. Zu dieser Zeit waren die Dreharbeiten bereits abgeschlossen.
Der Ruhm, den sich Fritz Walter danach mit dem runden Leder erspielte, ließ seine „schauspielerischen” Anfänge in einem der allerersten deutschen Farbfilme in Vergessenheit geraten.
Info
Die Stadt Kaiserslautern macht heute, 20 Uhr, mit einer Veranstaltung in der Fruchthalle den Auftakt zu der neuen Reihe unter dem Jahresmotto: „Kultur trifft Sport”. Kulturelle und sportliche Beiträge umrahmen Diskussionen rund um die Themen Kultur und Sport. Durch das Programm führt FCK-Pressechef Christian Gruber. Einlass ist um 19 Uhr, mit Vorprogramm in Foyer und Saal.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung