Sonntag, 23. September 2012 "Ausgleich mit Flatterball" (Die Rheinpfalz)

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    COOL - Mo Idrissou schiebt den Ball vom Punktaus an Hertha-Torwart Thomas Kraft vorbei.(foto: kunz-moray)


    Leistungsgerecht 1:1 trennen sich die Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern und Hertha BSC Berlin. Mo Idrissou mit Foul-Elfmeter und der spielstarke Ronny aus der Distanz treffen.


    Nächstes Jahr will der nette Jos Luhukay allein schon wegen der tollen Betze-Atmosphäre gerne wiederkommen. Aber zu einem „richtigen” Bundesligaspiel. „Ich glaube, dass beide Mannschaften in die Erste Liga gehören, zwei tolle Vereine, ich hoffe, dass wir uns in der Ersten Liga wiedersehen”, sagte Luhukay nach dem 1:1 (0:0) im Duell der Bundesliga-Absteiger. Es war ein harter, aggressiv geführter Abnutzungskampf.


    Die Berliner bewiesen Klasse und hatten vor der Pause die besseren Chancen. Als sich Ronny, der spielstarke Hintermann von Stoßstürmer Adrian Ramos, gegen Ariel Borysiuk durchsetzte, parierte Tobias Sippel den Hammer aus der Distanz großartig (18.). „Fantastisch”, lobte der Hertha-Coach, der Sippel mit dem „Glück des Tüchtigen” sah, als er den Ball gegen den völlig freien Änis Ben-Hatira „wegklemmte” (23.). „Wir können uns bei Tobi bedanken, er hat uns im Spiel gehalten”, sagte FCK-Kapitän Albert Bunjaku.


    FCK-Trainer Franco Foda hatte Mimoun Azaouagh anstelle von Enis Alushi als zweiten Sechser nominiert. Azaouagh glänzte wohl mit einigen technischen Kabinettstückchen, aber im Gegensatz zu Herthas Ronny wurde das offensive Lauterer Mittelfeldtrio Zuck, Baumjohann und Bunjaku nicht wirklich torgefährlich. Was auch daran lag, dass Alexander Baumjohann die bevorzugte Zielscheibe vieler Fouls war. In der 29. Minute aber erreichte sein Pass den heranrauschenden Florian Dick, der frei vor Krafts Tor auftauchte, die Riesenchance aber vergab.



    Der Raum zwischen dem Lauterer Mittelfeld und Angriffsspitze Idrissou war oft zu groß. Hinzu kam, dass Idrissou sich mehrfach ins Abseits verirrte und zu viele Stürmerfouls beging. Die Gelbe Karte, die ihm Schiedsrichter Kinhöfer zeigte - ein Irrtum im Amt. Idrissou hatte nach einem Blackout Bastians aber die Chance zum Führungstor, lief allein Richtung Berliner Tor, nahm das Gastgeschenk aber nicht an (56.).


    Zehn Minuten später: Geschenk oder Elfmeter? Es gab Elfmeter nach einem Duell zwischen dem oft überforderten Hertha-Linksverteidiger Fabian Holland und Idrissou, den der Lauterer selbst zum Führungstor nutzte. „Ein Glücksfall - in meinen Augen nicht berechtigt”, haderte Jos Luhukay. Was Idrissou ganz anders sah: „Wenn man mich kennt, weiß man, dass ich mich nicht fallenlasse. Er trifft meinen Fuß. Es war Elfmeter, das hat er selber zugegeben.”


    Drei Minuten später aber egalisierte Ronny aus knapp 25 Metern. Dass er's aus der Distanz kann, hatte Franco Foda den Seinen gesagt. Sie ignorierten des Trainers Warnung - und Sippel sah beim Flatterball zum 1:1 nicht eben glücklich aus.


    „Es war ein sehr intensives Spiel über 90 Minuten. Beide Mannschaften haben mit viel Leidenschaft und hohem Einsatz gespielt, sehr aggressiv gespielt, dadurch kamen die spielerischen Faktoren nicht so zum Tragen”, sagte der Berliner Coach, dessen Analyse sein Lauterer Kollege Foda teilte. „Über die 90 Minuten war das Unentschieden gerechtfertigt”, sagte der FCK-Coach, der Baumjohann wegen einer Knieverletzung nach 77 Minuten vom Platz nehmen musste. Der Ex-Schalker aber gab bald darauf Entwarnung: „Schmerzhaft, aber nichts Ernsthaftes.”


    Am Donnerstag in Bochum will Baumjohann wieder dabei sein. Und einen Sieg feiern.


    1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejãn, Heintz, Jessen - Azaouagh (74. Alushi), Borysiuk - Zuck (88. Nsor), Baumjohann (77. Micanski), Bunjaku - Idrissou


    Hertha BSC Berlin: Kraft - Pekarik, Franz, Lustenberger, Holland - Niemeyer (46. Bastians), Kluge - Ndjeng, Ronny, Ben-Hatira (64. Schulz) - Ramos (78. Wagner)


    Tore: 1:0 Idrissou (66., Foul-Elfmeter), 1:1 Ronny (69.) - Gelbe Karten: Dick (3), Micanski (2), Azaouagh, Idrissou - Niemeyer (3) - Beste Spieler: Jessen, Torrejãn, Sippel - Ronny, Ben-Hatira, Kraft - Zuschauer: 32.069 - Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne).


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    Heiße Duelle und eine enge Kiste


    Beim 1:1 des 1. FC Kaiserslautern im Zweitliga-Verfolgerduell gegen Hertha BSC Berlin schenken sich beide Mannschaften nichts. Das gilt auch für den Kaiserslauterer Torschützen Mohamadou Idrissou und Hertha-Innenverteidiger Maik Franz. Auch hier gibt es keinen Sieger.


    FCK-Angreifer Mo Idrissou gegen den berühmt-berüchtigten Berliner Innenverteidiger Maik Franz - ihre Duelle gestern im Fritz-Walter-Stadion hatten es in sich. Die Zweikämpfe der beiden „Haudegen”, die sich schon lange kennen und schätzen, hatten Symbolcharakter: Es war immer eng und spannend, aber es gab keinen Sieger.


    Mit dem 1:1 (0:0) im Verfolgerduell der Zweiten Fußball-Bundesliga können die Erstliga-Absteiger der vergangenen Runde leben. Der FCK bleibt Tabellenvierter, mit einem Punkt weniger folgt Hertha BSC auf Rang fünf. „Wenn man das ganze Spiel betrachtet, müssen wir heute mit dem Punkt zufrieden sein”, sagte FCK-Flügelspieler Hendrick Zuck.


    Sein Teamkollege Mohamadou Idrissou meinte zu der Punkteteilung der beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder: „Einerseits können wir nicht zufrieden sein mit dem Punkt, weil wir unsere Heimspiele grundsätzlich gewinnen wollen. Und wir haben unser Spiel zu Hause wieder nicht so durchgebracht, wie wir uns das vorgenommen hatten. Andererseits können wir mit dem Punkt zufrieden sein, weil Hertha in der ersten Halbzeit besser war und mehr gemacht hat als wir.”


    In der zweiten Halbzeit hatte Idrissou in der 56. Minute die Riesenchance zum 1:0 nach Felix Bastians' haarsträubendem Ballverlust an der Mittellinie. Der FCK-Sturmtank lief allein auf Hertha-Torwart Thomas Kraft zu, schloss aber zu überhastet ab, und Kraft hielt. Zehn Minuten später war Idrissou doch noch sein drittes Saisontor vergönnt. Nach seinem Zweikampf mit Fabian Holland pfiff Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer einen umstrittenen Elfmeter, und Idrissou - der Gefoulte selbst - verwandelte (66.).



    VIEL GEREDET - Mo Idrissou (links), Schiedsrichter Kinhöfer und der Berliner Maik Franz. (foto: kunz-moray)


    Nach dem Spiel und den vielen engen Zweikämpfen wollte Idrissou erst einmal seine Fußballschuhe ausziehen. Einige Minuten später erschien er mit bequemen Badelatschen, um bereitwillig und ausführlich über seine heißen Duelle mit dem Berliner Maik Franz zu reden. „Solche Spieler wie uns braucht jede Mannschaft”, meinte Idrissou später beschwingt, „auf dem Platz schenken wir uns nichts. Aber außerhalb des Platzes sind wir nette Kerle.


    Ich kenne Maik schon ganz, ganz lange. Damals hat er in Wolfsburg gespielt und ich in Hannover. Er ist ein sympathischer Kerl.” Kurz vor der Halbzeitpause sahen die 32.069 Zuschauer auf dem Betze eine längere Diskussion der beiden Kontrahenten, in die sich kurz nach seinem Pausenpfiff auch Schiedsrichter Kinhöfer einschaltete. Der 1,91 Meter große Idrissou war zuvor mit seinen 85 Kilo auf Franz' Oberkörper gelandet, und der zeigte seinen lädierten Oberarm. „Aber ich bin nicht nachtragend, das sind immer Zweikämpfe an der Grenze mit Mo, da ist Feuer drin. Da sind zwei richtige Brocken aufeinandergetroffen”, sagte der Berliner Innenverteidiger.


    Zu den Gesprächen mit Schiedsrichter Kinhöfer meinte er: „Er erzählt viel, ich weiß nicht, ob das immer so angebracht ist. Aber der Schiedsrichter hat immer Recht ...” Auch weil Ronny ungehindert aus knapp 25 Metern das 1:1 erzielen durfte (69.), konnten sich am Ende alle drei recht entspannt die Hand geben.


    DIE RHEINPFALZ
    Ludwigshafener Rundschau

    „Es ist noch keiner vom Ball erschossen worden!"

    - Gerry Ehrmann -

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