ZitatAlles anzeigenFCK will im Winterschlussverkauf nachbessern – Foda lobt Jan Simunek und Florian Riedel
Von Oliver Sperk & Horst Konzok
Finanzchef Fritz Grünewalt hat noch was auf die Seite gelegt. Wenn Trainer und Vorstand Handlungsbedarf sehen, dann kann Zweitligist 1. FC Kaiserslautern im Winterschlussverkauf noch einmal tätig werden, versicherte das Vorstandsmitglied bei der Jahreshauptversammlung. Am Tag danach setzte es am Hamburger Millerntor beim FC St. Pauli im letzten Hinrundenspiel die erste Saisonniederlage. Besiegelt hat das 1:0 (0:0) Daniel Ginczek (67. Minute).
„Wir haben den Anspruch, aufzusteigen. Um das zu realisieren, darf man solche Spiele nicht verlieren! Wir haben schon viele Tore gemacht, aber auch viel zu viele Chancen ausgelassen. Deshalb haben wir auch zu oft unentschieden gespielt“, räumt der Trainer ein, der mit Vereinschef Stefan Kuntz daran arbeitet, „in der Winterpause den ein oder anderen Transfer zu tätigen, umso die paar Prozent, die jetzt noch fehlen, herauszuholen“. Wichtig wird sein – anders als in den letzten Spielzeiten bei den Einkäufen zwischen den Jahren – in die richtigen Regale zu greifen.
Für den FCK wiegt das 0:1 im Aufstiegskampf schwer, denn die schon acht Remis sind angesichts der hohen Zielsetzung eine Hypothek. Die tilgt man nur mit Siegen und nicht mit immer neuen Hinweisen auf die vielen Spiele, die noch folgen, die Rückrunde, die Drei-Punkte-Regelung ... Die Luftblasen-Rhetorik haben die Protagonisten in kurzen Hosen vor einem Jahr so lange strapaziert, bis der Aufzug im Tabellenkeller auf den harten Boden der unverrückbaren Tatsachen knallte.
Wie so oft in den letzten Spielen rügte Franco Foda auch am Millerntor die schlechte Chancenauswertung. Gewiss, drei Aluminiumtreffer – Kalla an den eigenen Pfosten (9.), Borysiuk (10.), Idrissou (11.) – fallen in die Kategorie dumm gelaufen. Chancen aber, wie sie der wenig effektive Mimoun Azaouagh (4.) und Mo Idrissou (27.) vermasselten, muss man einfach nutzen, wenn der Aufstiegstraum nicht platzen soll.
Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, die Alexander Baumjohann fünf Minuten vor dem Ende vergab: Nach einem klasse Konter über Bunjaku und Idrissou musste Baumjohann aus kurzer Distanz abschließen, wenigstens mit dem Ausgleich einen Punkt eintüten, aber der Ex-Schalker legte den Ball noch einmal nach links zu Zuck, der als Joker ohne Wirkung blieb.
„Für den Aufwand, den wir betreiben, kommt zu wenig dabei raus. Wir haben das Spiel 60 Minuten dominiert, hatten drei Pfostenschüsse – aber es hat sich ja schon in Frankfurt und gegen Regensburg angedeutet, als wir so viele hundertprozentige Chancen vergeben haben. Da fehlte die Entschlossenheit vor dem Tor“, bemängelt Foda.
„Wir haben fast keine Chance zugelassen. Aber mit der Effizienz vor dem Tor ist es in den letzten Spielen nicht mehr so gewesen, wie es vorher war“, gesteht Baumjohann, der Regisseur, der riesig begann, sich dann das Drehbuch aus der Hand nehmen ließ und dann die Chance zu einem versöhnlichen Abschluss verschenkte.
Tief enttäuscht war auch der gute FCK-Torwart Tobias Sippel, der sich beim Gegentor vom hilfswilligen Dominique Heintz behindert sah. „Das war zu wenig von uns. Man darf den Ball nicht immer ins Tor tragen wollen. Man muss auch mal probieren zu schießen, das machen wir zu selten. Dass wir unsere Chancen nicht nutzen, zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten drei Spiele“, klagte der Torwart. Es war wie so oft: Da lassen seine Vorderleute wenig zu und dann fangen sie sich schlafmützig ein Gegentor ein.
Positiv, obwohl auch er in dieser Schlüsselszene Handlungsschnelligkeit vermissen ließ, war das Startelfdebüt Florian Riedels, der den gesperrten Florian Dick vertrat. „Er hat seine Sache gut gemacht“, lobte der Trainer, der sich auch sehr zufrieden mit Jan Simunek zeigte. Nach langer Pause verteidigte er für Marc Torrejón. „Er ist ja nach seiner Verletzung nicht mehr reingekommen, weil Torrejón und Heintz so stark gespielt haben, er ist aber ruhig geblieben und hat gut gearbeitet“, anerkennt der Coach.
„Die Niederlage war nicht nötig, wir hatten viele klare Chancen. Beim Gegentor müssen wir geordneter stehen. Bei meiner Chance hat der Torwart sehr gut gehalten hat“, sagte Florian Riedel. „Eine total unnötige Niederlage“ sah Kapitän Bunjaku, der gute Szenen hatte, aber mit seinen Soli nicht zielführend war. Zum Rückrundenstart geht es am Freitag (18 Uhr) zu Union Berlin, eine Woche später kommt der VfR Aalen.
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Liedgutpflege auf dem Betze
Kluger Mann baut vor. Stefan Kuntz hatte in der Erwartung, dass sein Gefolge den Antrag absegnen würde, die Jahreshauptversammlung (JHV) des 1. FC Kaiserslautern mit dem gemeinsamen Intonieren des Betzeliedes zu beenden, den Text vorsorglich in einer Mappe mitgebracht. So sang er Seit’ an Seit’ mit seinem hochgelobten Finanzvorstand Fritz Grünewalt.
Und Wolfgang Misamer war zufrieden. Das FCK-Mitglied Nummer 13.301 sieht den finalen Gesang auch als Symbol für familiäre Eintracht – auch wenn vorher debattiert und hitzig diskutiert wird.
Anderntags hätte der gut behütete Liedgutpfleger am Hamburger Millerntor seine Freude gehabt: Am Kiez legten sie zur Begrüßung der Pfälzer Gäste das Betzelied auf. Eine nette Geste. Vielleicht sollte man bei der nächsten JHV beantragen, dass Gäste auch auf dem Betzenberg so begrüßt werden. Und das Echo „Arschloch“ bei Namensnennung eines Gäste-Kickers endlich auf dem Index steht.
Markus Merk hätte das Betzelied gewiss textsicher mitsingen können. Doch der zweimalige Weltschiedsrichter fehlte am Freitag aus beruflichen Gründen auf seinem Berg. Er wird die Ehrung aus Anlass seiner 50 Jahre währenden Mitgliedschaft in einer gesonderten Feier erhalten, versicherte Dieter Rombach.
Der Aufsichtsratschef führte souverän durch den Abend, stets bestrebt, Harmonie herzustellen, Kompromisse bei den Besetzung des Satzungsausschusses zu finden. Rombach wusste, dass sich sein Verein eine so desaströse Versammlungsleitung wie bei der ,,Außerordentlichen“ nicht noch einmal leisten darf. Die Erinnerung an den fragwürdigen Komödienstadl einst im Mai wurde wach, als Michael Koll, dem damals die Sitzungsleitung aus den Händen glitt, am Freitag einen durchaus berechtigten Einwand gegen die Zulassung eines Antrags ansprach. „Sei du ruhig, Du hoschd des verbockt und unns oigebrockt“, polterte einer. Beifall.
Und Rombach hatte nach Intervention des früheren Aufsichtsratsmitglieds Martin Sester noch einen Antrag in den Ausschuss laviert. Stefan Kuntz wollte eine gewisse Handlungsfreiheit, um einen Blitztransfer auch einmal nur mit Billigung des Aufsichtsratschefs oder dessen Stellvertreters abwickeln zu können.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau