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FCK nach der Hinrunde auf dem Relegationsplatz – Trainer Franco Foda bemängelt Chancenverwertung
Von Oliver Sperk & Horst Konzok
Mit 32 Punkten und 29:18 Toren hat der 1. FC Kaiserslautern die Hinrunde der Zweiten Fußball-Bundesliga als Tabellendritter beendet. Wäre die Saison jetzt zu Ende, träfe der FCK in der Relegation auf 1899 Hoffenheim, den Drittletzten der Bundesliga.„Es i
„Es ist unser Anspruch und Ziel, aufzusteigen“, sagt Franco Foda. Der Trainer sagt aber auch: „Wir haben zu oft unentschieden gespielt, zu viele Chancen ausgelassen und – obwohl wir wenig Chancen zulassen – zu viele einfache Gegentore bekommen.“ Des Trainers Rezeptur, der vom 4-4-2 früh auf ein 4-2-3-1 umstellte, heißt, weiter an Verbesserungen arbeiten und versuchen, im Winterschlussverkauf Verstärkungen zu gewinnen.
Foda ist nach dem Abstieg und der Trennung von Krassimir Balakov als Trainer verpflichtet worden. Vereinsintern kommt sehr gut an, dass der 46-Jährige Präsenz bei den Spielen der Nachwuchsmannschaften zeigt. Dass Dominique Heintz (19) und Hendrick Zuck (22) zum Stammpersonal zählen, aber auch Denis Linsmayer (21), Steven Zellner (21) und Julian Derstroff (20) zum Einsatz kamen, motiviert die Mitarbeiter des Nachwuchsleistungszentrums.
29 Tore hat der FCK in 17 Spielen geschossen. Das ist der zweitbeste Wert der Liga hinter Hertha BSC; Stoßstürmer Mo Idrissou mit neun Treffern, Kapitän Albert Bunjaku als meist über die Flügel nach innen stoßende hängende Spitze mit acht Toren sowie Außenbahnspieler Zuck mit vier Treffern haben zusammen mehr als zwei Drittel der FCK-Tore in der Hinserie erzielt. Vor allem der kurz vor Saisonbeginn von Eintracht Frankfurt verpflichtete Idrissou hätte noch weitaus mehr Treffer schießen müssen. Zu viele liegen gelassene Chancen bedeuten zu viele vergebene Punkte angesichts des Wahnsinnstempos, das vor allem Herbstmeister Eintracht Braunschweig im Aufstiegsrennen vorlegt. Acht Unentschieden, eine Niederlage – das macht für den FCK 19 verlorene Punkte.
Idrissou hilft in der Abwehr wirkungsvoll aus, trägt durch seine Klasse und Präsenz dazu bei, viele Chancen zu erarbeiten, steht aber auch zu häufig seltsam lethargisch in Abseitspositionen. Noch mehr Effizienz bei hohem Aufwand jedoch wäre nötig gewesen, um mit dem FCK noch dichter an der Tabellenspitze dran zu sein.
Der vom FC Schalke 04 gekommene Alexander Baumjohann ist der Mittelfeldregisseur für kluge Pässe, ein begnadeter Techniker. Ein Top-Vorbereiter, der geniale Momente hat, aber zu oft in die Unauffälligkeit abtaucht. Ein Problem für den 1,77-Meter-Mann: Er wird häufig schon bei der Ballannahme oder bei einer seiner schnellen Drehungen mit dem Spielgerät am Fuß gefoult. Damit werden viele gefährliche Ansätze unfair im Keim erstickt, was Baumjohann häufig aus dem Rhythmus bringt. Zu selten sucht er indes noch den direkten Torabschluss. Jüngstes Beispiel: Baumjohann hätte im Spiel am Samstag beim FC St. Pauli einen tollen Konter selbst zum 1:1 abschließen müssen, aber er legte noch einmal quer, und Zuck verpasste.
Trotz seiner Innenbandverletzung, die ihn von Mitte September bis Mitte Oktober lahmlegte: Baumjohann müsste schon mehr als seine bisher drei Tore auf dem Konto haben. Er steht wie kein anderer für die Umsetzung des von Trainer Foda gewünschten schnellen, überraschenden Vertikalspiels in die Spitze, das noch häufiger von Erfolg gekrönt sein könnte.
Auch Bunjaku wurde durch Verletzungsprobleme zurückgeworfen, auch der Kapitän ist in vielen Spielen nicht durchgängig präsent, dafür aber zumeist sehr effizient.
Der 22 Jahre alte Zuck ist mit dem 19 Jahre jungen Innenverteidiger Dominique Heintz, den eine verblüffende Souveränität auszeichnet bei gleichzeitiger Robustheit und Dynamik, die große Entdeckung der Hinrunde. Zuck strahlt aus dem Mittelfeld heraus mehr Torgefahr aus als der hochtalentierte, aber (noch) zu launisch spielende und zu viele Chancen vergebende 20-jährige Kostas Fortounis. Mimoun Azaouagh, aus Bochum gekommen, plagten viele kleinere Verletzungen, er fand so kaum den nötigen Rhythmus. Effizient war er nur mit seinem tollen Joker-Tor zum 2:1-Siegtreffer gegen Duisburg.
Ein großes Manko: Weder ein zentraler defensiver Mittelfeldspieler noch ein Innenverteidiger haben bisher ein Tor erzielt. Ausnahme: der Weitschusstreffer zum 3:1 gegen Sandhausen in der Schlussphase von Joker Enis Hajri. Schwer wiegt der Ausfall von Enis Alushi, der als ballsicherer zentraler Mittelfeldmann einen spielstarken Sechser verkörperte, der jungen Nebenleuten wie dem erst 21 Jahre alten Borysiuk Halt gab. Wann Alushi nach seinem Kreuzbandriss sein Comeback geben kann, ist offen.
Ariel Borysiuk, als Abräumer auf der Sechser-Position eine Bank, hat einen harten und präzisen Schuss, hatte bei seinen Vorstößen, beispielsweise in St. Pauli, auch Pech mit einem Pfostenschuss. Er versucht es aber noch zu selten. Seine Sechser-Kollegen Steven Zellner und Denis Linsmayer erledigen ihre Defensivaufgaben recht ordentlich. Zellner fehlten im Spiel nach vorne aber noch die Präzision, Effizienz und Glück. Linsmayer war zumeist auf seine Aufgabe in der Spielzerstörung und -kontrolle konzentriert.
In der Innenverteidigung hat Marc Torrejón, Neuzugang von Racing Santander, als zuverlässiger, technisch sauber spielender Abwehrmann eingeschlagen. Der 26-Jährige und Senkrechtstarter Heintz, die besten Feldspieler nach RHEINPFALZ-Noten, ergänzen sich gut. Jan Simunek, der große Verletzungspechvogel der vergangenen zwei Jahre, hat am Samstag in St. Pauli gezeigt, dass er wieder eine prima Alternative ist. Wenn er endlich gesund bleibt.
Das Ziel des Trainers, alle Positionen doppelt besetzt zu haben, ist mit der Verpflichtung Florian Riedels erreicht. Der Ex-Osnabrücker ist eine Option auf der rechten Abwehrseite und nach den Eindrücken bei seiner Startelfpremiere auch ein ernsthafter Konkurrent Florian Dicks. Geklemmt hat es häufiger links in der Abwehrkette. Da könnte auch Heintz ran, wenn der Trainer innen auf Simunek und Torrejón setzen würde.
Gesetzt ist die Nummer 1: Tobias Sippel ist mit einem Schnitt von 2,29 der Primus nach RHEINPFALZ-Noten. Er spielt eine gute Runde, wirkte nur im Spiel beim FSV Frankfurt unsicher.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau