ZitatAlles anzeigenFCK-Regisseur Alexander Baumjohann reflektiert die Rückschläge und verspricht Besserung – Generalprobe am Freitag
Von Oliver Sperk
BELEK - Vor 15 schweren Spielen steht Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern ab dem 4. Februar. Einer der Hoffnungsträger des Tabellendritten, der den Aufstieg ins Oberhaus unbedingt schaffen will, wird heute 26 Jahre alt: Regisseur Alexander Baumjohann. Richtig feiern kann er seinen Geburtstag nicht. Im Trainingslager in der Türkei richtet sich die Konzentration auf die Generalprobe am Freitag.
Dann spielt in Belek an der Türkischen Riviera eine Mannschaft der Roten Teufel gegen den FC Daegu aus Südkorea (Anpfiff: 15 Uhr Ortszeit/14 Uhr deutscher Zeit). Um 17.30 Uhr Ortszeit trifft die FCK-Auswahl, die der Wunschelf von Trainer Franco Foda nahe kommen dürfte, auf den österreichischen Topklub RB Salzburg.
Dort steht der Ex-Lauterer Rodnei unter Vertrag.Für den FCK ist es die letzte Standortbestimmung. Nach einer Trainingswoche zu Hause in Kaiserslautern stehen zum Wiederauftakt der Zweiten Bundesliga zwei ganz wichtige Partien an: am Montag, 4. Februar, 20.15 Uhr, bei 1860 München und am Freitag, 8. Februar, 20.30 Uhr, zu Hause gegen Dynamo Dresden. Da heißt es für die Roten Teufel, Farbe zu bekennen.
Das weiß auch Mittelfeldspieler Baumjohann. Er glaubt nicht, dass sich die Unruhe bei den Sechzigern um den jordanischen Investor Hasan Ismaik und dessen kurzfristig abgesprungenen Wunschtrainer Sven-Göran Eriksson negativ auf das „Löwen“-Team auswirkt. „Sie haben eine gute Mannschaft – unabhängig davon, wer dort Trainer ist“, urteilt Baumjohann, „das haben wir in der Hinrunde gesehen. Da haben sie es uns bei dem 0:0 sehr schwer gemacht.“ In jener Partie am 3. Spieltag gab der gerade vom FC Schalke 04 gekommene Regisseur sein Debüt im FCK-Dress. Damals fehlten ihm noch die Spielpraxis und einige Wochen Vorbereitung.
Nun, fünf Monate später, goutiert Baumjohann nach seinen bisher 14 Ligaspielen und drei Toren für den FCK die Wintervorbereitung, die für die Lauterer Profis seit 2. Januar läuft. „Ich bin froh, dass wir die gut vier Wochen haben. Das Trainerteam hatte und hat genug Zeit, uns körperlich und taktisch vorzubereiten“, sagt der Mittelfeldspieler beim Gespräch in der großzügigen Lobby des Gloria Serenity Resorts, in dem der FCK seit Donnerstag weilt.
Gestern in einem Übungsspielchen bei 16 Grad auf einem der hoteleigenen Fußballplätze war auch Baumjohanns Mittelfeldkollege Kostas Fortounis wieder am Ball. Der griechische Nationalspieler war in den ersten Wochen des neuen Jahres stark erkältet und angeschlagen. Die Konkurrenz – auch für ihn – wächst durch die Neuzugänge.
Am Sonntag, beim 3:1 im Test gegen den Ujpest FC Budapest, spielten Benjamin Köhler und Baumjohann im Zentrum einer Vierer-Mittelfeldreihe im 4-4-2-System, auf das Trainer Franco Foda im Saison-Endspurt wohl zurückgreift. Das Zusammenwirken im Team klappte wieder recht gut. Es war die Spielfreude zu erkennen, die in den letzten Wochen vor der Winterpause fehlte. Das 1:1-Heimremis gegen Kellerkind Jahn Regensburg und die drei Niederlagen in Serie beim FC St. Pauli (0:1), bei Union Berlin (0:2) und gegen den VfR Aalen (0:1) waren die Folge.
„Das Spiel in St. Pauli hat bei uns etwas verändert“, sagt Baumjohann rückblickend. „Wir hatten am Anfang Pech bei den drei Pfostentreffern. Dann verlieren wir dort, und das Selbstvertrauen aus 16 Spielen ohne Niederlage war von jetzt auf gleich weg. Unerklärlich eigentlich“, meint der Regisseur, „die Stimmung im Team und im Verein war auf einmal negativer. In Berlin sind wir dann in Rückstand geraten, was man gar nicht gebrauchen kann, gerade wenn es eh nicht so läuft. Und Aalen schießt ungefähr zweimal aufs Tor und trifft, obwohl wir gefühlte 90 Prozent Ballbesitz hatten.“
Die Negativ-Erlebnisse seien jetzt verarbeitet und abgehakt, glaubt der Mann mit dem Talent für Traumpässe. Trotz des Vorsprungs von Spitzenreiter Eintracht Braunschweig und Verfolger Hertha BSC Berlin auf den FCK, der zwölf und zehn Punkte beträgt, hat Baumjohann, der feine Techniker, die Hoffnung auf einen der beiden direkten Aufstiegsplätze nicht aufgegeben. „Es werden 15 Endspiele“, meint der „Zehner“ mit der Nummer 9. Rechnet man die zwei möglichen Relegationspartien gegen den Bundesliga-16. hinzu, wären es 17.
Alles da: Zoo, Golfanlage, Tankstelle
Tagebuch: Beim Laufen rund um den Golfplatz bietet sich den Spielern die Aussicht auf Ponys und Pfauen
Plötzlich stehen da zwei Zwergponys. Darauf ist man nicht unbedingt vorbereitet, wenn man innerhalb der Hotelanlage vom Hauptgebäude am Golfplatz vorbei zu einem der beiden hauseigenen Fußballfelder laufen möchte, um sich das Training des 1. FC Kaiserslautern anzuschauen.
Auf diesen riesigen Fünf-Sterne-Golf-Arealen an der Türkischen Riviera ist offenbar wirklich alles möglich. Das Gloria Serenity Resort und seine Schwesterhotels, die nur wenige Meter vom Meer entfernt liegen, haben neben einer eigenen kleinen Tankstelle mit zwei Zapfsäulen für die Firmenfahrzeuge tatsächlich noch einen Mini-Zoo mit einem Tierpfleger.
Man mag von Zoos dieser Größenordnung halten, was man will; sind sie tierfreundlich oder nicht? Eine schwierige Dauerdiskussion. Zu erwarten sind sie zumindest nicht zwischen all den Golfern aus Polen, Russland, England oder aus der Pfalz. Und mittendrin Fußballteams aus ganz Europa, die sich im Landkreis Belek bei derzeit rund 15 Grad auf kommende sportliche Herausforderungen in durchweg deutlich kälteren Gefilden vorbereiten.
Vor allem die Kinder, die vorwiegend in den deutschen Oster- oder Herbstferien, vielleicht auch im heißen türkischen Sommer, mit ihren Eltern hierherkommen, werden sich an den lieben kleinen Ponys erfreuen. Und sie werden die Blauen Pfauen bewundern, die stolz ihr prächtiges Rad präsentieren. Oder die Weißen Pfauen, die laut Lexikon eine gezielte Zucht-Mutation des ursprünglich vom indischen Subkontinent stammenden Blauen Pfaus sind.
Das Trainerteam und die Betreuer des FCK können auf dem Weg zum Training oder zurück zum Hotel mit ihren Golf-Caddies an dem Mini-Zoo vorbeifahren, während die Mannschaft auf der vom Zoo durch einen Sichtschutz abgeschirmten Hauptstraße in einem Bus chauffiert wird. Nur bei Laufeinheiten rund um den Golfplatz bietet sich den Spielern die Aussicht auf die Ponys und Pfauen, Flamingos, Störche, Ziegen, Schafe und Hühner.
In dem Mini-Zoo setzt sich die Tiervielfalt fort, die im FCK-Quartier in Belek mit den drei riesigen Zierfisch-Aquarien ihren Anfang nimmt. Für Abwechslung ist also gesorgt, wenn man vom Fußballgucken mal genug hat. Man sollte nur nichts Essbares bei sich haben – sonst wird man die kleinen Ponys gar nicht mehr los.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung