Blog 3hundertsechzig (fankultur.com)

  • Ich fahre lieber Trabi statt Ferrari
    Dienstabend. Championsleague. Arsenal London gegen Bayern München. Als Lautern-Fan – und somit ständig neutraler Beobachter der europäischen Wettbewerbe – stelle ich mir mitten in der Woche immer dieselbe Frage: Zu wem halte ich? Da gehen die Meinungen ja weit auseinander. Die einen blenden jeden nationalen Konkurrenzkampf aus und halten zur deutschen Mannschaft. Der Uefa 5-Jahreswertung zu Liebe. Die anderen können eben diesen nationalen Konkurrenzkampf nicht ausblenden und wünschen dem deutschen Vertreter auch auf internationaler Ebene alles schlechte.
    Bayern München und 1. FC Kaiserslautern. Das sind ja zwei Gegenstücke, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwei verschiedene Welten, mit zwei verschiedenen Wertesystemen. Wie Vegetarier vs. Fleischesser; Autofahrer vs. Fahrradfahrer; Katzenliebhaber vs. Hundeliebhaber. Vermutlich trägt jeder FCK-Fan diese Sympathie für den Schwächeren, den Underdog, dem Unterschätzten in sich.


    Trotzdem sind meine Sympathien klar verteilt.

    Zu sehr Patriot, als das ich nicht auch gerne die Überschriften der englischen Tageszeitungen morgen lese möchte, die dem deutschen Fußball huldigen. Ich gönne Bayern den Sieg, ich muss es zugeben: Das ist alles schon sehr nah dran am perfekten Fußball. Kroos erzielt schon früh das 1:0. Arsenal wird an die Wand gespielt. Müller erhöht auf 2:0. Arsenal hat eine kleine Drangphase, erzielt auch den Anschlusstreffer. Bayern schiebt das verdiente 3:1 nach.


    Es ist ein Gourmet für die Fußballaugen

    Insbesondere, wenn man nur Rohkost in der Zweiten Liga gewöhnt ist. Ich genieße es, schönen Fußball zu sehen. Bin ich ein Fremdgeher? Wenn das nur der 1. FC Kaiserslautern sehen würde, wie ich den schönen Fußball genieße. Bin ich gerade etwa auf dem Weg, zum Bayern-Fan zu werden? Ich horche in mich hinein und stelle ganz klar fest: Nein, ausgeschlossen.
    Bei allem Genuss, fehlt da doch ein ganzes Stück, um in Begeisterung auszuarten. Es ist halt mehr, als das schöne Spiel. Es fehlt der Reiz, das gewisse etwas. Die Kombinationen sind ganz nett, keine Frage. Ein Ribery, Müller, Schweinsteiger würde dem Lauterer Spiel auch ganz gut tun. Hacke, Spitze 1,2,3 ist aber nicht gleichzusetzen, mit dem, warum man eigentlich Fan ist. Zumindest für mich.


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    Teuflische Grüße,
    Patrick

  • Haue für Aue. So meine Hoffnung vor dem Spiel unseres FCK im Erzgebirge.
    Tatsächlich waren wir es, die Haue bekamen – und das zurecht. Auf dem
    Weg der Ursachenforschung erreichte mich ein Brief vom Fußballgott
    höchstpersönlich. Nun wir einiges klarer …


    http://www.fankultur.com/blog/…-vom-fu%C3%9Fballgott</a>

  • Relegation 2013: Alte gegen neue Welt


    Genau das ist es, was es gebraucht hat. Das Drehbuch des Fußballgotts ist wieder einmal Hollywoodreif. Wir haben den Gegner für die Relegation bekommen, den sich zwar nur die wenigsten gewünscht haben, der aber genau das richtige Puzzlestück für eine Konstellation ist, die den berühmten Betze-Geist für das alles entscheidende Spiel beleben wird.


    Alte Welt vs. Neue Welt


    Und es ist kein bloßes Duell zweier Fußballmannschaften. Hier tritt Kaiserslautern als Stellvertreter der alten Welt gegen die TSG 1899 Hoffenheim als Vertreter der neuen Welt an. Ein Klub mit Seele gegen den Virus des deutschen Profifußballs. 80 km Luftlinie voneinander entfernt und doch wie zwei Paralleluniversen mit Unterschieden, die nicht größer sein könnten. Das klassische Duell der Gegensätze: Gut gegen Böse, Tradition gegen Kunstprodukt, Pferdewurst gegen Lachsschnittchen.


    Alles ist vorbereitet für diesen prägenden Meilenstein, der in die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern eingehen wird – m Falle des Erfolges ebenso wie im Falle des Scheiterns. Sportlich der wohl schwierigste von allen möglichen Gegnern, emotional allerdings das absolute Highlight. Eine Niederlage gegen Düsseldorf hätte weh getan, aber es wäre verkraftbar gewesen. Bei diesem Gegner ist das anders. Wir sind verpflichtet, zu gewinnen.


    Angst vs. Vorfreude


    Darum kann es auch niemand leugnen: Die Vorfreude auf dieses Spiel paart sich aktuell mit der Angst, dass es schief gehen könnte. Doch alle Enttäuschung, alle unerfüllten Erwartungen, alle überzogenen Ansprüchen, all die Unzufriedenheit und all der Frust der vergangenen Monate sind vergessen. Alles ist auf Null gestellt. Es zählen nur diese beiden Spiele. Wir haben die Konstellation, die es benötigt hat, um die eingeschlafene FCK-Seele wieder aufzuwecken. Und es steht weit mehr als die Ligazugehörigkeit für die nächste Saison auf dem Spiel. Müssen wir uns die nächsten zwei Wochen im Keller verstecken oder können wir mit dem FCK-Trikot durch ganz Deutschland stolzieren?


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  • Sonntagmorgen und ganz Deutschland ist noch elektrisiert vom CL-Finale im Wembley Stadion. Wie soll ich an dieser Stelle erklären, dass ich es nur mit halbem Auge und mit Tagträumen verbracht habe? Ich versuche es erst gar nicht. Das war nicht mein CL-Finale. Mein CL-Finale ist morgen. Nicht im Wembley-Stadion, sondern auf dem Betzenberg. Für dieses letzte Spiel bringt uns keine Sachlichkeit weiter, keine Objektivität und auch keine Rationalität. Drama, Pathos und Romantik sind angesagt:


    Die Sonnenfinsternis


    Morgen ist unser CL-Finale und es fühlt sich tatsächlich wie eines an. Vergleichbar mit der Sonnenfinsternis, die Anfang diesen Jahrtausends die Menschen für ein paar Tage in ihren Bann riss. So eine Sonnenfinsternis ist – ebenso wie ein Fußballspiel – ein Ereignis, bei dem viele verschiedene Faktoren zusammenpassen müssen. Es braucht diese seltene und besondere Konstellation.


    Manchmal kann man auf dem Betzenberg schon im vorhinein erahnen, dass so ein Tag bevorstehen könnte. Diese besondere Konstellation, die große Momente und Spiele erzeugt. Die letzte Sonnenfinsternis – im übertragenen Sinne ­– fand in Kaiserslautern am 18.05.2008 statt. Das Datum bedarf keiner weiteren Erklärung.


    Am 27.05.2013 wird wieder so eine Sonnenfinsternis in Kaiserslautern stattfinden. Dafür muss man kein Prophet sein, nur ein Gefühl für die Geschichte und Intimitäten des FCK haben: Flutlicht; ausverkauftes Haus; ein mehr als verhasster Gegner; ein Rückstand, der aufgeholt werden muss; Fritz-Walter Wetter; eine Einheit, die für das entscheidende Spiel alles vergangene vergisst und viele kleine weitere Faktoren, die für optimale Voraussetzungen sorgen.


    Das Hinspiel hat schon einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben. Die Spieler haben Feuer gefangen. In den Augen der Spieler bei den üblichen Interviews nach Spielende war keine Resignation, Enttäuschung oder Frust zu erkennen, sondern Optimismus, Siegesgewissheit und Glaube. Alle glauben noch dran. Dieser Glaube schießt zwar keine Tore, aber er ist die Grundvoraussetzung für Erfolg. Und zwar Immer.


    Mein CL-Finale am Montag wird kein europäisches Highlight sein, sogleich es aufgrund des Gegners zumindest von nationaler Bedeutung ist....


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  • Es gibt im Leben eine Menge großartiger Augenblicke. Das Problem dabei ist, dass diese Augenblicke vergehen und die Realität einkehrt. Hinter der nächsten Ecke lauert schon dieser grausame, unrasierte Kerl namens Alltag. In unserem Fall getarnt als personifizierte Zweitligazugehörigkeit. Zuhause in Aue, Karlsruhe und Bielefeld.


    Aber heute ist noch nicht die Zeit für die Realität, denn gestern war ein Augenblick, der Bestand haben wird. Nicht nur morgen, sondern auch in ein paar Jahren. Das mag befremdlich wirken bei der Betrachtung des Endergebnisses. Nur wer vor Ort war, versteht, was gemeint ist. Worte können das nur begrenzt wiedergeben, aber ich versuche es trotzdem.

    Der alte Mann auf dem Klo


    Oft sind es die kleinen Wortfetzen, die einem von so einem Abend in Erinnerung bleiben. So wie zur Halbzeitpause auf dem Klo. Voller Resignation trottete ich wie ferngesteuert hinunter. Auf dem Weg enttäuschte Gesichter, murmelnde Gespräche. Viele Wortfetzen hätte in Erinnerung bleiben können, doch am Ende war es nur der eines alten Mannes: „Der alte Betze hätte schon längst 3:0 geführt“.


    Auf dem Rückweg zum Platz kreisten mir die Worte im Kopf. Der alte Betze also. Ja, vielleicht hätte der „alte Betze“ 3:0 geführt, aber was auch immer für ihn der „alte Betze“ war: An diesem Abend stand der „Betze der Neuzeit“ dem Alten in Nichts nach. In wirklich nichts – bis auf das Geschehen auf dem Rasen.


    Die zweite Halbzeit begann und wieder mal fackelte kurz das Feuer der Hoffnung:
    Tor zum 1:1 – ein einziges wildes Geschrei wie im Rausch. Wenig später: Idrissou köpft das Tor zum 2:1 – grenzenloser Jubel. Blackout. Dann die Realität wenige Sekunden später: Das Tor wird nicht gegeben. Wut, Frust, Unverständnis.


    Kurz darauf: Hoffenheim macht das Tor zum 1:2. Die folgenden Sekunden kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Irgendwas in mir hofft, dass es nicht wahr ist. Ich will es nicht realisieren. Die Sekunden nach dem Einschlag vergehen: 1,2,3,4,5. Ich gucke immer noch wie gebannt auf den Schiedsrichter, auf die Spielertraube, auf die Fankurve. Lass das Tor aus irgendeinem Grund nicht gelten. Lass irgendwas passieren... 6,7,8,9,10. Ich schau mich um. Es passiert nichts. Der Spielstand auf der Videowand wandelt sich zum 1:2. Ich rechne den Gesamtstand aus: Wir müssten 5:2 gewinnen. Ich schaue erneut auf die Videowand: 74. Minute.


    Das war’s. Moment der Leere. Einige Sekunden vergehen: Die ganzen letzten Tage passieren wie Revue. Die Vorfreude auf das Spiel, die unglaubliche Euphorie Tage vor dem Spiel. Alles zerplatzt wie eine Seifenblase. Ich sehe mich vor dem geistigen Auge im Gästeblock der Alm stehen, in Paderborn, vielleicht in Dresden, vielleicht in Düsseldorf. Wie ein Film zieht alles an mir vorbei, während der leere Blick immer noch über die Ränge wandert.


    Ich schaue in die Gesichter der Leute. Bei ihnen passiert genau dasselbe. Noch ca. 20 Minuten bis zum Abpfiff ...


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