ZitatAlles anzeigenFür Siege gibt es keinen Ersatz. Das weiß die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern, die heute (13.30 Uhr) auf den gut besetzten FC Ingolstadt trifft. Mitchell Weiser ist ein junger Hoffnungsträger.
Er ist jung. Er ist talentiert. Er ist zielbewusst. Mitchell Weiser, 18 Jahre, Leihgabe des FC Bayern München. Für zunächst sechs Monate hat der deutsche Rekordmeister einen seiner Rohdiamanten ins Trikot des 1. FC Kaiserslautern gesteckt.
Bei den Über-Bayern war der erst im letzten Sommer vom 1. FC Köln gekommene Flügelflitzer chancenlos gegen Top-Stars vom Rang und Namen der Herren Ribéry, Müller und Robben. Beim FCK nun soll der Hochbegabte Praxis sammeln, der FCK erhofft sich Flügelschwung von der Leihgabe. Am Montag bot Mitchell Weiser beim 1:1 im Top-Spiel bei Eintracht Braunschweig eine tolle Leistung in Angriff und Abwehr und wurde mit seinem ersten Tor im Dress der Roten Teufel belohnt.
SOLIST - Klasse Solo von Mitchell Weiser, der begabten Bayern-Leihgabe im FCK-Dress. Links Braunschweigs Torjäger Domi Kumbela. (foto: kunz)
Heute (13.30 Uhr) geht es im Fritz-Walter-Stadion gegen den FC Ingolstadt. „Eine gute Mannschaft“, sagt Weiser, der sich am Montag wohl über seinen schönen Treffer freute, sich aber auch grämte, weil der Sieg durch das Auslassen von tollen Konterchancen, die vor allem er initiierte, verspielt wurde: „Die Konter haben wir teilweise leichtfertig vergeben.“
Der junge Weiser kam ohne große Praxis in die Pfalz, hatte bei den Bayern nur in der Regionalliga gespielt. Die Zweite Liga – eine neue Welt, raue Wirklichkeit. „Ich muss jetzt gegen echte Männer spielen, ich muss lernen, wie man gegen Männer spielen muss“, sagt Weiser. Er lacht gern und verrät schmunzelnd, dass seine Frisur keine späte Verehrung des Sechziger-Jahre-Jugend-Idols James Dean ist. „Ich fand die Frisur einfach schön.“
Dass sein Vater Bundesliga-Profi in Wolfsburg und Köln war, sieht Weiser junior nicht als Belastung. „Mein Vater hackt nach schwächeren Spielen nicht auf mir rum und lobt mich auch nicht euphorisch nach guten Spielen. Als Kind hab’ ich gesehen, dass Profis auch nur ganz normale Menschen sind“, sagt das Talent und verfolgt mit dem FCK ein hohes Ziel: den Aufstieg! „Der einzige Druck, den wir spüren, ist der, den wir uns selbst machen, denn wir wollen jedes Spiel gewinnen“, sagt Weiser.
FCK-Trainer Foda baut Weiser mit Bedacht auf. Gut möglich, dass heute in der Mittelfeldzentrale erneut Markus Karl und Ariel Borysiuk agieren, die den Trainer am Montag durch konsequente Balleroberung und gutes Umschaltspiel überzeugten. Dominique Heintz wird geschont.
FCK-Leihgabe Ilian Micanski brennt heute ganz sicher auf sein Tor. Leon Jessen, ebenfalls seit Januar in Ingolstadt, ist noch ohne Einsatz. Seit er da ist, überzeugt Rivale Andreas Schäfer, verrät Co-Trainer Michael Henke.
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Torrejón, Löwe - Weiser, Karl, Borysiuk, Fortounis - Idrissou, Bunjaku - Ersatz: Hohs, Bugera, Riedel, Orban, Azaouagh, Drazan, Köhler, Hoffer
Es fehlen: Alushi, Amri, Zellner (Reha), Baumjohann (Rot-Sperre), De Wit (Trainingsrückstand), Derstroff (Prellung)
FC Ingolstadt: Özcan - Görlitz, Mijatovic, Matip, Schäfer - Roger, Groß - Heller, Caiuby - Eigler, Micanski
Es fehlen: Ikeng, Metzelder, Schäffler (Reha)
Schiedsrichterin: Steinhaus (Hannover)
Hinrunde: 1:1.
-------
Betze-Geflüster
Chili im Schnee
Der Schnee kam aus dem Norden. Erst war er in Braunschweig, dann ist er mit den Roten Teufeln in den Südwesten gezogen, jetzt liegt er auf dem Parkplatz vor dem Stadion wie ein weißer Teppich, der die Gäste aus Ingolstadt willkommen heißt. Trainingsplatz zwei ist natürlich geräumt.
Und hinter den Schneebergen im hintersten sonnigen Eckchen laufen sich die Profis warm, während die Fans hinter dem Zaun mit der Sonne wandern, um noch ein paar Strahlen abzubekommen. Während sich die draußen im Schnee warm reden, kommen auch die im grünen Feld langsam auf Touren, sprinten, springen über die Hürde, laufen weiter zur Kühlbox.
Bis Franco Foda pfeift und ein Kommando gibt. Es geht ins Stadion. Die Jüngsten schleppen die Sachen. Mitchell Weiser und Konstantinos Fortunis ziehen die Kühlbox hinter sich her, Florian Riedel trägt den Kleiderbügel, an dem die Leibchen aufgehängt waren.
Der weiße Schneeteppich weist den Weg. Im Stadion scheint die Sonne. Es ist gefühlte 10 Grad wärmer, und irgendetwas scheint mit der Mannschaft passiert zu sein. Foda hat Leibchen ausgegeben, sein Team in zwei Hälften geteilt, lässt die Grünen gegen die Roten antreten. Und plötzlich läuft’s.
Die Schüsse knallen, Bälle schlagen an die Latte, prallen an die Bande, landen im Netz. Tobias Sippel fliegt, fischt die Kugel aus der Luft, drückt sie an seine Brust. Idrissou trifft, Markus Karl zieht ab, Jan Simunek schießt aus der Hüfte, Ariel Borysiuk aus dem Hinterhalt, Weiser wirbelt rechts, Marc Torrejón schlägt zentral zu, Jimmi Hoffer versucht, Tobi Sippel zu überlisten.
Auf der Tribüne ist ein Mann mit der Schneeschaufel unterwegs, räumt zwischen den Klappsitzen. Unten ist alles im grünen Bereich. Die Profis genießen das Flair. „Die Mannschaft ist hungrig, arbeitet gut, trainiert gern, hat ein klares Ziel vor Augen“, hat Foda Minuten vorher bei der Pressekonferenz gesagt. Er habe verstanden, dass die Fans nach dem Spiel gepfiffen haben, doch während des Spiels bräuchten sie hundertprozentige Unterstützung, hatte er angefügt.
Jetzt saugen seine Fußballer die Stadionatmosphäre auf, stellen sich Ingolstadt vor, das Wiedersehen mit Ilian Micanski und Leon Jessen, mit Andreas Schäfer von der U23 des FCK und träumen vom großen Ziel, für das sie kämpfen wollen: Bundesligafußball auf dem Betzenberg. Die Frankfurter im Team sind den Weg nach oben schon mal gegangen. Und auch Markus Karl weiß, wie Aufstieg geht. Er hat’s schon zweimal erlebt: mit Ingolstadt.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung