ZitatAlles anzeigenMeinung am Montag: FCK-Fanclub-Präsident Dietmar Bolten über Hin- und Rückspiel in der Relegation gegen Hoffenheim
Heute entscheidet sich für den 1. FC Kaiserslautern, ob er in die Bundesliga aufsteigt. Zu den Fans, die das Relegations-Rückspiel gegen die TSG Hoffenheim verfolgen, gehört Dietmar Bolten (63), Präsident des Ludwigshafener Fanclubs Herzblutteufel. Am Morgen nach dem Hinspiel schwankte er zwischen Enttäuschung und Zuversicht.
Herr Bolten, gut zwölf Stunden nach dem Abpfiff: Haben Sie sich von der Niederlage schon erholt?
Ich bin froh, dass wir das Interview nicht direkt nach dem Spiel gemacht haben. So sauer, ärgerlich und enttäuscht war ich. Ich habe das Vereinslokal verlassen und bin dreimal um den Block gelaufen. Und das, wo ich immer den Optimismus wie eine Fahne vor mir hergetragen habe.
Wie ist jetzt das Befinden?
Zwischen Hoffen und Bangen. Es ist ein ganz komisches Gefühl. Normalerweise sagt man „Mund abputzen, weitermachen“, aber diesmal geht das nicht.
Tut mir leid, dass ich Sie jetzt noch mal an das Spiel erinnern muss. Könnte es vielleicht sein, dass Hoffenheim – nun ja – einfach besser war?
In der Spielanlage vielleicht, aber es fehlt auch an Klasse. Man hätte sie mit Angriffen unter Druck setzen müssen. Und dass Torrejón diesen Fehler macht …
Wenn Hoffer zu Beginn das Tor macht, sieht die Sache auch anders aus.Der hatte zwei Bombenchancen. Ich kann in die Köpfe nicht reingucken, aber wir hören vor dem Spiel immer: „Wir werden alles geben.“ Dann ist es unter dem Strich so enttäuschend.
Wo und mit wem haben Sie geguckt?
Wir treffen uns immer im Schlossgarten, einer Gaststätte in Mundenheim. Wir waren 22 Leute.
Wollten Sie nicht ins Stadion, oder haben Sie keine Karte bekommen?
Nach Hoppenheim? Es gibt bestimmte Sachen, die sind – wie man neudeutsch sagt – ein No-Go.
Haben Sie Hoppenheim gesagt?
Ich habe nichts gegen den Mann. Was er sozial leistet – Hut ab. Aber dieses Projekt Hoffenheim als Talentschmiede der Region zu verkaufen – ich wusste nicht, dass das ehemalige Jugoslawien und Brasilien so nah am Kraichgau sind. Wie man sich dann Tradition antüncht, aus der TSG plötzlich 1899 macht – das finde ich nicht gut.
Ich war im Stadion. Ihr Namensvetter ist ein paarmal unschön geschmäht worden. Aber insgesamt fand ich die Stimmung sehr gut und positiv.Fußball ist einfach emotional.
Beim 2:1 haben bei uns die Wände gewackelt, wir sind uns in die Arme gefallen, dachten, jetzt geht es los. Beim 3:1 waren wir ganz konsterniert.
Sind Sie am Montag im Stadion?
Nein, ich habe das mit den Nerven nicht im Griff. Wenn ein Elfmeter kommt, muss ich immer rausgehen, das halte ich nicht aus. Ich hatte schon einen Herzinfarkt, noch einen brauche ich nicht.
Mit welchem Gefühl denken Sie an das Rückspiel?
Betze ist Betze, alles ist möglich. Die Fans werden dahinterstehen. Und selbst wenn Hoffenheim mit zwei Toren in Führung gehen sollte – dann gewinnen wir eben 5:2. Aber ein frühes Tor wäre schon sehr wichtig.
Und wenn der völlig unrealistische Fall eintritt, dass es nicht klappt?
Dann eben nächste Saison.
Seit wann sind Sie FCK-Fan?
Seit 1971. In den 70er, 80er und 90er Jahren war der FCK eine feste Größe. Dann kamen nach der Meisterschaft Misswirtschaft und Kungelei. Jetzt ist Gott sei Dank Stefan Kuntz da. Aber es geht alles so schnell. Ich habe Angst, dass wir englische Verhältnisse kriegen und alles durch Geld entschieden wird.
Aber die Tatsache, dass Hoffenheim quasi schon abgestiegen war, zeigt, dass es so einfach doch nicht ist.
Das ist ein schwacher Trost. Das wird so kommen. Eine Sache möchte ich aber gerne noch loswerden.
Bitte.
Ich glaube, der Reporter der Fernsehübertragung wird nach Anzahl der Worte bezahlt. Was da für ein Unsinn erzählt wird – unglaublich. Das sind doch intelligente Menschen.
Gehört es nicht zum Fußballabend, auf den Reporter zu schimpfen?
Ich könnte darauf verzichten.
Wären Sie FCK-Trainer, was würden Sie der Mannschaft mitgeben?
Geht raus und haut die weg.
Ihr Tipp?
Ich tippe seit Jahren 4:0.
Im Ernst?
Ja, ich weiß, ich habe damit bisher sehr wenig gewonnen. Aber wenn sie 4:0 gewinnen, darf ich zwei, drei Tage lang alles umsonst essen und trinken, was die Kneipe bietet.
Und der FCK wäre aufgestiegen.
Wenn das passiert, wird uns Fußball-Deutschland zu Füßen liegen.
Interview: Nicole Heß
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau