ZitatAlles anzeigenFCK überzeugt beim 2:0-Sieg im Testspiel
Kumberg. In zwei Wochen beginnt die Saison in der Zweiten Liga. Im Kontext der Testspielergebnisse, die der 1. FC Kaiserslautern während seines Trainingslagers in Bad Waltersdorf produziert, darf festgehalten werden: Der Rundenstart kann kommen. Gestern Abend bezwang der FCK Sturm Graz 2:0 (2:0).
Der zweite Sieg in Österreich in diesem Sommer, das zweite Spiel zu Null. Für Franco Foda war das freundschaftliche Kräftemessen ein Heimspiel. 15 Jahre lang fungierte er bei Sturm erfolgreich als Trainer und Spieler. Als der Fußballlehrer gegen 17.50 Uhr den Rasen des schmucken, mit 2500 Zuschauern vollends besetzten Kumberger Stadions betrat, wurde er mit warmem Applaus bedacht.
Einen solchen durfte der 47-Jährige schon kurz nach dem Anpfiff seinen Spielern spenden: Nachdem Ariel Borysiuk einen Pass wunderbar in die Schnittstelle der Abwehrkette gespielt hatte, erzielte Albert Bunjaku bereits in der vierten Minute die Führung für den FCK. Der Kapitän hatte binnen kürzester Zeit zweimal die Chance zu erhöhen auf dem Fuß (11., 15.). Das zweite Tor der überlegenen, ballsicheren Roten Teufel besorgte kurz darauf Mo Idrissou in der 16. Spielminute, Bunjaku hatte sich diesmal als Vorbereiter verdingt.
Es schmeichelte dem österreichischen Erstligisten, dass er zur Pause nur 0:2 zurücklag: Idrissou traf per Kopf die Latte (21.), Christopher Drazan (24.), Bunjaku (32.) und abermals Idrissou (34.) hatten weitere Gelegenheiten auf Kopf oder Sohle. Der FCK bot bisweilen einen ansehnlichen Kombinations-Fußball, profitierte indes von einer nicht selten desorientierten Grazer Defensivabteilung.
Sturm belegte im Endklassement der Vorsaison Position vier, spielt in der Qualifikation für die Europa League. Der Unterschied zwischen deutschem und österreichischem Klub-Fußball ist enorm ... Wurde Graz aktiv, dann durch Einzelaktionen: Bei einem abgefälschten Flachschuss von Florian Kainz war FCK-Torwächter Tobias Sippel auf der Hut (20.), Andreas Hölz verzog meilenweit (27.), Patrick Wolf knapp (42.).
Im Vergleich mit der ersten Hälfte hatte die zweite seitens des FCK weniger Dampf, womöglich als Tribut an die Einheit am Vormittag und den Wechselreigen, der sich nun vollzog. Die Chancen wurden rar, mehr als Schüsse des Linksverteidigers Chris Löwe und des eingetauschten Kevin Stöger, die jeweils an Sturm-Schlussmann Christian Gratzei scheiterten, wollten nicht gelingen.
In Gefahr gerieten die Roten Teufel freilich nicht. Im Vorfeld der Partie hatte Franco Foda wie stets vor einem Freundschaftsspiel geäußert, das Resultat sei ohne Belang. Der Sieg dürfte ihm dennoch lieber gewesen sein, als hätte er eine Niederlage aufzuarbeiten gehabt.
So spielten sie:
Sturm Graz: Gratzei - Todorovski (46. Weber, 74. Sittsam), Madl, Vijadinovic, Klem - Offenbacher (46. Ehrenreich), Hadzic - Hölz, Djuricin (56. Sabics), Kainz (38. Wolf) - Beric (74. Kröpfl)
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Orban, Löwe - Borysiuk, Ring (61. Zellner) - Matmour (68. Riedel), Drazan (61. Stöger) - Bunjaku (75. Jenssen), Idrissou (46. Occean)
Tore: 0:1 Bunjaku (4.), 0:2 Idrissou (16.) - Gelbe Karte: Sittsam - Beste Spieler: Gratzei - Simunek, Idrissou, Bunjaku - Zuschauer: 2500 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Eigler (Steiermark).
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Ein Führungsspieler meldet sich zum Dienst
Bad Waltersdorf. Markus Karl frönt in seiner Freizeit gerne dem Dartsport. Pfeile auf die Scheibe zu werfen, bereitet ihm einen Heidenspaß. Und, so sagte er einmal: Es verlangt ihm Konzentration, Technik und vor allem Geduld ab. Geduld brauchte der 27-Jährige in den vergangenen Monaten auch in seinem Leben als Fußballprofi.
In der entscheidenden Phase der Saison, als der 1. FC Kaiserslautern um den Aufstieg in die Bundesliga spielte, war er zum Zuschauen gezwungen. Ein Graus, zumal der in der Winterpause von Union Berlin an den Betzenberg transferierte Mittelfeldspieler sofort in eine Führungsrolle geschlüpft war. Es ist eine reine Hypothese, jedoch: Wäre Karl in den beiden Relegationspartien gegen die TSG 1899 Hoffenheim fit gewesen, hätte dies die Chancen der Roten Teufel merklich verbessert.
An einem wie Karl kann sich eine Mannschaft emporziehen, er verfügt über eine erstklassige Arbeitsauffassung und begeht nur wenige Fehler. Karl versuchte alles, um auf den Rasen zurückzukehren - und wurde von seiner Verletzung ausgebremst. ”Es ging nun mal nicht anders”, sagt Karl in der Rückschau, ”man kann immer nur aus seinem Körper herausholen, was auch in ihm steckt. Das habe ich versucht, teils an der Grenze.” Umsonst. Karl bezeichnet die Leidenszeit auch als Nervenspiel. ”Du machst mal Riesenfortschritte, dann bekommst du wieder einen Rückschlag. Zuschauen ist immer beschissen, aber damit muss man umgehen.”
Für Karl war die Innenbandblessur, die er sich am 27. Spieltag beim 1:1 in Sandhausen zuzog, die erste größere Verletzung seiner Vita. Inzwischen ist das Knie stabil. Karl hat wieder Vertrauen in das Gelenk, obgleich er nicht ganz schmerzfrei ist. Dies aber sei kein Problem. ”Schmerzfrei, das ist beim Innenband für einen Fußballer so eine Sache. Bis das so weit ist, kann es ein halbes Jahr dauern, sagen die Mediziner. Bis der Zustand wieder so ist wie vor der Verletzung, ein Jahr. Von 100 Aktionen merke ich das Knie vielleicht noch bei dreien, damit kann man leben.”
Die Trainingseinheiten in Bad Waltersdorf absolvierte Karl bislang ohne Probleme. Der in Vilsbiburg nahe Landshut geborene Bayer hinterlässt einen guten Eindruck. Von seinem Stellenwert innerhalb der Mannschaft hat er eh nichts eingebüßt. Mit seinen 27 Jahren zählt Karl zu den ältesten Spielern der Belegschaft, er hat für die Jungspunde stets ein offenes Ohr, sofern sie denn um Rat bitten.
”Ich versuche den Jüngeren zu helfen, so wie mir früher die Älteren geholfen haben. Aber es muss passen: Ich bin niemand, der sich in den Vordergrund drängt”, betont Karl: ”Ich muss auch wieder meine Leistung abrufen, denn das ist ganz wichtig, um Verantwortung übernehmen zu können.””
Karl erwartet für die kommende Spielzeit einen ausgeglicheneren Titelkampf als in der zurückliegenden. Eine derart dominante Elf wie Hertha BSC werde es nicht geben, fünf, sechs Mannschaften würden sich um die Rolle der Direktaufsteiger balgen. Der FCK soll, natürlich, eine von diesen Formationen sein.
”Wichtig ist, dass wir gut in die Saison kommen, denn dadurch wird vieles einfacher”, sagt Karl. Vom Potenzial des FCK ist er überzeugt: ”Wir haben die Qualität im Kader hochgehalten. Und je besser deine Mitspieler sind, desto besser spielst auch du.” Markus Karl meldet sich zurück zum Dienst. Für die Roten Teufel kann das nur von Vorteil sein.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung