ZitatAlles anzeigenSechstligist Neckarsulmer Sport-Union fiebert Pokalduell am Samstag gegen den FCK entgegen
Von Jochen Willner
NECKARSULM. Es ist für die Unterländer das sportliche Großereignis des Jahres: Beim Sechstligisten Neckarsulmer Sport-Union dreht sich alles um die Erstrunden-Partie im DFB-Pokal gegen den ambitionierten Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 15.30 Uhr, Frankenstadion Heilbronn).
Die Marketingoffensive läuft auf Hochtouren. Unzählige Banner und Hunderte von Plakaten weisen in der Region um Heilbronn auf das Spiel gegen die Roten Teufel hin. Nicht genug: Der Neckarsulmer Rapper Thomas Brock „Brockmaster B“ widmet seinem Verein sogar einen DFB-Rap-Song. Sein Name: „Blaues Wunder“. Davon träumen auch viele der Neckarsulmer Anhänger.„Im Pokal ist bekanntlich alles möglich, und träumen darf man auch. Schauen wir mal“, sagt Fußballchef Klaus Dieter Zur Linden.
„Wir sind dankbar, dass wir den FCK als einen sehr attraktiven Gegner bei uns zu Gast haben. Für uns geht ein Traum in Erfüllung“, sagt Sportdirektor Marco Merz. Von der sonst so beschaulichen Ruhe am Sportgelände auf dem Pichterich ist derzeit nicht viel zu spüren. Zahlreiche Medienvertreter waren schon vor Ort, der eine oder andere Trainingskiebitz schaute bei dem jungen Team vorbei. Das Pokalfieber steigt täglich.
Über 8000 Eintrittskarten wurden bisher für die wegen der großen Nachfrage ins Frankenstadion nach Heilbronn verlegte Partie verkauft. Nach dem Sieg in der ersten Verbandsrunde in Untermünkheim wurde das Projekt 10.000 ins Leben gerufen. „Die Region ist mobilisiert und steht beim Spiel des Jahres hinter uns“, sagt Merz.
Immerhin schaffte Neckarsulm als einziger Landesligist – als Landesliga-Meister ist man nun Verbandsligist – den Sprung in den DFB-Pokal. Allerdings über Umwege, nachdem das Pokalfinale gegen Drittligist 1. FC Heidenheim 1:3 verloren ging. Der Ausschluss von Dynamo Dresden bescherte dem Landesverband Baden-Württemberg einen zweiten Klub im nationalen Cup. „Wir sind stolz, und das ist auch eine Ehre, dass wir als kleinster Amateurverein im DFB-Pokal dabei sein dürfen“, betonte Merz und konnte nur den Kopf schütteln, als er darauf angesprochen wurde, ob er oder Trainer Timo Böttjer (34) sich mit den Schwächen des FCK beschäftigt hätten.
„Wir sind nicht arrogant, wir wissen sehr wohl, dass wir es mit einem künftigen Erstligisten zu tun haben. Es ist ein Pflichtspiel, wie es unsere Spieler wahrscheinlich nicht mehr erleben werden. Wir sind realistisch genug und wissen, welche Aufgabe uns bevorsteht“, sagt Merz.
Mit dem damaligen Regionalligisten TSG 1899 Hoffenheim und seinem Mentor Hansi Flick warf Böttjer als Spieler Bayer Leverkusen aus dem Pokal. Der im Einkauf beim Softwareproduzenten SAP tätige Böttjer ist das bekannteste Gesicht des Vereins.
Er spielte unter anderem bei den damaligen Regionalligisten Hoffenheim und Elversberg. Im seinem ersten Jahr als Cheftrainer in Neckarsulm wurde er in diesem Frühsommer mit der Sport-Union Landesliga-Meister und kam ins Verbandspokal-Finale.
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Zur Sache: Zoller bei FCK fraglich
„Da darf nichts anbrennen.“ Franco Foda betont, dass er seine Profis in der Pflicht sieht, übermorgen in Heilbronn gegen Verbandsligist Neckars-ulmer SU in die zweite DFB-Pokalrunde einzuziehen. Alles andere wäre für den 1. FC Kaiserslautern blamabel.
Der Trainer des Fußball-Zweitligisten war mit seinen Schützlingen nach dem 1:1 in dem guten Test am Dienstag in Bad Kreuznach gegen eine kombinierte A-/B-Mannschaft des Champions-League-Starters Leverkusen über weite Strecken zufrieden. „Es war für mich wichtig, zu sehen, dass die, die in den ersten Zweitliga-Spielen keine oder kaum Einsatzzeiten hatten, da sind, wenn ich sie brauche“, sagt Foda, „und das hat mir der eine oder andere in diesem Test gegen Leverkusen gezeigt.“
Lob hat sich gegen das Team von Trainer Sami Hyypiä auch Steven Zellner verdient. Der 22-Jährige erzielte nach einer knappen halbe Stunde völlig abgebrüht den 1:0-Führungstreffer für die Lauterer. Zellner düpierte Bayer-Torwart Andrés Palop. Der 39-Jährige, 2008 mit Spanien Europameister ohne Einsatz, kam vom FC Sevilla. Er soll die Reservistenrolle hinter Bernd Leno (21) einnehmen und die jungen Bayer-Torhüter führen.
Zellner, der in den ersten beiden Liga-Spielen nicht im Lauterer 18er-Kader war, freut sich über das kleine persönliche Erfolgserlebnis und über die gute Form seines Teams zu Saisonbeginn. Ein Wechsel wegen mangelnder Einsatzzeiten noch in dieser Transferperiode, die am 31. August endet, ist für den zuweilen auch stürmenden Mittelfeldspieler derzeit kein Thema. „Ich habe meinen Vertrag beim FCK ja erst bis 2015 verlängert“, sagt Zellner trotz starker Konkurrenz, „wichtig ist, dass ich den Kopf nicht hängen lasse, mich im Training anbiete.“
Neben Marc Torrejón, Albert Bunjaku und Enis Alushi (zuletzt leichte Rückenprobleme) fehlt am Samstag Christopher Drazan (Bänderzerrung). Der Einsatz von Stürmer Simon Zoller (Zehenprellung) ist fraglich.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau