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Kaiserslautern erlebte gestern mit dem Testspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Paraguay auf dem Betzenberg einen unterhaltsamen Fußballabend, auch wenn die Schützlinge von Trainer Joachim Löw beim 3:3 patzten.
Pfiffe verabschiedeten die Mannschaft um Kapitän Philipp Lahm zur Halbzeit beim Stand von 2:3 in die Kabine. So hatten sich die Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion das Spiel der deutschen Mannschaft nicht vorgestellt.
Die Tipps, die vor dem Spiel FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz und FCK-Trainer Franco Foda im Sportpresseclub im Stadion abgaben, waren zu dem Zeitpunkt bereits Makulatur. Kuntz, der Europameister von 1996, prognostizierte ein glattes 3:0 und Foda ein 3:1 für die deutsche Auswahl.
Die Freude, dass das Länderspiel einmal mehr Kaiserslautern als Fußball-Hochburg in den Mittelpunkt rückte, überwog bei weitem den Spaß über das Spiel der deutschen Mannschaft, die deutliche Defizite in der Defensive zeigte.
Der Kaiserslauterer Alt-Internationale Hans-Peter Briegel bewertete so das Länderspiel positiv für Kaiserslautern. Es sei gut für das Image der Stadt und bringe zudem auch noch einen finanziellen Gewinn nach Kaiserslautern.
Das Fritz-Walter-Stadion erlebte bei dem internationalen Vergleich den gewohnten Farbenwechsel. Wo ansonsten das Rot des 1. FC Kaiserslautern dominiert, glänzte auf den Tribünen das deutsche Nationaltrikot. Ein Kulissenwechsel von Rot auf Weiß.
Dass ein Länderspiel auch ein bisschen unter die Haut geht, bewies wieder das feierlich-erhebende Vorspiel mit der Parade der deutschen und der paraguayischen Fahnen auf dem Rasen sowie den vom Heeresmusikkorps 300 der Bundeswehr gespielten Nationalhymnen der beiden Nationen.
Eine besondere emotionale Note hatte die Gedenk- und Schweigeminute, zu der der Deutsche Fußball Bund (DFB) vor dem Anpfiff bat. Sie galt nicht nur den kürzlich verstorbenen Alt-Internationalen Bernd Trautmann und Heinz Flohe, sondern auch und aus Lauterer Sicht besonders der im Juni verstorbenen FCK-Legende und dem Weltmeister von 1954, Ottmar Walter.
Erwartungsgemäß wurde das frühere FCK-Idol Miroslav Klose an diesem Abend besonders in Kaiserslautern empfangen. Beifall brandete auf das „Willkommen zu Hause“ des Stadionsprechers auf. Der Wunsch, er könnte mit einem Treffer den Rekord von Gerd Müller mit 68 Toren im Nationaltrikot ausgerechnet in Kaiserslautern einstellen, ging indes nicht in Erfüllung...
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„Ich schlage ein neues Kapitel auf: meine vierte WM“
Interview: Miroslav Klose über Italien, Kollege und Konkurrent Mario Gomez, die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und den FCK
Herr Klose, sind Sie gut gelandet?
Ja, ich war schon seit Sonntag in Mainz, wo wir uns vorbereitet haben.
Wie geht’s? Was machen die Buben, was macht die Familie?
Alles ist gut. Ja, der Familie geht es sehr gut.
Spielen die Jungs auch Fußball?
Ja, bei Lazio in der Jugend.
Mit welchen Emotionen, Gefühlen kommen Sie zurück in die alte Heimat, den ,,Betze“, Ihr Stadion?
Ja, da spielen schon große Emotionen mit. Ich habe fünf Jahre hier gespielt, kenne viele Leute. Meine Eltern, die noch hier leben, waren im Stadion. Meine Frau, die Kinder waren beim Spiel. Viele meiner Freunde waren im Stadion. Wenn man weiß, welche Stimmung hier herrscht, was man hier alles erlebt hat, dann ist die Vorfreude auch groß.
Wie läuft Ihre Saisonvorbereitung mit Lazio Rom? Wie fit sind Sie?
Gut. Ich habe bis auf eine Trainingseinheit alles mitgemacht. Das ist eine gute Grundlage. Die Vorbereitung ist optimal für mich gelaufen, am Wochenende geht es mit dem Supercup für uns los. Ich fühle mich fit.
Der Bundestrainer hat letzte Woche in einem RHEINPFALZ-am-SONNTAG-Interview gesagt: Miro Klose ist eine Ausnahmeerscheinung. Mit 35 als Stürmer noch immer internationale Klasse zu verkörpern, das schaffen nicht viele. Wie empfinden Sie das Lob von Jogi Löw?
Ja, das ist super schön. Das ist eine Bestätigung für mich. Ich trinke keinen Alkohol, ich rauche keine Zigaretten. Ich lebe für meine Ziele. Die Fitness, die Schnelligkeit, sind die Belohnung dafür. Die Fitness ist die Voraussetzung für meine Erfolge. Ich hatte in all den Profijahren allenfalls zwei muskuläre Verletzungen. Jetzt schlage ich ein neues Kapitel auf: meine vierte WM.
Gutes Stichwort. Der Bundestrainer sagte nach dem Treffen mit Ihnen: Der Miro ist total auf die WM 2014 in Brasilien fokussiert, seine wahrscheinlich letzte. Danach wird er sich wohl von der internationalen Bühne verabschieden. Was bedeutet dieses Turnier unter dem Aspekt für Sie?
Schon sehr viel! Es waren ja nicht viele Fußballer, die vier Weltmeisterschaften erleben durften. Deshalb ist diese Vorbereitung für mich auch so wichtig. Ich habe immer dazu gelernt, war immer bestrebt, mich zu verbessern. Ich habe mich weiter entwickelt, ich bin nicht mehr der Stürmer, der nur vor dem Tor auf Flanken wartet. Ich bin spielstärker geworden, habe mich technisch verbessert. Diese vielen Extraeinheiten haben mich besser gemacht.
Mario Gomez ist jetzt auch in Italien. Wie sehen Sie seinen Wechsel?
Ich habe mich für ihn gefreut, dass er diesen Schritt geht. Er wurde genauso euphorisch wie ich in Italien empfangen. Ich weiß, was Mario kann und bin überzeugt, dass er mit seiner Qualität auch hier seine Tore schießen wird.
Sie sind Konkurrenten um den einen Stürmerplatz, den das vom Bundestrainer favorisierte 4-2-3-1-System bietet. Sie haben bei der EM 2012 ja demonstriert, wie respektvoll Konkurrenten miteinander umgehen können. Wie ist das Verhältnis Klose/Gomez ?
Ja, das stimmt. Der Umgang ist respektvoll. Es ist so, dass keiner von uns beiden dem anderen den Erfolg neidet. Wenn einer gut spielt, erfolgreich ist, dann gönnt der eine das dem anderen. Wir sind sicher Konkurrenten. Jeder will spielen, keiner will auf der Bank sitzen! Wenn wir alles gegeben haben und der andere erhält vom Trainer den Vorzug, dann können wir damit leben.
Verfolgen Sie den FCK noch?
Ja. Letzte Saison habe ich zwei, drei Spiele gesehen, jetzt das Montagsspiel. Schade, dass sie den Aufstieg nicht geschafft haben, dann hätte ich mehr Spiele sehen können. Im Großen und Ganzen machen sie es gut. Der Verein mit der Tradition, den Fans, dem Stadion gehört in die Bundesliga!
Interview: Horst Konzok
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung