ZitatAlles anzeigenFCK hakt Fürth ab – Matmour mit Zuversicht – Erzgebirge Aue heute zu Gast – FCE-Trainer Falko Götz lobt Lauterer Format
Der untere Teil der Westkurve im Stadion wird ungewohnt aussehen, wenn Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern heute (13 Uhr) Erzgebirge Aue empfängt. Zwar werden 25.000 Zuschauer erwartet, aber noch nicht alle für das Länderspiel vom Mittwoch installierten Sitzschalen konnten bislang entfernt werden.
So befinden sich auf den entsprechenden West- und Ost-Tribünenbereichen, die normalerweise Stehplätze sind, zum Teil noch Plastiksitze. Dennoch ist bei nur halb vollem Stadion mehr als genug Raum für alle da. Die FCK-Fans wollen heute gegen die mit ebenfalls sechs Zählern aus zwei Spielen punktgleichen Auer Wiedergutmachung sehen für die 1:2-Niederlage am Montag im Spitzenspiel bei der SpVgg Greuther Fürth.
Kaiserslauterns Trainer Franco Foda hat seiner Mannschaft bei der Aufarbeitung der Partie bei den „Kleeblättern“ mitgeteilt, dass sie beim Spielaufbau mehr Selbstbewusstsein und mehr Mut zeigen muss. „Uns hat die Überzeugung am Ball gefehlt“, betonte Foda. Gegen die aggressiv störenden Fürther setzten die beiden eher defensiv orientierten Markus Karl und Ariel Borysiuk auf der Sechser-Position im Zentrum nach vorne ebenso wenig Akzente wie ihre Mittelfeldkollegen Karim Matmour und Marcel Gaus auf den offensiven Außenbahnen.
So gaben die fleißigen Stürmer Mohamadou Idrissou und Olivier Occéan vorne die Alleinunterhalter, nutzten aber nur eine Chance ihrer ohnehin wenigen Gelegenheiten.
Gut möglich, dass heute im Mittelfeldzentrum wieder der Finne Alexander Ring aufläuft, der wegen des Länderspiels seiner Nationalelf gegen Slowenien fehlte. „Alex ist ein wichtiger Spieler für uns, aber an ihm hat es in Fürth nicht gelegen“, sagte Foda, „sondern daran, dass wir vor allem in der ersten Halbzeit zu wenig gemacht haben, vor allem bei Ballbesitz.“
Aues Trainer Falko Götz hat den FCK am Montag im Top-Spiel vor Ort beobachtet. „Fürth und Kaiserslautern sind sich auf Augenhöhe begegnet. Beides sind Aufstiegsfavoriten. Man hat gesehen, dass das zwei körperlich sehr starke Mannschaften sind. Beide sind technisch und spielerisch für Zweitligaverhältnisse auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt“, urteilte Götz, der seine Aufgabe im Erzgebirge mit viel Leidenschaft angeht:
„Natürlich freue ich mich, dass ich diese Aufgabe und Herausforderung übertragen bekommen habe.“ Ziel ist es, „möglichst schnell die 40-Punkte-Marke zu erreichen und die Abstiegszone so weit wie möglich auf Distanz zu halten“, sagte Götz in einem RHEINPFALZ-Gespräch.
Karim Matmour schaut gerne nach vorne. So war’s, als er seine Zelte bei Eintracht Frankfurt abgebrochen und beim 1. FC Kaiserslautern aufgeschlagen hat. So ist es diese Woche nach der 1:2-Niederlage in Fürth. „Ich denke positiv. Die Fehler, die passiert sind, sind vorbei. Wenn ich negativ denke, kann ich keine positiven Ergebnisse erzielen.“
Matmour, der seine beste Zeit in Deutschland beim SC Freiburg erlebte, hat die letzte, für ihn sportlich unbefriedigende Saison in Frankfurt, schnell abgehakt. Das Hier und Heute zählt. Das Morgen will der Mann von der rechten Außenbahn in der Bundesliga erleben. Dazu braucht es Siege – auch heute bei der Hausaufgabe gegen Aue. „Bei allem Respekt vor dem Gegner – wichtig ist, dass wir unsere Stärke ausspielen. Unsere Stärke ist: Wir sind der FCK“, sagte der algerische Nationalspieler, der auch einen französischen Pass sein Eigen nennt.
Matmour fühlt sich mit seiner Frau und den Zwillingen sehr wohl in der neuen Heimat. „Ich habe mich akklimatisiert“, sagte der trickreiche Außen, der in Mo Idrissou einen ihm bestens bekannten Zielspieler weiß. Schon kurz in Freiburg, und jeweils ein Jahr in Mönchengladbach und Frankfurt waren sie Teamkameraden.
„Wir hatten gute Gespräche in der Mannschaft und mit dem Trainer. Im Fußball sind es oft nur Kleinigkeiten, die fehlen, die falsch laufen“, sinnierte der 28 Jahre alte Matmour. „In Fürth waren wir in der ersten Halbzeit ein bisschen zu passiv. In der zweiten Halbzeit war’s besser, da haben wir mehr Druck auf den Gegner ausgeübt“, sagte Matmour beim Blick zurück. Heute nun ist Vollgas vonnöten. Und ein perfektes Umschaltspiel, wenn Aue kontert. Allein Angreifer Jakub Sylvestr hat schon drei Saisontore erzielt – wie sein FCK-Kollege Simon Zoller, der hofft, dass er heute wieder von Beginn an stürmt.
SO SPIELEN SIE
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Orban, Löwe - Matmour, Karl, Ring, Gaus - Zoller (Occéan), Idrissou – Ersatz: Hohs, Riedel, Heintz, Borysiuk, Jenssen, Stöger, Fortounis, Drazan, Wooten
Es fehlen: Alushi, Torrejón (beide Trainingsrückstand), Bunjaku (Knie-Operation), Zellner (Knochenödem im Knie)
FC Erzgebirge Aue: Kirschstein - Schlitte, Pezzoni, Nickenig, Ishihara - Schröder, Diring - Fabian Müller, Janjic, Novikovas - Sylvestr
Es fehlen: Paulus (Sprunggelenk-Verletzung), Klingbeil (Angina)
Schiedsrichter: Stieler (Hamburg).
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Die Wochenend-Kolumne
Ich bin der Meinung,...
… dass im Fußball sehr viel Schmerzensgeld fließt.
Es ist die Zeit der Zocker. In zwei Wochen schließt das Sommertransfer-Fenster. Dann dürfen in Deutschland und in vielen anderen Ländern vertraglich gebundene Fußballprofis den Verein bis zum Ende des Kalenderjahres nicht mehr wechseln.
Wir sind mittendrin in der heißen Phase des Taktierens, Hinauszögerns, Bluffens und Dementierens. Luiz Gustavo vom FC Bayern zum VfL Wolfsburg: Der brasilianische Nationalspieler geht zu den „Wölfen“, hieß es erst. Dann riefen die Münchner: Nein! Wir brauchen ihn. Nun folgt der Schützling des mitverdienenden Ludwigshafener Spielerberaters Roger Wittmann doch dem VfL-Slogan „Werde ein Wolf“, auch um seine Chance auf die WM in Brasilien zu wahren. Viele Worte und noch mehr Euros regieren diese letzten Tage vor Transferschluss.
Die Mobilfunkanbieter freuen sich – es muss schon die Mega-Handy-Flatrate sein für Agenten und Klubmanager. Ein hohes Einkommen, um nach der Profikarriere finanziell sorgenfrei zu leben, ist das eine. Das andere ist der verständliche Wunsch, am Wochenende vor Tausenden von Zuschauern zeigen zu dürfen, was man unter der Woche im Training geübt hat. Entspricht das ohnehin üppige Salär den Vorstellungen der Profikicker und gibt es vom Trainer dazu ausreichend Einsatzzeit, ist alles in Butter.
Gibt es aber genügend Geld, jedoch keine Einsatzzeit, stellen sich einige nun noch hektisch die Sinnfrage. Wechseln, etwa in eine tiefere Spielklasse, und auflaufen, Spaß am Broterwerb haben, dafür aber weniger verdienen? Oder lieber finanziell zufrieden, sonst aber unzufrieden sein? Eine für alle im Erwerbsleben existenzielle Frage, für Profisportler, Büroangestellte oder Ingenieure.
Wechselwillige Berufsfußballer müssen sich nur eben sputen, ehe das Fenster zu ist. Vereine lassen sich jetzt gerne Zeit, um den Preis zu drücken, das Gehalt und die Ablösesumme. Verschärft wird das Geschachere durch die im Schnitt längst viel zu großen, oft planlos aufgeblähten Profikader. Paradebeispiel: die berühmte „Trainingsgruppe 2“ der ausgemusterten Hoffenheimer um Ex-Nationaltorwart Tim Wiese. So gibt es – trotz zunehmend leistungsbezogener Verträge – immer mehr Luxus-Reservisten, die sich das Bankdrücken mit viel Schmerzensgeld versüßen lassen.
Manche können dies nicht wirklich ertragen, zu groß ist der Ehrgeiz. Wie bei Pierre De Wit. Beim 1. FC Kaiserslautern in der Zweiten Liga nicht mehr berücksichtigt, ist der 25-Jährige zum finanzschwachen Drittligisten Duisburg gewechselt. Und war in seiner ersten Punktpartie als „Zebra“ Spieler des Spieltags und gefeierter Vorlagengeber. Auch bei Mimoun Azaouagh sieht es nach Abschied vom FCK aus. Bis Ende August könnte er innereuropäisch wechseln.
Aussitzen oder auflaufen? Für Kwame Nsor ist Ersteres keine Option. Der 21-Jährige ist das sportliche Opfer von in moralischer Hinsicht unfeinem Taktieren. Den Ex-U20-Nationalstürmer Ghanas holte der FCK 2012 aus Metz. Er spielte in der Hinrunde 12/13 achtmal, wurde dann als noch nicht reif für gehobene Zweitliga-Ansprüche befunden und zum FCK II geschickt. Für das Regionalligateam darf er aber nicht auflaufen, weil die meisten Nicht-Europäer dort nicht spielberechtigt sind.
Zweitligist SV Sandhausen ließ eine Ausleihe platzen. Zurück ins FCK-II-Training. Vorspielen bei Arminia Bielefeld, Testspiel-Treffer. Dennoch zurück zum FCK II. Bielefeld will ihn, muss aber sparen, wartet, lässt warten. Pokert. Reizt die Frist aus. Nsor bekommt als Schmerzensgeld wohl weit mehr als das 60-fache des miserabel niedrigen, für Afrika aber sogar noch hohen ghanaischen Durchschnittslohns, der laut Weltbank 90 Euro monatlich beträgt.
Sehr glücklich kann der Junge dennoch nicht sein als Spielball ohne Spielpraxis, abhängig von Bossen und Beratern. Die Schattenseite des Geschäfts. Brot und Spiele. Imperator, Daumen hoch? Daumen runter? Oliver Sperk
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau