ZitatAlles anzeigenVerein(t) in Lautern: Bei den Queer Devils sind nicht nur Schwule und Lesben willkommen
von Tim Kaufmann
Sie sind Fans des 1. FC Kaiserslautern und in einem eigenen Fanclub organisiert: Die Queer Devils, eine schwul-lesbische Gruppe, welche gerade ihren sechsten Geburtstag gefeiert hat. Dabei stand eine Stadionführung auf dem Programm, bei der die FCK-Begeisterten in die Geschichte ihres Lieblingsvereins eintauchen und einen Blick hinter die Kulissen werfen konnten
Zur Stadionführung trifft sich die Gruppe am Ottmar-Walter-Tor. Bevor alle beisammen sind, wird noch fleißig gesprochen und diskutiert. Thema ist natürlich der FCK und die vergangenen Spiele der Mannschaft. Mit Führerin Lisa Oberhofer geht es dann zuerst in den Presseraum. Hier stehen nach jedem Heimspiel die Trainer beider Mannschaften den Journalisten Rede und Antwort – und auf dem Stuhl, den sonst der Trainer innehat, dürfen die Queer-Devils-Mitglieder auch Platz nehmen. Markus Pfalzgraf lässt sich nicht zweimal bitten. „Unser neuer Trainer“, rufen einige der Gruppe lachend.
In der Gruppe sind auch Heterosexuelle, teils mit ihren Kindern dabei. „Bei uns ist jeder willkommen. Wer immer sich dem Verein anschließen möchte, der kann das gerne tun“, sagt Vorstandsmitglied Markus Pfalzgraf. Viele der Teilnehmer sind eingefleischte Fans, die jedes Heimspiel mitverfolgen, in der Westkurve stehen und begeistert den Auftritten ihrer Mannschaft beiwohnen. Dabei ist die Gruppe mittlerweile bei großen Teilen der Fans bekannt, erhält auch Unterstützung vom FCK.
„Viele Vereinsvertreter haben unseren Aktionen schon beigewohnt, uns begleitet und unterstützt“, erzählt Pfalzgraf. Der FCK habe dabei geholfen, Kontakte zu knüpfen und Aufklärungsarbeit zu betreiben. „Wir wurden von Anfang an positiv aufgenommen. Es gab viele Gespräche mit dem Verein.“ Sogar ein eigenes Treffen, zu dem auch schwul-lesbische Fußballfans aus anderen Städten angereist sind, hat man im Fritz-Walter- Stadion abgehalten.
In den Innenraum der Arena geht es jetzt für die Teilnehmer der Führung. Sie dürfen die Lounge besichtigen, von der man einen Blick quer über die Tribünen und durch das ganze Stadion hat. Später durchqueren sie den Spielertunnel, durch den die Mannschaften in das Stadion einlaufen. Dabei kommen sie auch an der Mixed Zone vorbei, in der nach dem Spiel Interviews geführt werden. Wenige Augenblicke danach steht die Gruppe direkt vor dem heiligen Rasen. Sie dürfen ihn zwar nicht betreten, aber berühren. So mancher Fan nutzt die Gelegenheit und nimmt auf der Trainerbank Platz.
Auch die Plätze der Assistenzschiedsrichter bekommen die Frauen und Männer zu sehen. Dabei erinnert sich Markus Pfalzgraf auch an weniger schöne Szenen im Stadion: „Ich habe es schon erlebt, dass Fans in der Westkurve den Schiedsrichter mit den Worten ,Du schwule Sau’ beschimpfen. Dass wenige Meter entfernt Menschen wie ich stehen, die schwul sind und dadurch mit beleidigt werden, wird oft nicht registriert. Man fühlt sich nicht gut dabei.“ Es könne nicht sein, dass „schwul“ ein Ausdruck der Beleidigung sei. „Wir sind Menschen wie jeder andere. Und genauso FCK-Fans wie alle, die in der Westkurve stehen.“ Oftmals spreche er Menschen, die das Wort „schwul“ abwertend verwenden, direkt darauf an. Diesen werde erst dann bewusst, was sie eigentlich gesagt haben. Viele würden einsehen, sich falsch verhalten zu haben und entschuldigten sich.
Zum Abschluss der Stadionführung geht es hoch ins FCK-Museum. Beim Anblick des Duplikats der Meisterschale von 1998 werden Erinnerungen an die glorreichen Zeiten wach, als der FCK direkt nach dem Aufstieg Deutscher Meister wurde. Damals existierten die Queer Devils noch nicht. Mittlerweile sind sie als eigener Fanclub aktiv. „Ich denke, dass wir in den wenigen Jahren, die unser Verein vorweisen kann, einiges bewegen konnten. Es ist uns einfach wichtig zu zeigen, dass Menschen, die eine andere sexuelle Orientierung haben, selbstverständlich genauso dazugehören. Darum klären wir auf und werben für Akzeptanz. Und dabei sind wir schon sehr weit“, meint Pfalzgraf.
Der Verein: Queer Devils
Die Queer Devils sind ein eigenständiger Verein, in dem sich schwule und lesbische Fans des 1. FC Kaiserslautern zusammengefunden haben. Aktuell zählt der Verein etwa 40 Mitglieder. Gegründet wurde er am 21. Juli 2007. „Während dieser Zeit gab es in einem Internetforum bereits einen losen Zusammenschluss schwul-lesbischer FCK-Fans, die sich ,Betze Buben’ nannten und sich regelmäßig austauschten. Auf Initiative einiger Beteiligter wurden dann die Queer Devils ins Leben gerufen“, erzählt Markus Pfalzgraf, der seit 2010 im Verein ist. Man habe eine eigene Satzung erstellt und sich mit Hilfe des FCK organisiert. Der Name Queer Devils entstand bei einer Internet-Abstimmung.
Über das ganze Jahr hinweg werden von der Gruppe Aktionen gestartet, die für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen werben. Dazu gehören Infostände im Fritz-Walter-Stadion, Treffen mit schwul-lesbischen Fanclubs anderer Vereine oder die Teilnahme an ähnlichen Veranstaltungen in anderen Städten. Des Weiteren werden Grillfeste veranstaltet, bei denen die Mitglieder der Gruppe gemütlich zusammensitzen und ihre Erfahrungen austauschen können.
Ebenso fahren sie häufig zu den Auswärtsspielen des FCK. Bei den Heimspielen ist die Gruppe immer zugegen. „Mit unseren Aktionen wollen wir Aufklärungsarbeit betreiben. Es gibt leider immer noch Menschen, die ein völlig falsches Bild von Schwulen und Lesben haben“, sagt Pfalzgraf. Ziel sei es, gegen Homophobie, also die Anfeindung homosexueller Menschen, zu kämpfen sowie das Bild von Homosexuellen in der Gesellschaft zu verbessern.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung