ZitatAlles anzeigenDer FCK will morgen gegen 1860 München erneut Werbung in eigener Sache machen
Zwischenspurt angepeilt: Nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale muss der 1. FC Kaiserslautern nun in der Zweiten Fußball-Bundesliga so langsam wieder ans Punktesammeln denken. Morgen (13.30 Uhr) gastiert der TSV 1860 München im Fritz-Walter-Stadion.
Seit vier Spielen sind die Lauterer in der Liga ohne Sieg. Wobei das gute 0:0 vorige Woche beim starken 1. FC Köln zur Premiere von FCK-Trainer Kosta Runjaic als Erfolg zu verbuchen ist. Die zuletzt so frustrierten Fans der Roten Teufel wollen nach der Pokalparty von Mittwoch beim 3:1 gegen Bundesligist Hertha BSC morgen auch mal wieder drei Punkte feiern.
„Wir hinken unseren Zielen noch etwas hinterher“, sagte FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz vor eineinhalb Wochen bei der Vorstellung des neuen Trainers. Das gilt insbesondere mit Blick auf die Liga – aber auch hinsichtlich der Zuschauerzahlen.
Die Luft war raus am Ende der Amtszeit von Runjaics Vorgänger Franco Foda.
Die Lust der Leute auf ein Live-Spiel auf dem „Betze“ hielt sich zuletzt in Grenzen. Zwar war die Stimmung im Stadion bei der Aufholjagd gegen Cottbus mit zehn Mann unter Interimstrainer Oliver Schäfer toll. Aber das 2:2 sahen nur 25.420 Zuschauer; vor ein paar Jahren wären das bei ähnlicher Tabellenkonstellation trotz des Montagstermins mehr gewesen. Obgleich dieser Wert für die Zweite Liga immer noch gut ist.
Aber auf Zuschauerkrösus Köln oder auch auf Düsseldorf hat der FCK in dieser Hinsicht an Boden verloren. 24.291 Zuschauer zu Runjaics Heimdebüt nun gegen Bundesliga-Aufsteiger Hertha waren für die Unter-der-Woche-Pokalverhältnisse in Ordnung, verglichen vor allem mit den gerade mal 6700 in Wolfsburg oder den 11.500 bei Hoffenheim gegen Cottbus.
Die Stimmung war nach der Pokal-Überraschung und einer echten „Betze“-Halbzeit mit drei Treffern Richtung Westkurve ohnehin großartig. Nun hoffen die Lauterer, dass dieser Sieg eine Initialzündung war auf dem langen Weg Richtung Bundesliga.
Ein Sieg morgen gegen die ebenfalls ambitionierten und von ihrer 71.000-Zuschauer-Kulisse beim 0:2 nach Verlängerung im Pokal gegen Dortmund beflügelten Sechziger würde Lauterer Träumen wieder Nahrung geben. „Die Fans haben ein feines Gespür dafür, wie die Mannschaft auftritt“, sagt FCK-Coach Runjaic. Für die morgige Partie hat der Klub bisher mehr als 27.000 Karten verkauft.
„Wir haben noch nicht viel erreicht“, sagt Runjaic trotz seines erfolgreichen Einstands mit Demut. „Es geht nur gemeinsam, Mannschaft, Verein, Fans“, betont der 42-Jährige. Er will, dass seine Mannschaft auf dem Platz aktiver wird und früher attackiert. „Es sieht ja jeder, wie hoch wir jetzt stehen“, kommentiert Linksverteidiger Chris Löwe die Marschroute des neuen Trainers, „aber so ist das im modernen Fußball. Dadurch werden die Wege nach vorne bei Balleroberung kürzer.
Das ist ein bisschen gefährlich, wenn man den Ball verliert, aber dieses Risiko müssen wir eingehen.“ Beim 1:0 für Hertha wurde das Risiko deutlich; nach dem Ballverlust Olivier Occéans im gegnerischen Strafraum nutzte Berlin die Räume zum Kontern.
Wie wichtig es für die Roten Teufel ist, dass Torjäger Mohamadou Idrissou nach verbüßter Rotsperre wieder stürmt, hat das Pokalspiel am Mittwoch gezeigt, nicht nur wegen seines Treffers zum 1:1. „Mo ist mit seiner Präsenz ganz wichtig für uns, er ist ein sehr unangenehmer Gegenspieler“, sagt Innenverteidiger Jan Simunek.
Für den Platz an der Seite Idrissous hat sich Occéan durch zwei ordentliche Spiele empfohlen. Simon Zoller saß gegen Hertha auf der Bank. „Klar, jeder will spielen. Aber ich habe mich für Olli wirklich gefreut, dass er sein Tor gemacht hat“, sagt der Stürmer, „weil ich weiß, wie wichtig es für ihn war.“ Nun hofft Zoller, dass er auch selbst bald wieder angreifen darf. Gerne schon morgen gegen 1860.
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Betze-Geflüster
Löwen und Lose
Einmal halb und halb, bitte! In manchen pfälzischen Ausflugslokalen bekommt man bei dieser Bestellung eine Scheibe Saumagen und einen Leberknödel. Und auf Wunsch einen Löffel Senf dazu. Auch im Fußballstadion gibt’s halb und halb. Saumagen und Leberknödel weniger, Senf aber in rauen Mengen. Halb und halb im Stadion, so lassen sich geteilte Fanschals bezeichnen.
Es gibt sie noch, wenn auch nicht mehr ganz so häufig. In den 90er Jahren waren sie Kassenschlager, solche Freundschaftsschals. Vor allem jener mit der dem 1. FC Kaiserslautern gewidmeten rot-weißen Hälfte und der blau-weißen Hälfte, die die Sympathie mit 1860 München zeigt.
Damals boomte die Fanfreundschaft zwischen Lauterern und Löwen so richtig. Damals, als der FCK in der Bundesliga dem FC Bayern die Stirn bot und die klassentieferen Sechziger für echte Fußballromantik standen mit ihrem Stadion an der Grünwalder Straße.
Es ist ein bisschen ruhiger geworden um die Fußball-Fanfreundschaften. Nur einige Eingefleischte halten sie am Leben. Immerhin kommen morgen zum FCK-Spiel gegen 1860 viele Löwenfans, auch um alte Lauterer Kumpels zu treffen und bei einem leckeren Getränk über Gott und den Fußball zu plaudern.
Einige der Sechziger-Freunde werden dann im „Zwölften Mann“ sein, in der kultigen FCK-Fankneipe am Lauterer Bahnhof. Dort herrschte vor den Autogramm-Fotos von Stefan Majewski, Sergio Allievi oder Friedhelm Funkel, jetzt 1860-Coach, am Mittwochabend nach dem 3:1-Coup des FCK im Pokal gegen Hertha BSC schon Vorfreude auf Sonntag. Auf die Löwen und deren Freunde – und auf die Auslosung des DFB-Pokal-Achtelfinales, die diesmal Bundestrainer Jogi Löw vornimmt, morgen Abend in der Sportschau.
Eine kleine, lustige Gruppe im „Zwölften Mann“ hat die Auslosung in der Euphorie des 3:1-Erfolgs schon mal vorzelebriert. Inklusive fiktiver Live-Schalte nach Saarbrücken: Denn die Glücksfee loste dem FCS am Mittwochabend sensationell den FC Bayern als Pokalgegner zu. Notiert wurden die Achtelfinal-Partien auf einem Bierdeckel. Der FCK müsste demnach zum 1. FC Köln. Zudem wurde gelost: HSV - Union Berlin, Hoffenheim - Wolfsburg, Eintracht Frankfurt - Augsburg, Sandhausen - Leverkusen, Ingolstadt - Freiburg. Und Dortmund empfinge Schalke!
Attraktive Ansetzungen. Ob sich der Bundestrainer daran hält? Wir sehen es nach dem FCK-Spiel gegen die Löwen. Davor ein Weißwurstfrühstück? Würde thematisch und zeitlich passen. Aber Achtung! Nicht dass der süße Senf auf dem schönen Halb-und-halb-Schal landet. Oliver Sperk
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Interview: Funkel will 1860 kurieren
Seit drei Wochen ist Friedhelm Funkel (59) Trainer von 1860 München. Für den FCK, morgen TSV-Gegner, hat er in 66 Bundesligaspielen 24 Tore erzielt. Ein RHEINPFALZ-Gespräch.
Herr Funkel, vor 30 Jahren haben Sie als Torjäger den FCK verlassen. Jetzt sind Sie als Trainer von 1860 mal wieder zu Gast. Welche Erinnerungen an den „Betze“ haben Sie spontan?
Zuerst fällt mir dieses ganz besondere Spiel ein, dieses 5:0 gegen Real Madrid 1982. Dann Kalli Feldkamp, der mich damals geholt hat, und meine Mitspieler wie unter anderem Hellström, Briegel, Bongartz, Reiner Geye.
Was machen Sie als der mit über 1100 Einsätzen als Spieler und Trainer erfahrenste Aktive im deutschen Profifußball heute anders als früher?
Vieles. Wir älteren Trainer sind ja nicht stehengeblieben. Videoanalysen spielen eine viel größere Rolle. Man redet heute mehr mit den Spielern, erklärt ihnen mehr als früher.
1860 und der FCK haben allein aus ihrer Tradition heraus hohe Ziele. Was hat da zuletzt für ganz oben gefehlt?
Die Lauterer waren vor zwei Jahren ja ganz oben, und sie waren zuletzt ganz dicht dran. Bei uns ist das länger her. Da hat einfach in den letzten Jahren die Konstanz gefehlt. Es gab gute Phasen, aber dann hat man zwischendurch wieder den Anschluss verloren.
München ist Ihre südlichste Station in 24 Trainer-Jahren. Was reizt Sie an dem heißen Pflaster?
Ich will diesen Traditionsklub wieder nach oben führen. Wir haben tolle Fans, tolle Mitarbeiter, Top-Trainingsbedingungen. München ist ein Top-Standort, eine faszinierende Stadt.
71.000 Zuschauer am Dienstag im Pokal gegen Dortmund, tolle Stimmung, das Aus erst in der Verlängerung. Was nehmen Sie von diesem Abend mit?
Selbstvertrauen! Wir haben in 90 Minuten gegen Dortmund nicht verloren. Mit diesem Einsatz, dieser Laufbereitschaft, dieser Leidenschaft wollen wir auch in der Liga die Fans wieder ins Stadion holen.
Wie will 1860 am „Betze“ bestehen?
Wir müssen Standards vermeiden, da ist der FCK sehr gefährlich, und die auch körperlich starken, aggressiven Stürmer Idrissou und Occéan in den Griff kriegen. Und ein Tor mehr schießen als der FCK (lacht).
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau