ZitatAlles anzeigenFCK heute bei Aufsteiger Bielefeld
Spiel vier unter Kosta Runjaic: Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern will heute (18.30 Uhr) beim gut gestarteten Aufsteiger Arminia Bielefeld seinen Aufwärtstrend bestätigen. Runjaic erwartet einen Gegner, ”der kämpft, bis der Schiedsrichter abpfeift”.
Die Arbeit seines Bielefelder Kollegen Stefan Krämer nötigt dem FCK-Trainer großen Respekt ab. ”Man muss den Hut ziehen vor dem, was Bielefeld bisher geleistet hat”, betont der 42-Jährige, ”es ist eine Mannschaft, die sehr leidenschaftlich spielt, die in der Tabelle über uns steht und die bisher mehr Tore erzielt hat als wir.”
Die Bielefelder sind mit 14 Zählern aus neun Partien als Fünfter (17:16 Tore) mit dem einen Rang dahinter liegenden FCK (12:11 Tore) punktgleich. Die Lauterer wollen den Rückenwind nutzen, den sie nach dem 0:0 in Köln zu Runjaics Premiere, nach dem 3:1-Pokalcoup gegen Hertha BSC und vor allem nach dem jüngsten, so überzeugenden 3:0 gegen 1860 München spüren.
”Das war nach Köln und dem Spiel gegen Berlin ein weiterer Schritt nach vorne für uns”, sagt FCK-Mittelfeldmann Alexander Ring, ”wir haben gegen 1860 unser Niveau konstant über 90 Minuten gehalten und als Mannschaft ein gutes Spiel absolviert.”
Daran wollen Ring und seine Kollegen heute anknüpfen. Der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler, den der FCK vor der Saison von HJK Helsinki verpflichtet hat, zeigte sich nach einer schwachen Vorstellung mit vielen Fehlern gegen Hertha zuletzt gegen 1860 verbessert. Mit Markus Karl bildet Ring zurzeit das zentrale Mittelfeld der Lauterer, spürt aber die Konkurrenz von Willi Orban, Ariel Borysiuk oder auch Kostas Fortounis im Nacken.
”Alex ist ein sehr begabter, kompletter Fußballer, er bringt hohes Tempo mit und ohne Ball mit. Er ist ein Spieler, der in der Zweiten Liga den Unterschied machen kann”, urteilt Runjaic über Ring, ”gegen Hertha hat er gute Szenen gehabt. Er hat vielleicht aber auch das eine oder andere Mal den Ball zu leicht hergegeben. Aber das hat er gleich nach dem Spiel auch selbst erkannt.” Auf des Trainers Wunschliste an Ring und Co. stehen ”mehr Tore aus dem Mittelfeld”.
Ring freut sich auf heute Abend. ”Das ist ein wichtiges Spiel: Wir wollen mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause gehen”, sagt der 22-Jährige, der in zehn Tagen mit dem finnischen Nationalteam zum Abschluss der WM-Qualifikation in Frankreich antritt.
”Wir haben die drei Spiele auf einem hohen Level absolviert”, sagt Runjaic nach seinen ersten 17 Arbeitstagen, ”das wollen wir in den kommenden Wochen bestätigen.”
Vor der Partie heute Abend in der nach einem Großsponsor, einem Fenster- und Türenhersteller, benannten Schüco-Arena auf der Bielefelder Alm sagt Runjaic grinsend: ”Wir machen hinten die Tür zu und wollen vorne das eine oder andere Fensterchen aufmachen.”
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Porträt: Ein Südpfälzer in Ostwestfalen
Manuel Hornig hat sich durchgebissen. Mit 30 Jahren ist er zurück in der Zweiten Bundesliga, und er hat trotz seines reiseintensiven Hauptberufs Fußballprofi sein Studium in Mainz und Kaiserslautern durchgezogen. Auf seine Examensarbeit hat er jüngst eine Eins bekommen. Jetzt steht der abschließende Prüfungsmarathon an, im Herbst 2014 will Hornig sein Geografie- und Sportstudium auf Gymnasial-Lehramt abgeschlossen haben. Und zugleich mit Arminia Bielefeld, wo der in Kandel geborene und in Rheinzabern aufgewachsene Südpfälzer Vizekapitän ist, weiter kräftig in der Zweiten Liga mitmischen.
„Wir haben keine so herausragenden Individualisten, wie sie andere Mannschaften haben“, sagt Hornig, „unsere Stärke ist unser Teamgeist. Wir verstehen uns so gut, wie ich es bisher kaum in einer Mannschaft erlebt habe.“ Im Sommer 2011 ist der ehemalige Profi des 1. FC Kaiserslautern von der TuS Koblenz zum damaligen Zweitliga-Absteiger Bielefeld gewechselt. Nach einem gemeinsamen Konsolidierungsjahr und Platz 13 haben der Südpfälzer und die Ostwestfalen im Mai als Tabellenzweiter den Wiederaufstieg geschafft.
„Alles richtig gemacht“, sagt Hornig beim Blick zurück. In der letzten Zeit beim FCK und auch noch danach in Koblenz habe er wegen seiner langwierigen Probleme mit dem Sprunggelenk „schon ab und zu gedacht: Warum tust du dir das mit dem Fußball noch an?“ Aber der Wille und der Spaß am Sport waren stärker als die trüben Gedanken. Nach einiger Überlegung entschied sich Hornig mit seiner drei Jahre jüngeren damaligen Freundin und jetzigen Frau Sarah für den Wechsel nach Bielefeld.
Dort bekam der lange Blonde auch mit Hilfe von Spezialeinlagen die Sprunggelenkprobleme in den Griff. Seine Frau, die aus Mutterstadt stammt, gab für die gemeinsame Zukunft ihre Doktorandenstelle in Frankfurt auf. „Ich bin ihr für ihre Unterstützung unheimlich dankbar“, betont Hornig. Nach dem ersten Umzug in eine Region, die wirklich weit weg ist von der Pfalz, arbeitete seine Frau als Biologie-Lehrerin, bis vor knapp zwei Monaten Söhnchen Emil auf die Welt kam. Die junge Familie lebt samt kleinem Hund naturnah am Teutoburger Wald in Oerlinghausen-Helpup südöstlich von Bielefeld.
An der Wiedergeburt der Arminia haben für Hornig, der als Innenverteidiger eine tragende Säule des Teams ist, zwei Leute großen Anteil. „Stefan Krämer ist ein spielernaher Trainer, er findet die richtige Mischung aus Toleranz und Ernst“, sagt Hornig, „und unser Sportlicher Leiter Samir Arabi hat aus unterklassigen Vereinen für wenig Geld richtig gute Spieler geholt. Davor ziehe ich den Hut.“
Heute Abend will die Arminia die Lauterer Ex-Kollegen des Verteidigers ärgern. Und bei Hornigs ist die Bude voll. Aus der Pfalz haben sich Hornigs Mutter, seine Schwester, sein Patenonkel, sein Cousin und viele Freunde angekündigt. (Foto: Imago)
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BETZE-GEFLÜSTER
Und ewig sucht man Bielefeld
Es ist derart grober Unfug, dass es ziemlich spaßig ist. Was? Bielefeld? Gibt’s doch gar nicht. Dass die angeblich 324.000 Einwohner zählende Stadt in Ostwestfalen nur auf dem Papier existiert, ist eine beliebte Legende.
Sie soll in den 90er-Jahren auf einer Studentenparty entstanden sein und wurde dann weitergesponnen, vor allem im Internet. Auch Fernsehsendungen nahmen sich der sogenannten Bielefeldverschwörung an. Bielefeld? Gibt’s nicht.
Rund 1500 Augenzeugen aus der Pfalz wollen sich heute beim Spiel der Zweitliga-Kicker des FCK bei Aufsteiger Arminia Bielefeld davon überzeugen, dass es diese Stadt doch gibt. Wahrscheinlich werden sie Handy-Fotos von ihr machen und sie später überall als Beweismittel für die Existenz Bielefelds herumzeigen.
Mit Schrecken haben unter anderem Fortuna Düsseldorf und der SV Sandhausen in dieser Zweitliga-Saison schon feststellen müssen, dass es Bielefeld doch gibt. Bundesliga-Absteiger Düsseldorf und die nach Duisburgs Lizenzentzug doch in der Zweiten Liga gebliebenen Sandhausener haben es bei ihren Niederlagen im Stadion der Ostwestfalen, das Fußballfreunden als Bielefelder Alm bekannt ist, schmerzlich erfahren müssen: Es gibt Bielefeld tatsächlich.
Der FCK und seine Fans verbinden positive Erinnerungen mit jener legendären Stadt. Am 19. April 2010 bei der letzten Partie der beiden Klubs setzten die Roten Teufel einen Meilenstein auf dem Weg zum Aufstieg in die Bundesliga. Torjäger Srdjan Lakic erzielte den 2:1-Siegtreffer mit einem Kopfball nach einer präzisen Flanke Florian Dicks. Der FCK stieg später in die Erste Liga auf. Die Bielefelder stiegen ein Jahr später ab.
Seit diesem Sommer ist die Arminia zurück in Liga zwei. Mit ihrem engagierten Trainer Stefan Krämer haben sie nach zwei Drittliga-Spielzeiten die Rückkehr geschafft und nun in den ersten neun Partien 14 Punkte geholt, genauso viele wie Aufstiegskandidat Kaiserslautern.
Stur. Hartnäckig. Kämpferisch. Das ist der Slogan des DSC Arminia Bielefeld, den die vergleichsweise unbekannten Spieler mit viel Leben füllen. Heute wollen sie auch dem FCK großen Kampfgeist entgegensetzen. Übrigens feiert die Stadt Bielefeld nächstes Jahr ihr 800-jähriges Bestehen. Das offizielle Motto: „Das gibt’s doch gar nicht.“
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau