ZitatAlles anzeigen
FAN-BEAUFTRAGTER Klaus Becker gibt mit dem Saison-Ende sein Amt nach 22 Jahren ab
Maximal zehn Heimspiele hat er seit 1975 verpasst. Für Klaus Becker, den Fanbeauftragten des 1. FC Kaiserslautern der Region Rheinhessen/Pfalz ist seine Mannschaft fast so etwas wie eine Religion. Mit Ende der aktuellen Spielzeit wird er seinen Posten aber an die jüngere Generation abgeben. Eine schmerzliche Lücke wird der 67-Jährige damit hinterlassen, die ihm auch durchaus bewusst ist. Doch die Entscheidung steht fest: „Besser man geht dann, wenn alle sagen: ‚Schade, dass du aufhörst, Klaus!’“ Ein Satz, den der Hochborner in den kommenden Monaten bestimmt häufig hören wird.
Vom WM-Sieg inspiriert
Aufgewachsen in den 1950er Jahren und auf dem Land, war der Ballsport für ihn und seine Altersgenossen das, womit man sich identifizierte. „Der WM-Sieg in Bern setzte dann aber international ein Ausrufezeichen, das weit über den Fußball hinaus wirkte“, beschreibt Becker. „Plötzlich war Deutschland wieder etwas.“ Und in der deutschen Nationalmannschaft waren fünf Rote Teufel dabei.
Keine Frage, dass der Hochborner seither sämtliche Erfolge und Niederlagen mit seinem Verein durchgestanden hat. Natürlich unabhängig von der jeweiligen Liga. Vor 22 Jahren übernahm Becker dann als Nachfolger von Norbert Thierse das Ehrenamt als Fanbeauftragter. Derzeit ist er für 43 Clubs in der Region und damit zwischen 2500 und 3000 organisierten Fans Ansprechpartner in allen FCK-Lebenslagen. „Manchmal bin ich dann auch so etwas wie ein Sorgentelefon“, erzählt Klaus Becker schmunzelnd.
Ansonsten zählen zu seinen Aufgaben etwa die Organisation von Regionalsitzungen, Freundschaftsspielen, Fußballturnieren für Nachwuchstalente und Veranstaltungen wie Wanderungen, Feste oder Busfahrten zu Auswärtsspielen. Keine Frage, dass in den zwei Jahrzehnten so manches Erlebnis unvergessen bleibt. Beispielsweise die DFB-Pokalsiege in Berlin 1990 und 1996 oder die Deutsche Meisterschaft 1991 mit einem souveränen 6:2-Auswärtssieg beim 1. FC Köln, wo rund 40 000 FCK-Fans das Stadion füllten.
Neben dem Fußball engagierten sich die Fans der Region Rheinhessen/Pfalz aber auch im sozialen Bereich. Darunter etwa eine Spende in Höhe von 20 000 Mark für arme Menschen in Bulgarien, wo Becker Mitte der 1990er Jahre mit einem Hilfskonvoi hinfuhr, oder 5000 Euro für die Tsunami-Opfer. Rückblickend sagt der 67-Jährige: „Die Faszination am Fußball ist nicht, dass jemand einem Ball hinterherrennt, der in einem Rechteck landen soll, sondern die Geschichten hinter dem Spiel.“
Eine solche Geschichte ist Becker, dessen Freundeskreis zu 90 Prozent aus FCK-Fans besteht, für den Verein selbst. Wer seine Nachfolge antritt, das will der Region-Vorsitzende noch nicht verraten, nur so viel: „Die Lösung ist absehbar.“ Eine wichtige Botschaft wird er demjenigen aber mit auf den Weg geben. Und das ist: ein Augenmerk darauf zu richten, dass sich die Fan-Kultur verändert hat.
„Früher gab es viel mehr Stammtische zum Fußballschauen. Heute sind die jungen Leute aber noch mobiler und verabreden sich direkt im Stadion“, beschreibt Becker. Wichtig sei es daher als Fan-Beauftragter, auch auf die Bedürfnisse der älteren FCK-Anhänger zu achten, damit sie nicht ins Hintertreffen geraten. „Jede Generation hat ihre eigenen Bedürfnisse“, weiß der Hochborner.
„Wenn dann aber bei der Weihnachtsfeier alle gemeinsam singen, bekomme ich hinterher sogar von den jüngeren Leuten zu hören: Mensch, das war doch schön.“