ZitatAlles anzeigenBALL: FCK nach 3:2-Duselsieg gegen FSV Frankfurt weiter auf der Lauer – Kevin Stöger zeigt Flagge
VON OLIVER SPERK & HORST KONZOK
Bleibt das Glück, das der 1. FC Kaiserslautern beim 3:2 (3:2) gegen den FSV Frankfurt gepachtet hatte, den Roten Teufeln treu, dann kann es mit dem Aufstieg doch noch was werden. Der überragende Torhüter Tobias Sippel mit sechs Glanztaten und die Torlatte, die Michael Görlitz in der 83. Minute beben ließ, verhinderten eine Lauterer Heimschlappe.
Drei Spieltage vor Schluss liegt der FCK in der Zweiten Bundesliga auf Rang vier, drei Punkte hinter dem SC Paderborn auf dem Relegationsplatz und vier Zähler hinter Greuther Fürth auf dem zweiten Aufstiegsplatz. „Schön, dass ich mal zeigen konnte, dass ich noch imstande bin, einen Sieg festzuhalten“, sagte Sippel strahlend, aber auch mit großer Bodenhaftung nach seinem besten Saisonspiel. Nach drei Minuten hatte ihn Mathew Leckie nach Konrad-Flanke per Kopf bezwungen (0:1), in der 38. Minute traf die starke FCK-Leihgabe Andrew Wooten nach Flanke von Odise Roshi, der Jean Zimmer ausgetrickst hatte, gleichfalls per Kopf und unbelästigt vom zu weit weg verharrenden Marc Torrejón zum 2:2.
Es hätte der Tag des Andrew Wooten werden können, es wurde der des Tobias Sippel. So parierte er nach Karl-Patzer gegen Wooten, der den einige Male indisponierten Dominique Heintz ausgespielt hatte (16.). In der 27. Minute war Sippel weit aus seinem Kasten geeilt, stoppte Roshis Solo. Nach Heintz-Fehler war Sippel erneut gegen Wooten auf dem Posten (41.), der in der 84. frei vor Sippel auftauchte, der erneut parierte. In der Schlussminute wehrte der Teufelskerl erst Edmond Kapllanis Distanzschuss ab und machte dann Wootens Chance zunichte . „Heut’ hat er klasse gehalten“, anerkannte Wooten.
Florian Dicks 18-Meter-Volley-Traumtor zum 1:1 in der 23. Minute nach perfekt getretener Ecke Kevin Stögers war vor allem als Frust-Bekämpfer nach einem erneuten frühen Rückstand der Lauterer wichtig. „Ich hab’ eigentlich Ruben Jenssen gesagt, er soll die Ecke mit Kevin kurz ausspielen“, sagte Dick mit Blick auf das wichtige erste Tor, „aber Kevin hat es sich anders überlegt.“ Dick nutzte die freie Schussbahn, ging volles Risiko und wurde mit dem tollen Treffer belohnt. „Das war gar nicht groß einstudiert, das kam aus dem Bauch raus. Neun von zehn Bällen aus dieser Lage landen auf der West (Westtribüne), einer geht rein ...“, sagte Dick strahlend. Das 3:2, das Markus Karl per Kopf erzielte (45.), bereitete der 29-Jährige mit einem weiten Einwurf vor.
Dass Dick wie seine Abwehrkollegen Torrejón und Heintz dem kilometerlangen Hinterherlaufen beim 1:5 im Pokal-Halbfinale am Mittwoch beim übermächtigen FC Bayern am Ostersonntag Tribut zollte, verzieh FCK-Trainer Kosta Runjaic seinen Jungs nach dem Sieg. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, betonte der Coach nach einer harten Woche. Leckies 0:1 (3.) hatte Dick mitverschuldet – er stand zu weit weg vom Frankfurter Flügelflitzer und rutschte dann auch noch aus. „Das war schwer heute, wir haben die Woche schon noch gemerkt“, sagte Dick, „und Leckie ist ja nicht gerade der langsamste Spieler in der Liga.“
Einige Male hatte der FCK-Rechtsverteidiger das Nachsehen gegen den starken Australier. „Leckie hat ja nicht umsonst bei Borussia Mönchengladbach gespielt“, sagte Runjaic hinsichtlich der Qualität des pfeilschnellen 23-Jährigen. Auf der anderen Seite tat sich Zimmer schwer gegen Roshi, steigerte sich aber im Verlauf der Partie.
Die prägte auch Kevin Stöger. Der österreichische U21-Nationalspieler, erstmals in der Startelf, bereitete bei seinem erst vierten Einsatz Dicks Traumtor vor und servierte auch die Flanke Richtung Srdjan Lakic, die FSV-Kapitän Manuel Konrad per Hand klärte. Den Elfmeter nutzte Mo Idrissou, der weite Wege ging, zum 2:1 (37.). Aber Torgefahr ging von Idrissou und Lakic sonst nicht aus, der vom rechten Flügel in die Spitze nachstoßende Simon Zoller kam nicht zum Abschluss. „Den einen Konter hätte ich besser ausspielen müssen“, gestand Kevin Stöger, der in der Schlussphase durchstartete, den Ball aber schlecht spielte und Zoller so ins Leere laufen ließ.
„Es hat lange gedauert, bis ich spielen durfte. Es freut mich, dass ich zwei Assists habe. Ich gebe weiter Gas“, sagte Stöger. Der feine Techniker muss in der Defensive zulegen, um sich zu etablieren. „Er hat Qualität und Potenzial. Er muss weiter zuhören, dann wird er mit uns und werden wir mit ihm viel Spaß haben“, sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic nach dem glücklichen Arbeitssieg. Auffallend, dass der FCK nach der Pause keine Chance mehr hatte, der FSV ein Plus bei Chancen (10:4) und Ecken (7:1) verbuchte.
Am heutigen Dienstag und morgen hat Runjaic seinen müden Jungs frei gegeben. Dass die nächste Partie bei Union Berlin erst am Montag (20.15 Uhr) steigt, kommt den Roten Teufeln nicht ungelegen.
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Zimmer - Karl, Jenssen - Zoller (90. Bunjaku), Stöger (90. +3 Mockenhaupt), Idrissou - Lakic (86. Occéan)
FSV Frankfurt: Klandt - Huber, Heubach, Oumari, Teixeira - Konrad (68. Kapllani), Kruska - Roshi (62. Görlitz), Kauko (77. Schlicke), Leckie - Wooten
Tore: 0:1 Leckie (3.), 1:1 Dick (23.), 2:1 Idrissou (37., Handelfmeter), 2:2 Wooten (38.), 3:1 Karl (45.)
Gelbe Karten: Zimmer, Stöger - Konrad (5/1), Roshi (4), Huber (3), Leckie (3)
Beste Spieler: Sippel, Stöger - Heubach, Leckie, Roshi, Wooten
Zuschauer: 26.065 - Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg).
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STIMMEN & STIMMUNGEN
Teuflisch starker Sippel beim FCK gefeierter Oster-Held
Vor allem für Tobias Sippel schien am Ostersonntag die Sonne: Mit „Sippel, Sippel“-Sprechchören der Fans aus seiner geliebten Westkurve ist der 26 Jahre alte Torwart des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gefeiert worden. Gleich sechsmal rettete Sippel beim glücklichen 3:2 (3:2)-Sieg gegen den FSV Frankfurt mit tollen Taten für seine müden Kollegen, denen die schweren Spiele zuvor in St. Pauli (3:2) und beim FC Bayern München im DFB-Pokal-Halbfinale (1:5) anzumerken waren. Der gebürtige Bad Dürkheimer, der seit 16 Jahren für den FCK spielt, hat mit einer Topleistung seinen Aufwärtstrend der vergangenen Wochen bestätigt.
„Ich freu’ mich vor allem, dass wir drei Punkte geholt haben“, betonte Sippel, „der Rest ist egal. Wichtig war, dass wir nach dem 0:1 und dem 2:2 Moral gezeigt haben und zurückgekommen sind.“ Dem Torwart der Roten Teufel war die Freude über den Sieg und das Lob anzusehen, das ihm seine Kollegen und sowohl FCK-Trainer Kosta Runjaic als auch FSV-Coach Benno Möhlmann zollten. Nach einigen Patzern und unglücklichen Aktionen vor allem in der Hinserie stand Sippel schon hart in der Kritik. „Dass man kritisiert wird, das gehört zum Job dazu“, meinte das FCK-Eigengewächs zwar lapidar. Dass dem Torwart manche – auch überharten – Verbal-Attacken wehtaten, war aber in der Vergangenheit kaum zu übersehen.
Gegen den FSV, der sich auf dem „Betze“ keineswegs wie ein Abstiegskandidat präsentierte, aber noch ein bisschen bangen muss, bestach Sippel mit einer Glanzleistung. „Offensiv waren wir nicht effektiv genug“, sagte FSV-Trainer Möhlmann, „zum Teil weil der Torwart gut gehalten hat, zum Teil weil die Entschlossenheit gefehlt hat.“ Gegen seinen ehemaligen Kollegen Andrew Wooten blieb Sippel nur einmal ohne Chance; da traf der vom FCK bis Saisonende an den FSV verliehene Stürmer zum 2:2 (38.). Sonst behielt Sippel in diesem Duell die Oberhand, verhinderte mit prima Stellungsspiel den möglichen 0:2-Rückstand (16.).
„Tobi hat eine Weltklasse-Leistung gezeigt“, lobte Teamkamerad Florian Dick seinen Kollegen. Die beiden Publikumslieblinge rackern seit Dicks Wechsel 2008 aus Karlsruhe in die Pfalz gemeinsam für die Roten Teufel. Wie die FCK-Fans hoffen auch Sippel und Dick, die beiden Dienstältesten, noch auf einen erfolgreichen Drei-Spiele-Endspurt im Aufstiegskampf. Nichts ist unmöglich ...
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung