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Medientag auf dem Betzenberg. Gestern präsentierte Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern beim offiziellen Fototermin den Kader, mit dem der Verein Anfang August in die Saison startet. Neben der ganzen Mannschaft wurden Spieler, Trainer und Betreuer auch einzeln abgelichtet.
Es sieht auf den ersten Blick aus, als hätten vielleicht Hänsel und Gretel eine Spur auf dem Rasen des Fritz-Walter-Stadions hinterlassen: 38 Zettel mit kryptischen Buchstaben-Kombinationen sind im Abstand von etwa einem Meter vor der Südtribüne ins Grün gepinnt. KR, IG, OS, GE ... Häh? Ab Mitte der Südtribüne wird es dann klarer. Auf dem Rasen liegen Zahlen, aufsteigend, von Eins bis in die hohen Dreißiger. Die könnten für Trikotnummern stehen. Stimmt! Hier werden nach dem Mannschaftsfoto ja auch noch Einzelportraits der Spieler angefertigt und die Zahlen markieren den Ort, wo sich der Profi mit der dazugehörigen Rückennummer aufstellen muss. Aber KR? IG? Abwarten ...
Zunächst steht das Mannschaftsfoto auf dem Zeitplan. Gegen 11.15 Uhr kommen Mannschaft sowie Trainer- und Betreuerstab aufs Feld getrabt und gruppieren sich zielgerichtet um und auf die sechs Bierbänke, die auf dem Rasen aufgebaut sind. Das geht flott – und ist auch geprobt, wie Nadia Saini vom FCK-Presseteam verrät. Hier wird noch schnell ein Trikot gerichtet, da ein lockerer Spruch gemacht und hier eine kleine Pose ausprobiert.
„Hey, das Trikot ist nicht in der Hose.“ FCK-Pressesprecher Stefan Roßkopf beäugt die Profis und deren Kleiderordnung genau. „Nee, komm, müsst ihr machen“, schiebt der Pressechef hinterher und die Profis gehorchen. Ein lang gezogenes, laut gesprochenes „Lächeln“ markiert den Beginn des Foto-Shootings: Klick, klick, klick, klick tönt es aus rund einem Dutzend Kameras, deren Bediener sich in Position gebracht hatten, während Roßkopf noch letzte Kommandos gab.
Fertig? Weit gefehlt. Nach den handelsüblichen Mannschaftsfotos folgen noch einige Spezialaufträge. Zunächst werden knapp Din A3 große, rote Karten verteilt: die Rote Karte gegen Rassismus. „Bitte nicht vors Gesicht halten“, erklärt Roßkopf augenzwinkernd. Zack, auch diese Aufnahmen sind im Kasten.
Dann folgt noch eine Werbeaufnahme für den Hersteller einer koffeinhaltigen Brause. Dazu werden Getränkeflaschen im Kader und Stab verteilt, die die Betreffenden dann bitteschön werbewirksam ins zu machende Bild halten sollen. Wie das geschehen soll, dafür gibt es keine Vorgaben.
Markus Schupp etwa balanciert die Flasche elegant auf der Handinnenfläche, Jean Zimmer parkt sie locker auf dem Knie, Markus Karl dagegen hält die Flasche einfach nur vor sich. Im Handumdrehen sind auch diese Aufnahmen im Kasten. Das Ende? Pah. Jetzt geht es erst richtig los.
Die Einzelportraits von Spielern, Trainern und Betreuern stehen auf dem Programm. Eingeleitet wird das Ganze mit der Auflösung der geheimnisvollen Buchstaben-Paare. Hinter die Zettel KR, IG, OS und GE stellen sich Cheftrainer Kosta Runjaic, die beiden Co-Trainer Ilja Gruev und Oliver Schäfer sowie Torwarttrainer Gerry Ehrmann. Klar! KR steht für Kosta Runjaic! KR! Da hätte man drauf kommen können.
Ruckzuck stehen die Foto-Models an den richtigen Positionen. Sie sind geduldig, lächeln brav und machen wenig Faxen. Halt. Doch. Co-Trainer Oliver Schäfer dreht den „Bitte recht freundlich“-Spieß einfach mal um und zaubert mit geschickten Augenbrauen-Bewegungen ein Lächeln aufs Gesicht des einen oder anderen Fotografen.
Ganz so steif soll es ja bei einem Fototermin nicht zugehen. Auch wenn er offiziell ist, darf hin und wieder gelacht werden.
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Fußball, filmen, fotografieren
Fotografieren ist harte Arbeit. Fotografiert werden aber auch, wie gestern im Fritz-Walter-Stadion beim Fototermin mit den Profis vom 1. FC Kaiserslautern zu beobachten war. Nicht zu sehen war allerdings, wie viel Arbeit schon vor dem Fototermin erledigt werden muss. Wo soll die Mannschaft hinschauen? Wer steht wo auf dem Bild? Und wo steht die Sonne, wenn der Termin um halb elf losgeht?
Gedanken dazu hat sich Nadia Saini gemacht. Sie ist im Presseteam des FCK für Bilder zuständig, ganz egal, ob die Bilder sich bewegen oder nicht. „Wir wollten die Westkurve in den Mittelpunkt setzen, daher schaut die Mannschaft auch beim Bild in Richtung Osten und hat die Westtribüne im Rücken und zwischen den Spielern ist eine Lücke, damit man das Logo sieht“, erzählt sie. Die Aufstellung auf dem Bild wurde selbstverständlich vorher geprobt und auch über die Lichtverhältnisse zu verschiedenen Tageszeiten im Stadion hat sich die 33-Jährige vorher kundig gemacht.
Gelernt hat die gebürtige Rostockerin, die lange in Hamburg gelebt hat, erst mal etwas völlig anderes: Restaurant-Fachfrau. Anschließend hat sie das Fachabitur gemacht und dann Film und Animation studiert. Davor, dazwischen und danach hat sie schon immer Fußball fotografiert, von der Bundesliga bis runter in die Kreisliga, wie sie erzählt.
Zum FCK gekommen ist sie vor zwei Jahren, geht mit der Mannschaft nun quasi in ihre dritte Saison auf dem Berg. „Ich habe mich als Praktikantin beworben, initiativ bei der Pressestelle. Eigentlich hat das gar nicht so recht auf mich gepasst“, erzählt Saini. Mittlerweile passt es sehr gut. Nach sechs Monaten Praktikum folgte ein Volontariat, seit 1. Juli ist Saini fest angestellt. In ihr Aufgabengebiet fallen die grafischen Dinge. Wenn sie sich nicht gerade Gedanken übers Mannschaftsfoto macht, dreht sie Filmchen für FCK-TV, fotografiert fürs Stadionmagazin oder denkt sich Motive für Fan-Artikel aus.
Und wenn sie mal Zeit und nichts, aber auch gar nichts mit Fußball, Fotos oder Filmen zu tun hat? „Das ist viel zu selten“, kommt wie aus der Pistole geschossen. Allerdings reise und lese sie gern. „Und als ich nichts mit dem FCK zu tun hatte, da habe ich dann WM geschaut“, erzählt sie. Ganz ohne Fußball geht es dann also doch überhaupt nicht.
Und wohin führt der Weg der Mannschaft, deren Aufstellung sie für das gestrige Foto arrangiert hat? „In die Erste Liga. Ich bin überzeugt von dem Team.“
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung