ZitatAlles anzeigenEinen Tag nach den Ausschreitungen beim Fußball-Zweitligaspiel des FCK gegen den KSC am Samstag herrschte gestern immer noch Fassungslosigkeit bei FCK und Polizei. Der Verein wurde von den Krawallen im Innenraum des Fritz-Walter-Stadions überrascht und will die Vorfälle erst einmal gründlich analysieren.
Vor und nach dem Spiel gab es reichlich Krawalle, zu den schlimmsten Ausschreitungen kam es etwa eine Viertelstunde nach Schlusspfiff auf der Südtribüne des Fritz-Walter-Stadions (wir berichteten in der RHEINPFALZ am SONNTAG). Während die Polizei gerade dabei war, den Abmarsch des Karlsruher Gästeblocks hinter der Osttribüne zu organisieren, durchbrachen etwa 100 zum Teil vermummte Karlsruher Anhänger mehrere Absperrungen auf der Osttribüne und stürmten auf die Südtribüne, wo sie auf rund 100 Anhänger des FCK trafen. Es kam zu einer größeren Schlägerei, die nach einigen Minuten von der Polizei beendet wurde. Dabei erlitten jeweils sechs Ordner und Anhänger beider Seiten Verletzungen.
Für die Sicherheit im Innenraum des Stadions ist primär der FCK zuständig, was Stefan Roßkopf, Pressesprecher des Vereins, gestern bestätigte. Er betonte, der FCK habe sich in Sachen Ordnungsdienst und Security auf die vorab als Risikospiel eingestufte Partie entsprechend vorbereitet. Der Sturm der Karlsruher Fans auf die Südtribüne sei zum strategisch ungünstigsten Zeitpunkt erfolgt, da die Polizei gerade hinter der Osttribüne mit dem Abmarsch der Gästefans befasst gewesen sei. Die Karlsruher Randalierer hätten die Absperrungen zwischen den einzelnen Blocks auf der Osttribüne überwunden und seien so auf die Südtribüne gelangt, von der Westtribüne seien FCK-Fans ebenfalls auf die Südtribüne gekommen. Das sei ein Novum und so bei Spielen des FCK noch nie passiert. „Unsere Konzentration gilt in erster Linie dem Abmarsch der Gästefans und der Sicherung des Innenraums“, erklärte der Pressesprecher, der betonte: „So weit hätte es nicht kommen dürfen.“ Der FCK werde die Situation analysieren und mit entsprechenden Maßnahmen dafür sorgen, dass so etwas künftig verhindert wird.
Auch Wolfgang Denzer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz, hob den unglücklichen Zeitpunkt der Attacke der Karlsruher Fans Richtung Südtribüne hervor. Die Sicherheitsvorkehrungen für den Abmarsch der Gästefans seien in vollem Gang gewesen, wenn dann was im Innenraum passiere, könne es einige Minuten dauern, bis die Polizei mit hoher Präsenz vor Ort ist. Auch bei den Ausschreitungen auf der Südtribüne habe es nur einige Minuten bis zum Eintreffen der Polizei gedauert, „auch wenn sich das für Betroffene wie eine halbe Ewigkeit anfühlt“.
Denzer erklärte, alles was danach den Abtransport der Karlsruher Fans verzögerte, sei eine Folge der Schlägerei auf der Südtribüne gewesen. So habe der Marsch der Karlsruher zum Bahnhof erst mit Verzögerung starten können. Dabei sei es am Löwenburgkreisel zu Angriffen auf Polizeibeamte gekommen, drei KSC-Anhänger seien festgenommen worden. Dies wiederum habe dazu geführt, dass der zweite Entlastungszug erst gegen 17 Uhr starten konnte, weil sich KSC-Fans solidarisch mit den Festgenommenen erklärten und sich weigerten, ohne die drei Personen in den Zug einzusteigen. Gleichzeitig seien auf der Nordseite des Hauptbahnhofes weitere Ausschreitungen passiert, als eine große Anzahl gewaltbereiter FCK-Anhänger randalierte. Es sei zu Flaschenwürfen gekommen, mehrere Polizeiautos seien beschädigt worden. Auch Beutel mit „unappetitlichen Flüssigkeiten“ seien geworfen worden.
Franz-Josef Brandt, Einsatzleiter der Polizei bei dem Spiel, sagte: „Die Polizei ist fassungslos über die Gewaltbereitschaft beider Fanlager – von Seiten der FCK-Fans vor und der Karlsruher nach dem Spiel.“ Die Polizei werde alles unternehmen, um die Randalierer zu überführen. Dazu stehe den Ermittlern umfangreiches Bildmaterial zu Verfügung, dass ausgewertet werden müsse.
Auch die Bundespolizei zieht eine traurige Bilanz. So habe der gesamte Hauptbahnhof nach dem Spiel zur strikten Fantrennung für längere Zeit gesperrt werden müssen. Insgesamt zählte die Bundespolizeiinspektion Kaiserslautern weit über 20 Straftaten, unter anderem wegen Raub, Körperverletzung und Widerstand. Die beiden zusätzlichen Züge nach Karlsruhe seien bereits auf der Anreise stark beschädigt worden.
Auch außerhalb der Stadt gab es Randale. So vermeldet die Bundespolizei, dass im Bahnhof Böhl-Iggelheim Karlsruher Fans Kaiserslauterer Anhänger angriffen und dabei Fanschals und Mützen entwendeten.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung